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Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Glück.«
    Darauf gab sie keine Antwort, aber sie wußte, daß es stimmte.
    Tyndall nahm sie in die Arme und sagte ruhig: »Olivia, fahr hin und rede mit ihm, dann packst du deine Sachen und kommst zurück. Komm nach Hause, mein Liebling.«
    In Tyndalls starken Armen schien alles so einfach.
    Tyndall schob ihr Gesicht zurück und sah ihr in die Augen. »Olivia, ich habe es dir schon einmal gesagt: Wir bekommen im Leben nur eine Chance, glücklich zu werden und du weißt, daß ich recht habe. Es nutzt dir nichts, deine Gefühle zu verbergen, sie stehen dir ins Gesicht geschrieben. Ich vermute, Gilbert hat immer gewußt, daß du mich liebst und daß du vielleicht eines Tages zu mir zurückkehren würdest. Höre auf die Stimme deines Herzens.«
    Da schmolz Olivias Widerstand dahin.
     
    Im weichen Licht der Abenddämmerung hielt Maya Olivia fest umarmt, als sie sich auf dem Deck des alten Dampfers verabschiedeten. »Liebe Olivia, komm bald wieder. Ich weiß, daß es schwer sein wird, aber eine so große Liebe findest du nur einmal im Leben …«
    Olivia lächelte leise in die Haare der jungen Frau hinein. »Und das nur, wenn du Glück hast. Dir ist sie einmal begegnet, ich bete für dich, daß du sie noch ein zweites Mal erleben wirst, mein liebes Kind.«
    Maya hob ihr verweintes Gesicht. »Olivia, für mich zählt nur, daß ich meine Familie gefunden habe, und das verdanke ich dir. Du bist mir immer besonders nahe gewesen und wirst bald meine zweite Mutter sein. Du und Tyndall, ihr beide gehört zusammen …«
    Das laute Tuten des Dampfers unterbrach sie, und plötzlich erschien Tyndall, der sich mit dem Kapitän unterhalten und ihm ans Herz gelegt hatte, alles zu tun, um Olivia die Reise angenehm zu machen. Olivia sah ihn an, wie er in der feinen weißen Uniform des Perlenunternehmers vor ihr stand. Den engen, hohen Kragen hatte er verwegen aufgeknöpft, die alte Kapitänsmütze unter den Arm geklemmt. Er strahlte sie an, das Gesicht voller Liebe.
    Dann preßte er Olivia an sich. »Sei stark, mein Liebes. Wenn du möchtest, daß ich komme, schick mir ein Telegramm. Ich kann nicht schlafen, essen, ausruhen, solange ich dich nicht wiederhabe. Ich habe auf dich gewartet, Olivia. Seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe, wußte ich, daß wir füreinander bestimmt sind.«
    Olivia schluckte und wischte sich die Tränen weg. Als sie ihn ansah, dachte sie, das Herz würde ihr zerspringen. Sie nickte und biß sich auf die Lippe, dann nahm Maya Tyndalls Hand. »Wir werden an dich denken.«
    »Jede Sekunde, mein Herz.« Tyndall küßte sie, dann ging er mit Maya den Landungssteg hinunter.
     
    Olivia wandte den Blick nicht von den beiden, die am Ende des Anlegers standen, bis der Dampfer schon weit in die Bucht hinausgefahren war und der dunkle Vorhang einer milden Nacht sie verschluckte. Die anderen Passagiere begaben sich in die hell erleuchteten Salons und Kabinen, doch Olivia atmete tief, blieb an der Reling stehen und sah zu, wie die Lichter von Broome immer schwächer wurden. Sie fühlte sich so geliebt, so glücklich, so voller Hoffnung. Auch ein Anflug von Trauer legte sich über sie, doch im Innersten wußte sie, daß Tyndall Recht hatte, Gilbert wollte nur ihr Glück. Irgendwie würde sich nun alles klären.
    Schließlich wandte sie sich ab, ging in ihre Kabine und dachte darüber nach, wie sich ihre Abreise doch vom letzten Mal unterschied, als sie Broome verlassen hatte. Sie hoffte, daß Hamish über sie wachte. So sehr der Junge Gilbert auch mochte und respektierte, verehrt hatte er immer Tyndall. Sie erinnerte sich, wie Hamish einmal zu ihr gesagt hatte: »Er ist der Held, von dem jeder Junge träumt.«
    »Auch mein Held, liebster Hamish«, dachte sie.
     
    Sofort, als Olivia über die Schwelle ihres Hauses trat, spürte sie, daß etwas nicht stimmte, obwohl sie ihr Vorgefühl nicht genau einordnen konnte. Vielleicht hätte sie als erstes im
Shaw House
vorbeischauen sollen. Mollie, die jüngere, mollige Ausgabe Minnies, rannte die Treppe herunter, um sie zu begrüßen. Ihr Gesicht war ein einziger Ausdruck des Kummers, sie rang ihre Hände und sprudelte einen unverständlichen Wortschwall hervor.
    Olivia ließ ihre Tasche in der Diele fallen. »Mollie, was ist denn los? Was ist passiert?«
    »Mem, o Mem, wir versucht, Sie zu erreichen. Doc Shaw in Krankenhaus. Ist passiert schreckliche Sache. Schlimm, schlimm …«
    »Aber was ist denn geschehen, Mollie, bitte? Erzähl es mir bitte ganz langsam. Was ist denn

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