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Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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ihnen über den Weg läuft, dafür bezahlen. Es gab schreckliche Überfälle auf weiße Frauen und Kinder, während sie allein auf ihren Farmen waren. Seien Sie froh, daß Sie aus der Geschichte mit dieser Farm heraus sind.« Dann begann er, Conrad alles über seine eigene Ankunft in Broome zu erzählen. »Himmel, war das schlecht organisiert. Es war Ebbe. Und ich stand da, aufgeputzt bis an die Zähne mit Orden, Medaillen und allem Drum und Dran für die offizielle Begrüßung. Und dann mußte ich erst eine halbe Meile durch diesen verdammten, stinkenden Schlamm waten. Sie können sich vorstellen, in welchem Zustand ich die Stadt begrüßen durfte!«
    Der Würdenträger hatte sich jetzt warm geredet. Er genoß es, einen neuen Zuhörer zu haben, und ließ sich gründlich über die Stadt und die Lebensumstände aus. »Ein Völkergemisch macht immer Ärger. Da sind die Malaien, die Japaner, die Chinesen und natürlich die Schwarzen, und alle kämpfen sie untereinander und gegeneinander. Und wenn die Perlenfischer nicht schmuggeln, saufen oder angeblich ihre Mannschaften ermorden, lamentieren sie herum.« Hastig fügte er hinzu: »Ein seriöser Geschäftsmann wie Sie ist uns natürlich immer willkommen. Nicht alle sind Gauner, ein paar Perlenunternehmer sind ordentliche Kerle. Und einige machen auch gute Geschäfte, das posaunen sie natürlich nicht in die Welt hinaus.« Er brüllte vor Lachen. Conrad lächelte verhalten und fragte sich, zu welcher Kategorie John Tyndall wohl gehörte.
     
    Wenige Tage später erhielt Olivia eine offizielle Einladung zum Nachmittagstee in der Residenz. Die Einladung bereitete ihr gemischte Gefühle. Einerseits freute sie sich darauf, endlich wieder einmal eine Gesellschaft zu besuchen, andererseits fürchtete sie sich davor, ihre Geschichte erzählen zu müssen. Sie trauerte noch um ihr Kind, und über das schreckliche Geschehnis zu reden war für sie sehr schmerzhaft. Außerdem hatte Olivia das Gefühl, daß hinter den besorgten Fragen, so gut sie auch gemeint schienen, oft eine sensationshungrige Neugier lauerte. Das kränkte sie.
    Dennoch wählte sie ihre Kleidung mit Bedacht und widmete sich das erste Mal seit ihrer Ankunft im Nordwesten ausgiebig ihrer Toilette. Als Olivia die Veranda herunterschritt, trug sie ein schwarzes Tageskleid aus Taft, dazu Hut und Handschuhe. Das Haar hatte sie zu Locken gedreht. Zu ihrer Überraschung wartete Ahmed schon mit einem Sulky auf sie. Er half ihr in den Wagen.
    »Tuan mich geschickt. Sagt, Sie müssen guten Eindruck machen in der Residenz.«
    »Wie aufmerksam von Tuan Hennessy«, meinte Olivia erfreut.
    »Tuan Tyndall«, berichtigte Ahmed. Er schwang sich in seinen Sitz und ergriff die Zügel. Mit einem Blick über die Schulter fuhr er fort: »Nicht so gut mit Pferden wie mit Booten, Memsahib!«
    »Es ist nicht weit, ich war darauf vorbereitet zu laufen.«
    »Sie bald Perlenfischerlady. Nicht laufen«, ermahnte Ahmed sie.
    Olivia genoß die Fahrt. Die Residenz mit ihrer langen, eleganten, von Palmen beschatteten Veranda erstreckte sich weitläufig zwischen satten Rasenflächen, die mit Brunnenwasser bewässert wurden. Eine junges weißes Hausmädchen und ein malaiischer Boy geleiteten sie durch das helle Haus in eine kühle Säulenhalle. Hier hatten sich die Gäste versammelt. Man saß auf exotischen Korbstühlen und unterhielt sich. Die Bediensteten führten sie zur Gastgeberin Mrs. Hooten, die Olivia freundlich begrüßte.
    Ein malaiischer Hausboy, in gestärktem Weiß mit kleinem Turban, reichte ihr eine Tasse Tee. Sie wurde den Damen vorgestellt, die sie bald in ihr Gespräch einbezogen. Hauptsächlich ging es um den Alltag in Broome. Man gab ihr Ratschläge zu allen möglichen Problemen der Haushaltsführung. Der Koch sollte am besten Chinese oder Japaner sein. Für die Kinderbetreuung eignete sich angeblich ein Boy aus Kupang vorzüglich, ebenso fürs Silberpolieren. Die Aborigines wurden als Gärtner und für die Wäsche empfohlen, die Chinesinnen als Bügelfrauen.
    Man fragte Olivia auch vorsichtig aus – über ihre Familie, über ihre Zukunftspläne. Als Olivia murmelte, daß die Umstände sie gezwungen hätten, ihre Pläne zu ändern, und daß die Perlenfischerei für ihren Mann eine völlig neuartige und unerwartete Unternehmung sei, beruhigte sie Mrs. Hooten: »Viele Viehfarmer sind Perlenfischer geworden. Das Land ist schwierig, nur wirklich kapitalkräftige Leute scheinen Erfolg bei der Viehzucht zu haben. Theoretisch müßte

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