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Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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schwenkten.
    »Was zum Teufel ist denn da los?« fragte der Richter. Eine der Damen schrie auf und strebte ängstlich ins Haus.
    »Schließt das Tor!« rief Major White, worauf zwei Männer eilends die Auffahrt hinunterliefen.
    Die Protestierenden fuhren fort, am Gitter zu rütteln und zu rufen. Irgend jemand übersetzte: »Die Kupanger haben einen Japsen umgebracht.«
    »Du liebe Zeit, das kann ungemütlich werden«, meinte Conrad besorgt zu Olivia, die sich an ihn drängte und ängstlich die wütende Menge betrachtete, die da lauthals Gerechtigkeit forderte.
    »Schick sie fort, Ralph«, forderte Mrs. Hooten, die immer noch einen Stapel Kuchenteller hielt. »Sie verderben uns ja die ganze Party.«
    Nachdem ein Stein über den Zaun geflogen war, ging abermals ein Aufschrei durch die Menge.
    »Schaffen Sie die Damen ins Haus, Hennessy!« rief der Richter. »Major, holen Sie die Polizei. Am besten, wir greifen gleich ein, sonst gerät die Sache außer Kontrolle.« Er wandte sich an einen Adjutanten. »Jones, lassen Sie die Männer auf der Veranda antreten.«
    Kurz darauf traf ein besorgter, mit einem Gewehr bewaffneter Polizist ein. »Sir, anscheinend sind die Kupanger von den Japanern regelrecht gejagt worden. Die Japaner haben sich dann in alle Richtungen abgesetzt. Aber einer von ihnen ist aus Versehen einer Horde Kupanger direkt in die Arme gelaufen. Sie haben ihn zu Tode geprügelt. Jetzt verlangen die Japsen, daß die Kupanger zusammengetrieben werden, damit sie die Schuldigen herausrücken.«
    »Danke Ihnen, Constable. Als erstes müssen wir mal diesen Mob auflösen.«
    »Die hören nicht auf uns, Sir. Sie sind sehr aufgebracht.«
    »Na schön.« Mr. Hooten erteilte Anweisungen, die rasch ausgeführt wurden. Unter dem Befehl des Majors waren sämtliche Männer in wenigen Augenblicken hinter ihm angetreten. »Achtung, Männer … und Sturm!« Der Richter erhob den Tortendegen und stürmte auf das Tor zu. In seinem Gefolge eine bunt zusammengewürfelte Brigade, bestehend aus Broomes ehrenwerten Bürgern, mit Regenschirmen, Spazierstöcken, Harken und Besen bewaffnet.
    Die Japaner standen bei diesem Anblick auf der Stelle wie vom Donner gerührt. Die Partygäste begannen unverzüglich, mit Besen und Schirmen gegen das Gartengitter zu schlagen. Gelegentlich durchstieß auch eine der behelfsmäßigen Waffen den Zaun und bohrte sich in einen verblüfften Demonstranten.
    Da ließen die Japaner plötzlich ab und steuerten Sheba Lane und den Japanischen Klub an.
    Die siegreichen Männer kehrten im Triumph zurück und riefen nach Drinks. »Das wird eine unruhige Nacht werden«, meinte der Richter.
    Im Laufe der Nacht kam es dann tatsächlich zu weiteren Kämpfen. Auf der Suche nach Kupangern stürmten japanische Horden Geschäfte, Häuser, Schuppen und Ufercamps. Sie suchten nicht länger nach den Schuldigen, inzwischen hatten sie es auf alle Kupanger abgesehen. Die versteckten sich, so gut es ging, oder flohen in den Busch in der Hoffnung, daß kein Japaner sich nachts dorthin wagen würde und daß sich die Lage bis zum nächsten Tag entspannen würde.
    Da die Ausschreitungen der Polizei über den Kopf wuchsen, wurden mehrere verantwortungsbewußte Bürger zu einer Spezialeinheit vereidigt, darunter auch Conrad und Major White.
    Als die Kämpfe auch am nächsten Tag noch andauerten, verlas der Friedensrichter, flankiert von Sergeant O'Leary und der neuen Spezialeinheit, vor dem Buccaneer Arms Hotel das Gesetz gegen Aufruhr und Streik und verkündete die Verhängung einer Ausgangssperre. Denjenigen, die dagegen verstießen oder sich verbotenerweise zusammenrotteten, drohte die Festnahme. Wenn sich die Japaner und Kupanger nicht beruhigten, würden die Rädelsführer – nach Rassen getrennt – in den Perlenschuppen festgesetzt.
    »Werft sie doch ruhig zusammen, dann erledigt sich das Problem von selbst«, rief jemand aus der Menge.
    Trotz der Ankündigung des Richters waren kein Heim und kein Gebäude mehr sicher. Veranden wurden mit Steinen beworfen, und immer wieder gab es Meldungen über Einbrüche in Schuppen, Läden und Büros.
     
    Als die Dämmerung einsetzte und es immer wieder zu Kämpfen kam, schnallte Conrad sich seinen Revolver um. Er wollte zusammen mit einigen anderen Mitgliedern der Spezialeinheit in den Straßen patrouillieren.
    Olivia war besorgt. »Bitte sei vorsichtig, Conrad.«
    »Natürlich. Aber wir müssen uns zeigen, sonst denkt dieses Pack, es kann hier machen, was es will. Diese Kerle sind

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