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Traenenengel

Traenenengel

Titel: Traenenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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etwas zusammen?
    A: Sie meinen Karoline und ich mit Flora? Nein. Ich glaube, wir haben einmal alle zusammen Karolines Vater besucht. Aber das
     war ’s. Flora ist sehr selbstständig und Karoline lässt ihr viel Freiraum. Manchmal vielleicht etwas zu viel.
    F: Wie verstehen Sie sich mit Flora?
    A: Es geht so. Wir kommen irgendwie klar.
    F: Klingt nicht nach Dream-Team.
    A: Es ist der Klassiker: In Floras Augen bin ich der Eindringling, der Typ, der ihre Mutter wegschnappt. Sie ist eifersüchtig.
     Es ist nicht einfach mit ihr. Am Anfang habe ich mich noch bemüht. Aber jetzt habe ich einfach akzeptiert, dass wir wohl nie
     die dicksten Freunde sein werden. Wir sagen Hallo, tauschen ein paar Floskeln aus, mehr nicht. Immerhin besser als streiten.
    F: Gab es trotzdem irgendwann einmal Auseinandersetzungen?
    A: Nein. Flora wollte mich ein paarmal provozieren. Aber ich bin nicht darauf eingestiegen. So etwas kenne ich schon von meinem
     Sohn. Zum Glück ist er aus dem Alter raus.
    F: Wie ist das Verhältnis zwischen Flora und ihrer Mutter?
    A: Gut. Sehr gut, würde ich sagen.
    F: Nie Streit?
    A: Doch, klar, das schon. Über Kleinigkeiten. Karoline ist manchmal etwas chaotisch, kommt zu spät. So etwas nervt Flora.
     Flora ist dafür etwas überdreht, launisch. Das findet Karoline anstrengend. Aber im Großen und Ganzen kommen die beiden sehr
     gut miteinander aus.
    F: Was ist mit dem Großvater? Besucht Flora ihn oft?
    A: Ich weiß nur von Karoline, dass sie früher die Ferien meistens dort verbracht hat. Bei dem gemeinsamen Besuch damals fand
     ich, dass die beiden ein seltsames Verhältnis haben. So eine Art Hassliebe. Karoline meint, die beiden sind sich sehr ähnlich.
    F: Wie meinen Sie das mit der Hassliebe?
    A: Karoline sagt, für ihren Vater ist Flora sowohl die Enkelin, die er innig liebt, als auch der Schmutzfleck auf dem Leben
     seinerFamilie. Weil Karoline Flora mit 18 bekommen hat und der Vater unbekannt ist. Er ist etwas altmodisch. Flora weiß, wie ihr
     Opa über sie denkt, deswegen geraten sie immer wieder aneinander. Allerdings ist es keine Kunst, mit Karolines Opa aneinanderzugeraten.
    F: Wieso?
    A: Walter Duve ist eine Nummer für sich. Sehr   ... eigen. Aggressiv, altersstarr. Auf eine sehr ruppige Art herzlich. Letzteres sehen die meisten nicht.
    F: Gab es mal einen größeren Familienstreit?
    A: Ich kenne die Duves wie gesagt erst seit einem Jahr. Da gab es keine Streitereien. Ich glaube, Karoline hatte früher Probleme
     mit ihrer Mutter. Aber das ist schon lange her.
    F: Was ist mit Ihrem Sohn? Er übernachtet zweimal die Woche bei den Duves. Versteht er sich mit Flora?
    A: Verstehen ist zu viel gesagt. Die beiden haben so gut wie gar nichts miteinander zu tun.
    F: Sie gehen sich aus dem Weg?
    A: Schwer zu sagen. Ich hatte das Gefühl, dass Flora am Anfang schon interessiert war. Zumindest hat sie sich mal zu Hagen
     gesetzt,als er im Wohnzimmer war und ich mit Karoline gekocht habe.
    F: Aber er war nicht interessiert?
    A: Hagen war schon immer ein Eigenbrötler. Er will in Ruhe sein Ding machen. Ich könnte mir vorstellen, dass ihm Flora zu
     laut und bunt ist.
    F: Also haben die beiden nie etwas zusammen unternommen?
    A: Flora und Hagen? Nein. Auf keinen Fall. Da bin ich mir sicher.
    F: Hat Hagen mal irgendwelche Freunde mit in die Wohnung gebracht?
    A: Wie gesagt, er ist ein Eigenbrötler. Eine Menge alter Bücher hat er in die Wohnung gebracht. Mehr nicht.
    F: Haben Sie Freunde von Flora kennengelernt?
    A: Trixi natürlich. Die beiden sind wirklich dicke. An der kommt man gar nicht vorbei, wenn man mit Flora zu tun hat. Und
     Andro. Aber mit ihm habe ich nie gesprochen, nur kurz Hallo gesagt. Er war immer sehr zurückhaltend.
    F: Hatte Flora mal Streit mit einem von beiden?
    A: Ich habe davon nichts mitbekommen. Was aber nichts heißen muss.
    F: Ist Ihnen sonst jemand aufgefallen, der in Floras Nähe war oder Kontakt zu ihr suchte?Andere Freunde? Verwandte? Jemand aus der Schule? In der Nachbarschaft?
    A: Nein.
    F: Wo waren Sie Mittwochabend beziehungsweise in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag?
    A: Bei Karoline. Ich habe sie von der Kulturwerkstatt abgeholt und wir sind Essen gegangen. In dem kleinen sardischen Restaurant
     in der Kirchenstraße, da gehen wir meistens hin. Danach sind wir nach Hause gegangen.
    F: Zu Frau Duve?
    A: Ja. Das müsste so gegen halb elf, elf gewesen sein.
    F: Sie haben die Wohnung danach nicht noch einmal verlassen?
    A: Sehen Sie, wir waren alleine zu Hause.

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