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Träum ich?: Roman (German Edition)

Träum ich?: Roman (German Edition)

Titel: Träum ich?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern
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würde. Auch nicht weil sie mit dem Dampfer nach Amerika fahren sollte. Sondern deshalb, weil sie all dies zusammen mit Hermann tun würde. So viele Frauen in ihrem Ort mussten sich mit einer arrangierten Ehe zufrieden geben: mit einer Kuh zur Verlobung und einem Hühnerstall als Mitgift. Aber sie heiratete aus Liebe. Das Schicksal hatte ihr so viel Glück gewährt, dass es ganz gleich war, ob sie arm wären und Hunger leiden müssten, denn Hermann und sie würden zusammen sein, und das machte sie zur reichsten Frau der Welt. Wer hätte bei solchen Aussichten noch schlafen können?«
    »Emmalina stand also ganz langsam auf …«, fährt Selma fort.
    »… um den Rest der Familie nicht durch das Rascheln ihrer Strohmatratze aufzuwecken«, fügt Dolly hinzu.
    »Sie schlich sich in die Küche, um ein großes Abschiedsfrühstück für ihre Familie zuzubereiten. Aber die Küche war nicht leer. Ihre Eltern saßen am Tisch und vor ihnen lag ein Zettel«, erzählt Selma. »›Emmalina, meine Liebe, setz dich zu uns‹, sagte Vater Krumpke und zog ihr einen Stuhl zurück. ›Ist alles in Ordnung?‹«, fragt Selma, als wäre sie Emmalina.
    »Krumpke und seine Frau Fannie sahen sich an. Das Herz war ihnen schwer«, springt Dolly ein und senkt den Kopf.
    »›Emmalina‹, setzte Krumpke an.« Selma spricht jetzt mit tiefer Stimme. »›Was dir jetzt vielleicht noch wie eine schlimme Nachricht erscheint, könnte sich als der Glücksfall deines Lebens erweisen.‹«
    »›Bitte, sagt es mir doch‹«, übernimmt Dolly Emmalinas Part.
    »Krumpke und Fannie reichen ihr den Zettel, den sie am Morgen auf der Türschwelle gefunden haben. Er ist von Hermann:
    Emmalina,
    ich habe beschlossen, mit Astrid nach Amerika zu gehen und der Neuen Welt ihr Rezept für Chocolate Chip Cookies zu präsentieren.
    Einen Hermann Burnswurst hält niemand zum Narren.
    – X «
    »Sie hat Hermann erzählt, das Rezept stamme von ihr?«, frage ich. »Deshalb durfte ich nie diese Kekse haben?«
    »Astrid war eine skrupellose Frau«, sagt Dolly kopfschüttelnd.
    »Sie hat Hermann erzählt, Emmalina habe ihn nie geliebt. Sie habe ihn nur benutzt, um nach Amerika zu kommen«, jammert Selma.
    »Und dann kam die schlimmste Lüge«, souffliert Dolly.
    »Astrid erzählte Hermann, Emmalina würde alles Gebackene hassen!«
    »Und was ist dann passiert?«, frage ich und rutsche unruhig auf der Sofakante hin und her.
    »Zu diesem Zeitpunkt befand sich das frischgebackene Ehepaar Burnswurst bereits auf dem Dampfer nach Amerika. Der Kapitän des Schiffs hatte sie noch am Abend getraut«, erklärt Dolly.
    »Astrid hatte ihren Mann«, bekräftigt Selma.
    »In der Nacht liebten sie sich leidenschaftlich«, sagt Dolly und nimmt ihrerseits die Zeitschrift, um sich Luft zuzufächeln.
    »Die Ehe war vollzogen«, schließt Selma.
    »Am nächsten Morgen schwelgte Astrid in ihrem Triumph. Sie war auf dem Weg nach Amerika, um ein neues Leben mit Hermann zu beginnen. Alles lief bestens für sie.«
    »Sie wusste nur eines nicht, was Emmalina betraf«, ergänzt Selma.
    »Ja«, sagt Dolly nickend. »Als Astrid ihr Hermann wegschnappte, verdüsterte sich Emmalinas Gemüt.«
    »Ihre Eltern gaben ihr Astrids Federbetten und all ihre schönen Kleider.«
    »Aber das änderte nichts«, warf Dolly ein. »Emmalina hatte genug.«
    »Mehr als genug«, wiederholt Selma und wedelt dramatisch mit den Armen.
    Dann setzen sich Selma und Dolly neben mich. Dolly nimmt meine Hand.
    »Eine Woche später, als Astrid und Hermann gerade beim Frühstück sind, trifft ein Brief für Astrid ein«, sagt Dolly seufzend und wendet sich dann nickend zu Selma. »Los, Selma.«
    »Entschuldige mich einen Moment«, sagt Selma und verlässt das Wohnzimmer. Dolly nimmt erneut meine Hand.
    »Astrid erkannte die Schrift auf dem Umschlag.«
    »Er war von Emmalina«, folgere ich.
    »Genau«, bestätigt Dolly. »Als Astrid den Brief sah, lachte sie. Wirklich, sie lachte.«
    »Und woher weißt du, dass sie lachte?«, frage ich.
    »Ach, die Geschichte ist ausreichend dokumentiert«, versichert Dolly mir. »Sie lachte also und entschuldigte sich kurz, um zu sehen, was Emmalina ihr zu sagen hatte. Draußen auf dem Deck öffnete sie den Brief.«
    »Hier ist er, Ma«, sagt Selma, die mit einem Umschlag wieder aufgetaucht ist.
    »Hier, Lily«, verkündet Dolly. »Hier ist der echte Brief.«
    Selma hat weiße Handschuhe übergestreift. Langsam zieht sie den Brief aus dem Umschlag und reicht ihn mir. Er ist alt und vergilbt und an

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