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Träum süß, kleine Schwester

Träum süß, kleine Schwester

Titel: Träum süß, kleine Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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mein Vater letzte Nacht einen Herzanfall hatte.« Der hoffnungsvolle Sprößling aus gutem Hause, befand Jen. Sehr gut aussehend, sonnengebräunt, blond, vortrefflich angezogen – leichter blauer Anzug und kostspielige Krawatte. Er wirkte jung, etwa fünfundzwanzig, wie ein Absolvent der Ivy League, in dessen Garage ein Kombi und ein Jaguar nebeneinander geparkt sind.
    Carlson, dunkelhaarig, untersetzt, ungefähr zweiundvierzig, fühlte sich anscheinend im Flugzeug nicht behaglich und erklärte schüchtern, er habe seinen Sohn besucht, der in einem Hotel auf den Bermudas arbeite.

    Jen grub die Fingernägel in die geballten Fäuste bei dem Gedanken, daß alle drei völlig in Ordnung zu sein schienen und genau dem entsprachen, was sie zu sein behaupteten – Geschäftsmann, Sohn aus begütertem Hause, Lebensmittelverkäufer. Doch einer von ihnen log –
    wer?
    Die Tür zur Kabine öffnete sich, sie trat beiseite, um Allan Platz zu machen. Nach erledigter Schreibarbeit sah er viel fröhlicher aus. »Wie wär’s, Jen, wenn du die Küche übernimmst und ich das Dinner serviere? Solltest du wirklich ernste Absichten mit dem Reporter haben, könntest du ruhig schon mal lernen, wie man Mahlzeiten herzaubert. Immer nur Tabletts zu tragen bringt nichts.«
    Jen überlegte blitzschnell. Sie mußte das Dinner servieren. Wenn sie sich die nächste Stunde oder noch länger in der Küche aufhielt, versäumte sie jede Gelegenheit, herauszufinden, wer die Zeitschrift hatte. Bei der Suche nach einer plausiblen Ausrede für Allan fiel ihr nichts Besseres ein, als Kopfschmerzen vorzuschützen. Sie rieb sich die Stirn.
    »Würde es dir sehr viel ausmachen, die Küche zu übernehmen, Allan? Mein Schädel zerspringt. Bei unserem nächsten gemeinsamen Flug revanchiere ich mich dann bestimmt.«
    Allan musterte sie besorgt. »Klar, Kleines. Mir ist das egal. Du siehst ziemlich miesepetrig aus. Wenn du dich
    ‘ne Weile hinlegen willst, kann ich das Essen auch allein über die Runden kriegen.«
    »Ach nein – nein. Ich bin bloß mit der Küche überfordert. Aber es ist lieb von dir, das vorzuschlagen.«
    Er klopfte ihr auf die Schulter. »Ich bin eben ein sehr gefälliger Typ. Außerdem hatte ich schon immer ‘ne Schwäche für Brünette. Hör mal, Jen, Zeitungsreporter sind sehr unzuverlässig. Sie haben nicht halb so viel zu bieten wie Chefstewards. Oder bin ich mit meinen Ausführungen zu spät dran?«
    Jen lächelte. »Es ist erstens zu spät, und zweitens meinst du’s sowieso nicht ernst.«
    Allan setzte seine reumütige Miene auf, und Jen wußte, was nun kommen würde. Allan hielt sich für einen Frauenkenner und den begehrenswertesten Junggesellen weit und breit. Sie mußte schleunigst abhauen.
    Der Retter in der Not erschien in der Tür zum Cockpit: Bill brachte die Karte mit der eingezeichneten Flugroute.
    »Hier, Kinder, zeigt den Leuten, wo wir sind.«
    Jen entriß ihm die Karte. »Ich mach das schon.«
    Sie stürmte in die Kabine, bevor Allan sie zurückhalten konnte. Sie begann bei den Hochzeitsreisenden mit dem üblichen Spruch. »Vielleicht möchten Sie einen Blick auf den Flugplan werfen. Er zeigt unseren Kurs, die Geschwindigkeit, die Flughöhe, die Windstärke. Das X
    markiert unsere jetzige Position.«
    Sie hätte sie um Weitergabe an die Passagiere hinter ihnen bitten können: statt dessen wartete sie mit äußerster Anspannung, bis sie fertig waren und sie die Karte den drei Männern bringen konnte.
    Sie gab sie Walter Hastings, dem Geschäftsmann aus der Chefetage, und beobachtete ihn nervös, während er sie durchsah. Er hatte als einziges Handgepäck eine Aktentasche dabei, die jetzt mit geöffnetem Reißverschluß neben ihm am Boden lag. Ein paar Papiere hatte er entnommen und auf dem Schoß ausgebreitet. Die Zeitschrift mit den Listen könnte sich sehr wohl in der Aktenmappe befinden, aber würde er es in dem Fall riskieren, sie offen zu lassen? Oder war er schuldig und spielte nur den Vielbeschäftigten, der sich gleich wieder in die Arbeit stürzt? Er gab ihr die Karte mit einem gemurmelten Dankeschön zurück.
    Sie ging weiter zu Andrew Clinton. Er schüttelte abwehrend den Kopf, als sie ihm die Karte in die Hand drücken wollte. »Nein, vielen Dank. Ich glaube Ihnen auch so aufs Wort.« Er zündete sich eine Zigarette an und wollte ihr ebenfalls eine anbieten. Sie lehnte ab, und er nickte. »Richtig, Sie dürfen ja im Dienst nicht rauchen, stimmt’s?« Er hatte blaue Augen mit kleinen braunen Punkten um die

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