Traeum weiter Baby
Tage meinen Job, dann weißt du’s.«
|92| Schachmatt.
»Aber es macht dich kaputt und uns dazu. Und das will ich nicht. Ich liebe dich.«
Er schwieg und guckte mich lange an.
»Ich liebe dich auch, Mel«, sagte er dann.
»Hast ’ne komische Art, das zu zeigen!«
»Was soll denn das heißen?«
Er guckte mich so unschuldig an, daß ich befürchtete, daß sein Gehirn inzwischen tatsächlich nicht mehr richtig funktionierte.
»Du bist anders als früher!«
Sascha lachte laut auf.
»Du auch, Mel, du bist jetzt ’ne Mami! Wir haben Moritz, aber nur weil du dich um ihn kümmerst, heißt das nicht, daß du alles Recht der Welt für dich gepachtet hast!«
Ich seufzte. Es war wirklich schwierig, das Lenkrad herumzureißen.
»Es geht nicht um recht haben! Ich mag es nicht, wenn du dicht bist. Du bist dann nicht du selbst.«
Sascha lachte. »Wer denn dann?«
Wir rasten auf die Mauer zu, und ich konnte nichts dagegen tun. Ich unternahm einen letzten Versuch.
»Ich will nicht, daß Leute in unsere Wohnung kommen, die eine Knarre haben und Koks auf dem Küchentisch liegenlassen.«
Sascha guckte mich erstaunt an.
»Woher weißt du, daß Ike eine Knarre hat?«
Ich erzählte ihm von gestern nacht.
»Wozu braucht der Kerl eine Waffe? Er ist doch DJ, oder nicht?«
Sascha seufzte.
»Was weiß denn ich, wozu er das Ding braucht?«
»Das ist ja auch völlig egal. Aber ich will nicht, daß er damit noch mal in unsere Wohnung kommt, klar?«
|93| »O.k., o.k.«
»Es ist mir auch egal, ob er mich für eine Zicke hält.«
»Schon gut, ich versteh das.«
»Prima. Und was ist mit dem Koks? Hast du keine Angst, daß du mal erwischt wirst? Wir haben ein Kind, verdammt!«
Sascha seufzte und schwieg, aber ich blieb in Fahrt, weil ich endlich das Gefühl hatte, daß wir uns in die richtige Richtung bewegten.
»Stell dir vor, du kommst in den Knast. Womöglich denken sie dann, daß ich auch was damit zu tun hatte, und nehmen mir Moritz ab. Das ist doch Wahnsinn!«
»Mel, du übertreibst!«
»Tue ich nicht!«
»Doch. Kein Mensch kommt wegen solchen Mengen in den Knast!«
Ich seufzte. Dieses Gespräch raubte mir den letzten Nerv. Sascha tätschelte wieder meine Hand, und als ich nicht darauf reagierte, streichelte er meine Haare.
»Beruhige dich, Baby, mir passiert nichts!«
Ich seufzte wieder.
»Und jetzt hör auf, so herzzerreißend zu seufzen.«
»Ich will, daß du aufhörst zu trinken und zu koksen wie ein Weltmeister.«
»Und ich will, daß du aufhörst, dir Sorgen zu machen. Jetzt laß mich mal zu dir!«
Er machte Anstalten, sich zu mir zu legen, aber ich schubste ihn weg.
»Hörst du auf damit?«
Er seufzte.
»O.k., o.k.! Mach nicht so einen Aufstand.«
»Sascha!«
Er guckte mich mit ernster Miene an und nahm meine Hand.
»Hey Baby, ich verstehe, daß du dir Sorgen machst, |94| auch wenn sie ganz schön übertrieben sind. Aber du hast recht, ich sollte etwas gesünder leben. Ich verspreche dir, ich werde mich in Zukunft zurückhalten.«
Das hörte sich für den Anfang nicht schlecht an, aber wo ich einmal dabei war, wollte ich es genau wissen.
»Was heißt das konkret?«
»Melanie, ich werde dir nicht versprechen, daß ich nie wieder in meinem Leben irgendwas zu mir nehme. Das wäre gelogen, und wir haben beide nichts davon, wenn ich dich anlüge, oder?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Aber ich werde es in den Griff kriegen, o.k.«, sagte Sascha und umarmte mich, »mach dir keine Sorgen, es wird alles gut.«
»O.k.«
Er legte sich zu mir auf die Couch, und ich schlief erschöpft ein. Als ich irgendwann aufwachte, war Sascha weg.
|95| red hot
Am nächsten Morgen erzählte ich Moritz Geschichten über die Magritte-Bilder, und als er Mittagsschlaf machte, korrigierte ich das Manuskript in einem Rutsch zu Ende. Ich hatte keine Lust mehr. Jeder Text wird öde, wenn man sich nur mit seinen Fehlern beschäftigt.
Ich war gerade fertig geworden, als Sascha in die Küche kam.
»Na, wie geht’s dir heute?«
»Müde.«
»War es stressig gestern?«
»Wie immer.«
»Mit oder ohne Verstärker?«
»Bist du jetzt meine Sozialarbeiterin, daß du mich das dauernd fragst?«
Schneegestöber, Rutschgefahr bei Glatteis und Nässe.
»Entschuldige!«
»Ist schon gut. Es nervt mich, daß wir jetzt Möbel transportieren müssen. Immer ist irgendwas, man hat einfach nie seine Ruhe!«
»Welche Uhrzeit hattet ihr denn gesagt?« fragte ich, in der Hoffnung, er würde sich daran erinnern, daß er selbst den Termin
Weitere Kostenlose Bücher