Traeum weiter Baby
mit meiner Schwester vereinbart hatte und ich deshalb nicht die richtige Zielscheibe für seinen Ärger war.
»Das solltest du wissen. Sie ist schließlich deine Familie«, sagte Sascha angriffslustig.
Inzwischen war ich so genervt von der ganzen Aktion, |96| daß ich am liebsten eine Firma beauftragt hätte, die verdammten Möbel abzuholen, damit Sascha nicht weiter schlechte Laune verbreitete, meine Schwester aufhörte, mir vorzuwerfen, ich sei unzuverlässig, und mein Sohn nicht mehr in der Kasserolle schlafen mußte. Doch das hätte den Sinn der ganzen Unternehmung ad absurdum geführt, denn meine Schwester schenkte uns ihre Kindermöbel, damit wir Geld sparten, und nicht, damit wir es einem Transportunternehmen in den Rachen warfen.
Das einzige, was ich im Moment tun konnte, war cool bleiben, in der Hoffnung, daß Sascha dasselbe tat. Ich packte den Kinderbrei und ein Fläschchen in Moritz’ Tasche, damit ich ihn bei Nicole füttern konnte, wenn er aufwachte.
»Du hast doch bestimmt inzwischen mit deiner Schwester geredet«, sagte Sascha und fixierte mich mit seinem Blick. Ich starrte zurück.
»Du hast den Termin ausgemacht«, sagte ich und bemühte mich, nicht mit den Augen zu blinzeln.
»Und, hast du jetzt in deiner Familie herumerzählt, daß ich ein Drogenproblem habe?«
»Klar, weil das so ’nen super Eindruck macht!«
»Was soll das denn heißen?«
»Ich rede mit meiner Familie nicht über uns.«
»Ich bin eben anders als die, Mel, ich werde nie in euer Familienschema reinpassen. Vergiß es!«
»Keine Sorge, da paß ich selbst nicht rein! Hauptsache, wir kriegen unsere Familie hin, oder?«
Er nickte, und ich ging aus der Küche, um Paula anzurufen.
»Na, ist wieder alles klar bei den Waltons«, fragte sie.
»Wir holen jetzt Moritz’ Kindermöbel.«
»Recht so, ihr seid brave Eltern!«
»Danke, daß ich gestern so bei dir reinplatzen durfte!«
»Jederzeit!«
|97| »Ich fand Tomas übrigens richtig nett!«
»Er dich auch.«
»Darum geht es nicht«, lachte ich, »ich hatte das Gefühl, daß du dich gut mit ihm verstehst?«
»Er ist ganz o.k.«
»Ganz o.k.? Der Typ ist ein Lottogewinn!«
Paula lachte.
»Woher weißt du das? Warst du mit ihm im Bett?«
»Leider nicht«, kicherte ich, »aber ich kann seine inneren Qualitäten beurteilen, und ich sage dir, ein Mann, mit dem man so gut reden kann wie mit ihm, ist ein Treffer.«
»Sascha quasselt doch auch, was das Zeug hält!«
»Im Club vielleicht.«
»Ach, und zu Hause nicht?«
»Doch, da redet er auch, aber es geht nicht darum, wieviel jemand redet, sondern wie die Gespräche sind.«
»Ich glaube, irgendwann solltest du mir mal in aller Ruhe erklären, was bei euch eigentlich los ist.«
»Bei uns? Nichts! Sag mal lieber, ob du Tomas wieder sehen wirst?«
»Wir gehen auf ein Fest heute abend.«
»Ist ja toll!«
»Findest du?«
»Na klar!«
»Ich weiß nicht…«
»Wieso denn nicht?«
»Am Ende gefällt er mir nicht mehr, und dann habe ich ihn den ganzen Abend am Hals. Hast du nicht Lust, mitzukommen?«
»Ich kann nicht. Sascha hat heute abend frei, und wir wollten die Möbel aufbauen.«
Sie seufzte.
»Das Fest ist bestimmt netter«, ermutigte ich sie.
»Ja und dann? Man verabredet sich für den nächsten Samstag und dann für den Dienstag drauf, und alles ist |98| Zuckerwatte, und ehe man sich versieht, hat man sich verliebt und schwebt auf Wolke sieben, und ein paar Monate später meckert der Typ einen an, weil man die Zahnpastatube nicht zugedreht hat.«
»Ich versteh dich nicht! Du schimpfst immer, daß du nur Idioten kennenlernst, und jetzt triffst du einmal einen netten, normalen Mann, und das paßt dir auch nicht?«
Sie seufzte herzzerreißend.
»Tomas ist nicht wie dein Vater.«
»Ich weiß. Trotzdem wäre es schöner, wenn du heute mitkommen würdest. Ich fühle mich sicherer, wenn eine objektive Beobachterin dabei ist. Ohne dich hätte ich das Frühstück nicht durchgestanden.«
»Quatsch!«
»Ehrlich! Ich geh sofort auf die Bremse, wenn es heiß wird.«
»Das sagt die Königin der One-Night-Stands…«
Sie kicherte. »Das ist etwas anderes. Also, kommst du mit?«
»Ich würde ja gerne, aber es geht nicht.«
»Laß deinen Sascha doch die Möbel alleine aufbauen, du hast auch mal Ausgang verdient!«
»Ich weiß, ich weiß. Aber ich trau ihm zu, daß er dann lieber was anderes macht, und Moritz sein Leben lang in der Kasserolle schlafen muß und mir dann später Vorwürfe macht, weil er einen Buckel
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