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Traeum weiter Baby

Traeum weiter Baby

Titel: Traeum weiter Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Brown
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Cola mit einem großen Schluck.
    »Hast du noch Zigaretten?« fragte Sascha. Nachdem er einen Blick in die Schachtel geworfen hatte, sagte er: »Ich geh mal und kaufe welche.«
    Er stand auf und schlenderte zu einem kleinen Laden auf der anderen Seite des Platzes. Als die Föhnwelle das sah, sprang sie von ihrem Stuhl auf und folgte ihm. Da ihre Beine nur halb so lang waren wie Saschas, mußte sie sie doppelt so schnell bewegen, um das Tempo zu halten, doch die Anstrengung konnte ihrer sturmfesten Frisur nichts anhaben. Ich überlegte, wieviel Haarspray sie wohl für dieses aerodynamische Kunstwerk brauchte. Dem Anschein nach hatte sie sich zum Ziel gesetzt, das Ozonloch im Laufe ihres Lebens mindestens zu verdoppeln.
    Kurz vor der Ladentür hatte sie Sascha überholt und verschwand mit einem Hechtsprung nach drinnen. Sascha ging mit lässigen Schritten hinterher.
    In diesem Moment bog der Ami wieder um die Ecke. Meine Italienischkenntnisse waren anscheinend nicht annähernd so gut, wie ich gehofft hatte, denn er schleppte immer noch das Schneckenhaus mit sich herum. Giovanni war der Meinung, daß dieser Fall nicht in sein Ressort gehörte und rief mit seiner krächzigen Stimme nach Paolo. Der erschien mit einem Grinsen im Gesicht in der Tür und ließ den Ami kommen, der sehr abgekämpft aussah. In Zukunft würde er bestimmt nur solche Hotels buchen, in denen Wert darauf gelegt wurde, daß die Gäste sie auch finden konnten.
    |193| »I need a drink, it’s so fucking hot!« sagte er und verschwand mit Paolo nach drinnen.
    Ich schloß die Augen und genoß die Sonne, bis ich einen Kuß auf meiner Wange spürte.
    »Ich hab Zigaretten und ein paar Postkarten gekauft«, sagte Sascha, »magst du welche schreiben?«
    »Nein«, sagte ich.
    Sascha guckte mich erstaunt an.
    »Es tut so gut, nicht an Zuhause zu denken.«
    »Soll ich die Karten wegschmeißen?«
    »Nein. Gib her!«
    Ich schrieb an Paula, Nicole und meine Mutter jeweils den gleichen Text, mit unterschiedlichem PS. Paula bekam den Zusatz, daß Liebe schön war, Nicole ein Dankeschön dafür, daß sie meiner Mutter nichts erzählt hatte, und diese die Information, daß Venedig tatsächlich im sonnigen Süden lag.
    »Möchtest du unterschreiben?« fragte ich.
    »Soll ich?«
    Ich gab Sascha die Karten, und er setzte seinen Krakel drunter.
    »Und an wen schreibst du?«
    »An den Club. Die ärgern sich, wenn sie lesen, daß wir hier in der Sonne sitzen.«
    ›Die‹ war Doro, und ich stellte mir vor, wie sie an einem regnerischen Nachmittag aus ihrer Wohnung gekrochen kam und in den Club runterging. Es roch nach kaltem Rauch und Bier. Sie stolperte über die Post, die auf dem Fußboden verstreut lag. Es waren nichts als Rechnungen und eine Karte von dem Mann, den sie liebte, der ihr aber einen Korb gegeben hatte und jetzt mit einer anderen in die Sonne gereist war. Die Erkenntnis, daß ihr Leben seinen Sinn verloren hatte, traf Doro wie ein Keulenschlag, und sie ertränkte sich in einer Pfütze Bier.
    »Woran denkst du?« fragte Sascha.
    |194| Ich schreckte auf und blinzelte in die Sonne.
    »An nichts. Wo bleiben eigentlich die Tramezzini?«
    »Ich geh mal rein und hole sie.«
    Als Sascha im Café verschwunden war, fiel mir auf, daß er mich nicht gefragt hatte, ob ich die Postkarte an den Club auch unterschreiben sollte. Wäre vielleicht eine gute Idee.
    Die Föhnwelle saß wieder bei Giovanni am Tisch, wo die beiden in einträchtigem Schweigen die Bestände des Tabakladens vernichteten, während sie den Kindern beim Spielen zuguckten. Sascha erschien mit den Tramezzini in der Tür, gefolgt von Paolo und dem Ami.
    Der Ami machte sich wieder auf den Weg, und Paolo blieb in der Türe stehen und guckte ihm nach.
    »Endlich«, sagte ich, als Sascha das Essen vor mich hinstellte, »ich war schon kurz vor dem Hungertod!«
    »Beatrice, Lauredana!« schrie Paolo quer über den Platz.
    Aus der Gruppe der Kinder lösten sich zwei Mädchenköpfe und guckten hoch. Paolo winkte, und die Mädels trabten gehorsam näher. Ich fragte mich, welche von ihnen Beatrice war. Ihrer Kleidung nach zu urteilen, hätte jede von ihnen die Tochter eines Tuchhändlers sein können. Die Modepüppchen gingen ins Café und kamen kurz darauf mit Eis in der Hand wieder nach draußen. Giovanni und die Föhnwelle standen auf und gingen mit den Mädchen ins Haus.
    Sascha lächelte mich an. Dann rückte er seinen Stuhl neben meinen und legte den Arm um meine Schulter. Es war schön, hier mit ihm zu sitzen

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