Träum weiter, Liebling
wie unpassend sie klangen.
»Du hast doch auch Jeans an«, erwiderte sie geduldig. »Zugegeben, du hast deine gebügelt und ich nicht, aber -«
»Darum geht‘s überhaupt nicht, und das weißt du ganz genau.«
»Nein, das weiß ich nicht. Was willst du mir eigentlich sagen?« Sie legte ihr Cookie zu den anderen Sachen in die Tüte.
»Hast du auch Jeans angehabt, als du das letzte Mal mit Mike ausgingst?«
»Nein.«
»Warum ziehst du dann bei mir welche an?«
»Weil das hier keine Verabredung ist!«
»Es ist Freitag Abend, und wir parken in der vorletzten Reihe des Pride of Carolina! Ich würde sagen, mehr Verabredung geht gar nicht, oder was meinst du?«
Ihre Augen funkelten zornig, alle Sanftheit war daraus verschwunden. »Wie bitte? Willst du mir damit sagen, dass ich nach all den Jahren endlich eine Verabredung mit dem mächtigen Ethan Bonner habe und es nicht mal gemerkt habe?«
»Nun, das ist ja wohl nicht meine Schuld, oder? Und was meinst du mit endlich ?«
Er hörte, wie sie einen tiefen Seufzer ausstieß, bevor sie schließlich sagte: »Was genau willst du eigentlich von mir?«
Wie konnte er ihr darauf antworten? Sollte er sagen: »Ich will deine Freundschaft«? oder: »Ich will deinen Körper, den du all die Jahre vor mir versteckt hast«? Nein, das ganz gewiss nicht. Es handelte sich schließlich um Kristy, in Gottes‘ Namen. Vielleicht sollte er ihr sagen, dass sie nicht das Recht hatte, sich einfach so vor seinen Augen zu verändern, und dass er wieder alles so haben wollte wie früher, aber das stimmte ja auch nicht. Im Augenblick wusste er nur eines: »Ich will nicht, dass du mit Mike Reedy schläfst.«
»Wer sagt, dass ich das tue?«
Ihre falschen Diamantohrringe funkelten. Sie war wütend auf ihn. Nun, er war noch viel wütender auf sie, also, was machte die Wahrheit schon für einen Unterschied? »Ich hab vor ein paar Tagen in deine Handtasche geschaut. Das Kondom war weg.«
»Du hast in meine Handtasche geschaut? Der grundehrliche Pastor Ethan?«
Die Tatsache, dass sie eher verwirrt als verärgert zu sein schien, nahm ihm ein wenig Wind aus den Segeln. »Ich möchte mich dafür entschuldigen. Es wird nie wieder vorkommen. Ich hab bloß -« Er stellte seine Cola beiseite. »Ich hab mir Sorgen um dich gemacht. Du solltest nicht mit Mike Reedy schlafen.«
»Mit wem soll ich dann schlafen?«
»Mit niemandem!«
Sie wurde steif wie ein Spazierstock. »Tut mir leid, Ethan, aber das kommt nicht länger in Frage für mich.«
»Ich schlaf doch auch allein. Ich seh nicht ein, warum du das nicht auch kannst!«
»Weil ich‘s eben nicht kann, das ist alles. Nicht mehr, jedenfalls. Du hast wenigstens eine schmutzige Vergangenheit, auf die du zurückblicken kannst. Ich hab nicht mal das.«
»Sie war nicht schmutzig! Nun gut, vielleicht war sie‘s, aber - warte auf den Richtigen, Kristy. Gib dich nicht so billig her. Wenn dir der Richtige über den Weg läuft, wirst du‘s schon wissen.«
»Vielleicht weiß ich‘s jetzt schon.«
»Mike Reedy ist nicht der Richtige!«
»Woher willst du das wissen? Du wusstest ja nicht mal mehr, dass ich Hot Dogs verabscheue. Du weißt weder, wann mein Geburtstag ist, noch meinen Lieblingssänger. Woher willst du also wissen, wer der richtige Mann für mich ist?«
»Dein Geburtstag ist am elften April.«
»Am sechzehnten.«
»Siehst du! Ich wusste, er war im April.«
Sie blickte ihn mit hochgezogener Braue an und holte so tief Luft, dass er vermutete, sie zählte innerlich bis zehn. »Ich hab das Kondom aus meiner Handtasche rausgenommen, weil ich mir blöd vorkam, es die ganze Zeit mit rumzuschleppen.«
»Dann habt ihr beide, du und Mike, also nicht...«
»Noch nicht. Aber vielleicht werden wir. Ich mag ihn wirklich.«
»Mögen reicht nicht. Mich magst du ja auch, aber das heißt noch lange nicht, dass du Sex mit mir haben willst.«
»Nein, natürlich nicht.«
Ein Stich der Enttäuschung durchfuhr ihn. »Natürlich nicht.«
»Wie könnte ich auch? Du lebst ja enthaltsam.«
Was genau meinte sie damit? Dass sie es in Betracht ziehen würde, wenn er nicht enthaltsam lebte?
»Und«, fuhr sie fort, »du fühlst dich nicht zu mir hingezogen.«
»Das ist nicht wahr. Du bist meine -«
»Sag‘s nicht!« Feine Haarsträhnchen flogen und Diamantenstecker funkelten. »Wag es ja nicht, zu sagen, dass ich deine beste Freundin bin, denn das bin ich nicht!«
Er hatte das Gefühl, als hätte sie ihm einen Magenschwinger versetzt. In seinem Beruf als
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