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Träum weiter, Liebling

Träum weiter, Liebling

Titel: Träum weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Pastor bot er den Leuten oft seinen Rat und Beistand an. Er verstand die Komplexität menschlichen Verhaltens besser als die meisten, warum also war er derart ratlos, was sie betraf?
    Die Uhr auf dem Großbildschirm tickte die letzten Minuten der Pause herunter. Er war von Natur aus zäh und hartnäckig, doch sie nahm ihm irgendwie den Wind aus den Segeln. Er wusste, dass er sie verletzte, selbst wenn er nicht richtig begriff, wie, und das letzte, was er wollte, war, Kristy Brown weh zu tun.
    »Kristy, was geschieht mit dir?«
    »Das Leben geschieht mit mir«, erwiderte sie leise. »Endlich.«
    »Was heißt das?«
    Sie schwieg so lange, dass er schon glaubte, sie würde nicht mehr antworten, aber dann tat sie es doch. »Es heißt, dass ich endlich aufgehört habe, mich in der Vergangenheit zu vergraben. Ich bin endlich bereit, vorwärtszugehen.« Sie blickte mit einem Ausdruck zu ihm herüber, der ihn vermuten ließ, dass sie einen inneren Kampf mit sich ausfocht. »Es heißt, dass ich nicht länger in dich verliebt bin, Ethan.«
    Etwas wie ein elektrischer Schlag durchzuckte ihn, und erfragte sich, warum er eigentlich so geschockt war. Irgendwo tief in seinem Inneren hatte er gewusst, dass sie in ihn verliebt war, hatte den Gedanken aber immer verdrängt.
    Sie stieß ein leises, verächtliches Lachen aus, das ihm im Herzen weh tat. »Ich war so erbärmlich. All die vergeudete Zeit. Acht Jahre lang bin ich an meinem Schreibtisch gesessen. Miss Obertüchtig, die immer um dich herumscharwenzelte, die deine Autoschlüssel suchte, die dafür sorgte, dass Milch für dich im Kühlschrank war, und du hast‘s nicht mal gemerkt. Mein Gott, ich hatte so wenig Selbstachtung.«
    Er hatte keine Ahnung, was er sagen sollte.
    »Und weißt du, was wirklich verrückt ist?« In ihrer Stimme lag keine Bitterkeit. Sie sprach ganz ruhig, fast als würde sie über eine andere Person reden. »Ich wäre die perfekte Frau für dich gewesen, aber jetzt ist es zu spät.«
    »Was meinst du damit, die perfekte Frau?« Und warum war es zu spät?
    Sie sah ihm traurig in die Augen, als würde sie sein Mangel an Verständnis enttäuschen. »Wir haben dieselben Interessen, einen ähnlichen Hintergrund. Ich sorge gern für andere, und du brauchst es, umsorgt zu werden. Wir haben dieselben religiösen Überzeugungen.« Ein leichtes Schulterzucken. »Aber nichts davon spielt eine Rolle, weil ich nicht heiß genug für dich war.«
    »Heiß genug! Wieso sagst du so was? Glaubst du, dass das alles ist, was ich bei einer Frau suche?«
    »Ja. Und bitte tu nicht so entrüstet. Wir beide kennen uns viel zu lange.«
    Er wurde wütend. »Jetzt kapier ich. Daher all die Veränderungen. Die engen Sachen, die neue Frisur, das verdammte Parfüm. Du hast dich aufgemotzt, damit ich dich bemerke, nicht wahr? Nun gut, ich hab dich bemerkt, und ich hoffe, du bist jetzt zufrieden.«
    Die weise Göttin der Talkshows schnalzte missbilligend mit der Zunge. Ethan... Ethan... Ethan...
    Statt ihm an die Gurgel zu gehen, wie sie es hätte tun sollen, lächelte Kristy. »Und es ist gut, dass du mich bemerkt hast, denn ich bin nicht sicher, wie lange ich sonst gebraucht hätte, um zur Vernunft zu kommen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Es ist so einfach, Ethan, so trivial. Aber ich nehme an, die einfachen Wahrheiten sind immer so, nicht wahr? Rachel hat mich gewarnt, dass ich es für mich selbst tun müsste und nicht für jemand anderen, wenn ich wirklich etwas ändern wollte. Ich hab getan, als würde ich ihr beipflichten, aber ich hab erst begriffen, wie recht sie hat, nachdem ich in dieser Aufmachung im Büro auftauchte und du so entsetzt warst.«
    »Kristy, ich war nicht -«
    Sie hielt die Hand hoch. »Es ist schon gut, Ethan, ich bin dir nicht mehr böse. Ich bin dir sogar dankbar. Deine Zurückweisung hat mich dazu gebracht, ein paar Dinge in meinem Leben zu ändern, die ich schon längst hätte ändern müssen.«
    »Ich hab dich nicht zurückgewiesen! Und ich versteh nicht, wie du einfach nicht mehr in jemanden verliebt sein kannst, von dem du behauptest, du wärst‘s jahrelang gewesen.« Was machte er hier? Versuchte er ihr einzureden, dass sie ihn noch liebte?
    »Du hast recht. Das geht nicht.« Er spürte einen kleinen Hoffnungsschimmer, aber der verging rasch wieder, als sie fortfuhr. »Jetzt weiß ich, dass es nicht Liebe gewesen ist. Dazu braucht es zwei. Was ich für dich empfand, war Schwärmerei, ich hab dich angebetet. Du warst meine einzige große

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