Träum weiter, Liebling
sorgte sich um ihn, wie immer. Nie dachte sie an sich selbst.
Es war lange, sehr lange her, aber er hatte nicht vergessen, was zu tun war. Er zog sie fester an sich und bewegte seinen Daumen... sanfte kleine Kreise. Sie keuchte. Er küsste sie, und mit aller Zärtlichkeit, derer er fähig war, ließ er sie über die Klippe fallen.
Danach hatte keiner von beiden Lust zum Reden. Sie brachten ihre Sachen in Ordnung, rückten auseinander, wischten seine verschüttete Cherry Coke auf und taten, als würden sie sich den Film ansehen. Er fuhr sie nach Hause und war nicht überrascht, als sie ihn nicht mehr hereinbat, doch als er die Autotür für sie öffnete, lud er sie, ohne es eigentlich geplant zu haben, zum morgigen Brunch bei seiner Schwägerin ein.
»Nein, vielen Dank«, entgegnete sie höflich.
»Ich hol dich kurz vor elf ab.«
»Ich werde nicht da sein.«
»Doch, das wirst du«, sagte er mit fester Stimme.
Das Telefon läutete, als Rachel sich gerade nach ihrer morgendlichen Dusche die Haare trockenfönen wollte. Gabe hämmerte hinter dem Haus an irgendwas rum, und Edward spielte auf der Vorderveranda, also wickelte sie sich das Handtuch um den Kopf und rannte in die Küche, um ranzugehen.
»Dürfte ich mit Rachel Snopes sprechen?« sagte eine Frau am anderen Ende der Leitung.
»Hier spricht Rachel Stone.«
Ein Kind machte sich im Hintergrund bemerkbar, und die Stimme der Frau entfernte sich ein wenig. »Ist ja gut, Rosie, ich bin hier.« Jetzt sprach sie wieder direkt in den Hörer. »Es tut mir leid, Mrs. Stone, aber meine Tochter hat sich noch nicht richtig von unserer gestrigen Autofahrt erholt. Wir hatten gestern beim Autokino keine Gelegenheit, uns kennenzulernen. Ich bin Jane Darlington-Bonner, Cals Frau.« Die Stimme der Frau klang geschäftsmäßig, aber nicht feindselig.
»Ja, Mrs. Bonner?« fragte Rachel.
»Bitte nennen Sie mich Jane. Wir haben in ungefähr einer Stunde ein kleines Familientreffen. Ich möchte mich entschuldigen, dass ich Sie erst jetzt anrufe, aber um ehrlich zu sein, werfe ich das Ganze mehr oder weniger in letzter Minute zusammen - aber ich würde mich freuen, wenn Sie und Ihr Sohn auch kommen könnten.«
Rachel musste an Cals Stippvisite gestern Nachmittag denken. Sie war direkt dabeigestanden, als er Gabe einlud, und es wäre ein leichtes für ihn gewesen, sie mit einzuschließen, wenn er gewollt hätte.
»Ich danke Ihnen, aber das ist wahrscheinlich keine so gute Idee.«
»Sie haben offenbar gestern meinen Mann kennengelernt.« Ihre Stimme klang amüsiert.
»Ja, das stimmt.«
»Kommen Sie trotzdem.«
Rachel musste lächeln und merkte, wie sie sich für diese Frau, die sie lediglich von einem Zeitschriftenfoto kannte, erwärmte. »Es ist nicht bloß Ihr Mann. Ethan ist auch nicht gerade verrückt nach mir.«
»Ich weiß.«
»Und ich bezweifle sehr, dass Gabe mich noch mehr in den Kreis seiner Familie hineinziehen will. Ich glaube also, das lasse ich lieber.«
»Ich möchte Sie nicht drängen, aber ich hoffe, Sie ändern Ihre Meinung noch. Cal und Ethan sind die sturköpfigsten Männer auf Gottes Erde, aber sie meinen es gut, und ich kann es kaum erwarten, die berühmt-berüchtigte Witwe Snopes kennenzulernen.«
Rachel merkte, wie sie auf den sanften Humor der Frau mit einem Lachen reagierte. »Sie können mich jederzeit auf dem Heartache Mountain besuchen.«
»Das werde ich.«
Sie hatte gerade eingehängt, als Gabe zur Hintertür hereinkam. Etwas Sägemehl hing an seinen Jeans, und er wirkte glücklich.
Sie lächelte ihn an. »Was hast du da draußen gemacht?«
»Ein kleines Vogelhaus zusammengezimmert. Unser Vögelchen Tweety muss sich ein wenig an draußen gewöhnen, bevor wir es freilassen können.«
Und das alles für einen ganz gewöhnlichen, kleinen Spatz?
Er ging zur Spüle und drehte den Hahn auf, um sich die Hände zu waschen. »Ich hab Chip gefragt, ob er mir helfen will, aber er hat nein gesagt.«
»Würdest du bitte aufhören, ihn so zu nennen?«
»Nicht, bevor er‘s mir sagt.« Er kam zu ihr, um ihr einen Guten-Morgen-Kuss zu geben. Es war nur ein flüchtiger Kuss, aber die fast beiläufige Intimität erinnerte sie an letzte Nacht und wie sie sich geliebt hatten. Sie drückte die Wange an seine Brust und versuchte, nicht daran zu denken, wie schnell dies alles zu Ende sein musste.
Er fing eine widerspenstige Locke von ihr ein und strich sie ihr hinters Ohr, dann küsste er diese Stelle, und trat zurück. »Wir müssen bald bei Cal und
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