Träum weiter, Liebling
nicht fand, was er suchte, fiel seine Hand kraftlos in seinen Schoss zurück, und er stieß einen Seufzer aus.
Gabe wünschte, er würde die Geste nicht verstehen. »Du vermisst diesen Hasen, stimmt‘s?«
Edward beugte den Kopf über seine Blockhütte und kratzte sich am Knie.
»Ich habe gehört, dass du ihn Rosie geschenkt hast, aber alle würden verstehen, wenn du ihn wiederhaben wolltest.« Er versuchte, weniger schroff zu klingen, schaffte es jedoch nicht.
»Rosie würd‘s nich‘ verstehen.«
»Sie ist ein Baby. Sie wird‘s vergessen.«
»Pferdchen vergisst man nich‘ so leicht.« Er sprach mit solcher Überzeugung, dass Gabe wusste, es hatte keinen Zweck, weiter zu argumentieren. In dieser Hinsicht war er genauso wie seine Mutter.
»Pastor Ethan! Kristy!« Der Junge strahlte, als sie die Veranda betraten. »Wollt ihr meine Blockhütte sehen?« Er war noch zu jung, um die Anspannung zwischen den beiden zu spüren, aber Gabe hatte sie bemerkt.
»Darauf kannst du wetten«, sagte Kristy.
Gabe wandte sich ab und ging ins Haus. »Rachel?«
Keine Antwort. Er blickte rasch in jedes Zimmer und fandsie schließlich draußen im verwilderten Gemüsegarten über eine wildwachsende Tomatenstaude gebeugt.
Sie trug das orangefarbene Hauskleid, das sie für Malerarbeiten reservierte. Die Sonne funkelte auf ihren wilden, roten Haaren und tanzte über ihre schlanken, goldbraunen Arme. Sie war barfuß und hatte die Zehen in der warmen Erde vergraben. Sie sah sinnlich aus, erdig und feurig, und am liebsten hätte er sie gleich hier und jetzt in dem kleinen, schäbigen Gärtchen genommen. Er wollte sich auf sie legen, wollte vergessen, wer er war, wer sie war. Er wollte zu ihr gehen, ohne einen Gedanken an die Vergangenheit oder die Zukunft, wollte an nichts denken, außer an diesen Augenblick.
Sie blickte auf. Zarter Schweiß stand auf ihren Wangenknochen, und ihre Lippen öffneten sich überrascht. »Ich hab dich gar nicht kommen hören.«
Sie schenkte ihm weder ein Lächeln zur Begrüßung, noch ein anderes Zeichen dafür, dass sie sich freute, ihn zu sehen. »Warum bist du einfach so abgehauen?« fuhr er sie an. »Mir war nicht gut.«
»Jetzt scheint‘s dir ja wieder besserzugehen.« Sie sagte nichts darauf. Statt dessen beugte sie den Oberkörper vor und begann an einem dicken Büschel Unkraut zu zerren.
»Du hättest mir sagen sollen, dass du gehen willst. Du weißt, dass ich es hasse, dich hier alleinzulassen.«
»Du kannst nicht jede Minute auf mich aufpassen. Und wieso solltest du auch?«
»Was willst du damit sagen?«
»Dass du nicht für mich verantwortlich bist.«
Ihr schnippischer Ton verärgerte ihn. Sie war diejenige, die sich im Unrecht befand, nicht er. Er tat, was er konnte, um sie zu beschützen, doch sie wollte einfach nicht kooperieren. »Solange du unter diesem Dach wohnst, bin ich sehr wohl für dich verantwortlich«, hörte er sich sagen.
Aber sie war nicht beeindruckt von seinen großspurigen Worten. »Wenn du dich wirklich nützlich machen willst, dann schnapp dir eine Schaufel und fang an, einen Graben um die Büsche hier zu machen, statt mich anzuknurren.«
»Ich knurre nicht.«
»Hättest mich beinahe getäuscht.«
»Verdammt, Rachel, du bist einfach fortgerannt, ohne mir Bescheid zu sagen! Ich wusste nicht, was passiert war. Ich hab mir Sorgen gemacht.«
»Wirklich?« Sie blickte ihn mit zur Seite geneigtem Kopf an, und ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, bei dem ihm die Knie weich wurden.
Er schüttelte den Zauber, den sie um ihn spann, entschlossen ab. »Du brauchst gar nicht so fröhlich zu schauen, denn ich bin im Moment nicht gut auf dich zu sprechen, und das nicht nur, weil du einfach davongerannt bist.« Er wusste, dass er es dabei belassen sollte, konnte aber nicht. »Ich wäre dir dankbar, wenn du es von jetzt an unterlassen würdest, mich vor meiner Familie zu analysieren.«
»Es gibt keinen besseren Ort dafür, als bei Menschen, die dich lieben und die wollen, dass es dir wieder bessergeht.«
»Es geht mir gut, Rachel! Ich meine es ernst. Ich will keine negativen Bemerkungen mehr über das Autokino hören. Alles lief prima gestern Abend. Du solltest das eigentlich feiern.«
»Alles lief keineswegs prima. Ich liebe dieses Autokino, aber du nicht! Und ich werde erst feiern, wenn du wieder als Veterinär praktizierst.«
»Warum musst du mich dauernd drängen? Warum kannst du‘s nicht einfach gut sein lassen?«
»Weil du todunglücklich bist über
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