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Träum weiter, Liebling

Träum weiter, Liebling

Titel: Träum weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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deine jetzige Situation.«
    »Das ist schließlich nicht dein Problem, oder?«
    »Nein, das ist es nicht, nicht wahr?«
    Er merkte, dass er sie verletzt hatte, doch ein fröhliches Lachen unterbrach sie, bevor er Gelegenheit hatte, es wiedergutzumachen. Er drehte sich um, und was er sah, ließ ihm die Nackenhaare zu Berge stehen. Ethan kam um die Hausecke gebogen, Edward auf den Schultern, Kristy ein paar Schritte dahinter.
    Der Junge sah aus, als hätte er einen Regenbogen geschenkt bekommen. Seine Augen funkelten, und er hüpfte auf Ethans Schultern, als dieser über die Wiese joggte. Einmal so getragen zu werden, davon hatte Edward auf dem Spanferkelgrillfest geträumt, als er seinem Freund zusah, wie er auf den Schultern seines Vaters ritt, und Gabe versuchte, sich für den Jungen zu freuen. Statt dessen jedoch war er durchdrungen von einem Gefühl, dass dies ganz und gar falsch war.
    Er konnte nicht verstehen, warum er so reagierte. Das Kind hatte es in seinem Leben so schwer gehabt, und jetzt verübelte ihm Gabe auch noch dieses kleine, simple Vergnügen. Er kam sich gemein und kleinlich vor, aber er konnte einfach nichts dagegen machen - er konnte nichts gegen das Gefühl absoluter Gewissheit machen, dass Edward Stone nicht auf die Schultern seines Bruders gehörte.
    Rachel hatte sich aufgerichtet. Aber anstatt die Freude ihres Jungen zu genießen oder vorzutreten, um Kristy zu begrüßen, stand sie absolut regungslos da, die Arme leblos an den Seiten herabhängend, und blickte Gabe an.
    Ein kalter Schauder überlief ihn, als er erkannte, dass sie genau wusste, was er dachte. Irgendwie konnte sie in seinen Kopf hineinsehen und wusste, dass er voller Hass war. Er wollte es ihr erklären, aber wie konnte er erklären, was er selbst nicht verstand? Wie konnte er die Gefühle rechtfertigen, die er dem Kind gegenüber empfand, das sie mehr liebte als ihr Leben?
    Er wandte sich von ihr ab und seinem Bruder zu. Im Gegensatz zu Rachel konnte er bei seinem Bruder darauf vertrauen, dass er ihn nicht verurteilte. »Danke fürs Herbringen, Eth.«
    »Kein Problem.«
    »Ihr entschuldigt mich bitte, ja? Ich muss noch jede Menge Bürokram erledigen.« Er wandte sich ab und ging ins Haus, wobei er versuchte, seinen Abgang nicht wie eine Flucht aussehen zu lassen.
    Rachel zuckte zusammen, als sie die Gittertür knallen hörte. Gleichzeitig war ihr schwindlig vor Kummer über das, was sie in seinen Augen gesehen hatte. Warum konnte er nicht aufhören, Edward zu hassen? Der Hass, den er nicht länger zu verbergen vermocht hatte, war wie ein Messerstoß in ihr Herz. Ihr schwindelte davon, während auch der letzte Rest Hoffnung, den sie noch gehegt haben mochte, in tausend Scherben zersprang.
    Gabe würde seine Dämonen nie loswerden, dessen war sie sich jetzt ganz sicher. Und die Liebe, die sie sich für sich und ihren Sohn gewünscht hatte, würde nie Wirklichkeit werden.
    Sie war stolz darauf, wie realistisch sie die letzten Jahre gemacht hatten, doch in diesem Fall war sie der Wahrheit schon seit Wochen ausgewichen. Seine Gefühle würden sich nie ändern, und jede Sekunde, die sie länger mit ihm verbrachte, machte den unvermeidlichen Abschied um so schwerer. Es gab keine rosige Zukunft für sie. Kein Vermögen war in Dwaynes Bibel versteckt. Keine ewige Liebe. Und niemanden außer ihr, der sich um Edward kümmerte.
    Ihre Zeit in Salvation war zu Ende.
    Samstag Abend kamen mehr Besucher ins Autokino, als am Vorabend, aber Gabe wirkte noch verschlossener und unglücklicher als sonst. Als er später zu ihr ins Schlafzimmer kam und mit ihr schlief, lag ein Schatten über ihrer Leidenschaft.
    Am Sonntag Nachmittag sah sie ihm durchs Schlafzimmerfenster dabei zu, wie er Tweety in sein selbstgebautes Vogelhäuschen umquartierte. Das war es, was er tun sollte, aber sie würde nicht mehr da sein, wenn er das endlich kapierte.
    Der blanke Hass in Gabes Augen beim Anblick von Edward auf Ethans Schultern hatte sie endlich zum Handeln gezwungen. Sie hatte Kristy heute Vormittag angerufen, um ihren Plan umzusetzen. Jetzt war jeder Augenblick kostbar. Wenn sie ihn doch bloß hassen könnte dafür, dass er sie so enttäuscht hatte, aber wie konnte sie einen Mann hassen, dessen einziger Fehler es war, zu sehr geliebt zu haben?
    Sie fuhr mit den Daumen über Dwaynes Bibel. Sie hatte jede Randbemerkung, jeden unterstrichenen Absatz gelesen, aber alles, was sie fand, war der Trost der vertrauten Verse, an die sie fast nicht mehr glauben

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