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Träum weiter, Liebling

Träum weiter, Liebling

Titel: Träum weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Verwünschung, und schon tauchte Gabe wieder auf, das Gesicht finster wie eine Gewitterwolke. Er stemmte die Hände in die Hüften und blickte wild funkelnd auf sie hinab. Da wurde sie sich zum ersten Mal seiner ungewöhnlichen Größe bewusst. Sie selbst war einsvierundsiebzig groß, also auch nicht gerade klein, doch bei ihm kam sie sich winzig und wehrlos vor.
    »In all den Jahren, in denen ich meinen Bruder kenne, hab ich noch nie erlebt, dass er jemandem seine Hilfe verweigert.«
    »Ich hab die Erfahrung gemacht, Bonner, dass selbst der aufrechteste Christ eine Grenze hat. Und die scheine ich zu sein.«
    »Ich will Sie hier nicht haben!«
    »Erzählen Sie mir doch mal was Neues.«
    Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich noch mehr. »Hier ist es nicht sicher genug für ein Kind. Er kann hier nicht bleiben.«
    Wurde er etwa weich? Rasch log sie: »Ich weiß schon, wo ich ihn unterbringen kann.«
    Edward drängte sich enger an sie.
    »Wenn ich Sie anstelle, dann nur für ein paar Tage, bis ich jemand anders gefunden hab.«
    »Verstanden.« Sie versuchte, sich ihre freudige Erregung nicht anmerken zu lassen.
    »Also gut«, fauchte er. »Morgen früh um acht Uhr. Und machen Sie sich auf einen knochenharten Arbeitstag gefasst.«
    »Kein Problem.«
    Wieder verfinsterte sich sein Gesicht um einige Grade. »Es ist nicht meine Sache, ‘ne Unterkunft für Sie zu finden.«
    »Ich hab eine Unterkunft.«
    Er betrachtete sie misstrauisch. »So, wo denn?«
    »Geht Sie nichts an. Ich bin nicht hilflos, Bonner. Ich brauch nur ‘nen Job.«
    Das Wandtelefon klingelte. Er ging hin und hob ab, und sie lauschte einer einseitigen Unterhaltung über ein Lieferproblem. »Ich komm rüber und kümmere mich um die Sache«, verkündete Mr. Charme schließlich.
    Er hängte ein, schritt zur Tür und hielt sie auf. Das tat er nicht aus Höflichkeit, wie sie wusste, sondern um sie endlich loszuwerden.
    »Ich muss in die Stadt fahren. Über eine Unterkunft reden wir, wenn ich wieder da bin.«
    »Ich sagte doch schon, dass ich eine habe.«
    »Darüber reden wir, wenn ich wieder da bin«, fuhr er sie an. »Warten Sie auf dem Spielplatz auf mich. Und suchen Sie gefälligst eine Beschäftigung für Ihr Kind!«
    Er stapfte davon.
    Sie hatte keineswegs die Absicht, hier herumzuhängen, bis er wieder auftauchte und womöglich herausfand, dass sie im Wagen übernachtete, also wartete sie, bis er davongefahren war und eilte dann zu ihrem Impala. Während Edward auf dem Rücksitz ein Mittagsschläfchen hielt, wusch sie sich in einem kleinen Zufluss des French Broad Rivers, der in der Nähe der Baumgruppe dahinfloss. Anschließend wusch sie dort auch gleich ihre schmutzige Wäsche. Dann zog sie ihre abgerissene Jeans und ein altes, melonenfarbenes T-Shirt an. Edward erwachte, und sie sangen alberne Lieder und erzählten sich Witze, während sie ihre Wäsche auf ein paar niedrigen Zweigen in der Nähe des Autos aufhängten.
    Die Nachmittagsschatten wurden länger. Sie hatte keine Lebensmittel mehr und wusste, dass sie den Gang in die Stadt nicht mehr hinausschieben konnte. Mit Edward an ihrer Seite ging sie die Landstraße entlang, bis sie das Autokino hinter sich gelassen hatten, dann streckte sie ihren Daumen raus, als sich ein alter Chevy näherte.
    Darin saß ein pensioniertes Pärchen aus St. Petersburg, die den Sommer in Salvation verbrachten. Sie plauderten angeregt mit ihr und waren auch sehr nett zu Edward. Sie bat sie, sie am Ingles Grocery Store am Rande der Stadt rauszulassen, und sie winkten ihr noch nach, als sie davonfuhren. Sie war froh darüber, dass sie die berüchtigte Witwe Snopes nicht erkannt hatten.
    Ihr Glück hielt jedoch nicht lange an. Sie war erst ein paar Augenblicke in dem Supermarkt, als sie merkte, wie ein Verkäufer am Gemüsestand sie anstarrte. Sie konzentrierte sich darauf, einen nicht allzu angeschlagenen Pfirsich vom Regal mit dem heruntergesetzten Obst auszuwählen. Aus dem Augenwinkel sah sie eine grauhaarige Dame mit ihrem Mann flüstern.
    Rachel hatte sich so sehr verändert, dass sie mittlerweile nicht mehr so oft erkannt wurde wie kurz nach dem Skandal, aber sie befand sich hier in Salvation, und die Leute hatten sie persönlich gesehen, nicht nur auf dem Fernsehschirm. Selbst ohne aufgebauschte Fönfrisur und zwölf Zentimeter hohen Pfennigabsätzen, wussten sie, wer sie war. Rachel ging rasch weiter.
    In der Brotabteilung legte eine ordentlich gekleidete Frau Mitte Vierzig mit einer strengen, schwarzgefärbten

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