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Träum weiter, Liebling

Träum weiter, Liebling

Titel: Träum weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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und musste daran denken, wie sie sich heute vor einem wildfremden Mann ausgezogen hatte. Das naive Mädchen vom Lande, das jeden Sonntag brav zur Kirche ging, hätte so etwas nicht einmal zu denken gewagt, doch durch die Verantwortung für ihr Kind war sie gezwungen gewesen, sämtliche Skrupel abzulegen, ebenso wie ihre Unschuld und Naivität. Jetzt schwor sie sich, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um Gabriel Bonner bei Laune zu halten.

4
    Rachel hatte das Zentrum des Grundstücks bereits fast ganz vom Unkraut befreit, als Gabes Pickup am nächsten Morgen um Viertel vor acht durchs Eingangstor bog. Das Haar hatte sie sich mit einem Stück Kupferdraht, den sie in der Nähe des Müllabladeplatzes gefunden hatte, zurückgebunden. Sie konnte nur hoffen, dass das abgewetzte Hinterteil ihrer Jeans nicht ausriss.
    Nun, da ihre Sandalen nicht mehr zu gebrauchen waren, musste sie das einzige andere Paar Schuhe tragen, das sie noch besaß: klobige schwarze Oxfords, die sie von einer jungen Arbeitskollegin geschenkt bekommen hatte, nachdem diese sie nicht mehr hatte tragen wollen, weil ihr der Stil zu langweilig geworden war. Die Schuhe waren zwar bequem, aber viel zu heiß und zu schwer für den Sommer. Immerhin waren sie praktischer für die harte Arbeit, die sie zu erledigen hatte, als ihre schäbigen kleinen Sandalen, und sie war froh, dass sie sie hatte.
    Falls Rachel geglaubt hatte, mit ihrem Fleiß und ihrer Überpünktlichkeit Eindruck bei Gabe schinden zu können, so wurde sie umgehend eines Besseren belehrt. Der Pickup kam direkt neben ihr zum Stehen, und er sprang aus dem Wagen, während er den Motor weiterlaufen ließ. »Ich hab doch gesagt, Sie sollen um acht Uhr da sein.«
    »Und das werd ich auch«, erwiderte sie in ihrem fröhlichsten Tonfall. Sie versuchte, nicht daran zu denken, wie sie sich gestern Nachmittag vor ihm ausgezogen hatte. »Es bleiben mir noch ganze fünfzehn Minuten.«
    Er hatte ein sauberes weißes T-Shirt und ausgebleichte Jeans an. Darüber hinaus war er frisch rasiert, und sein dunkles Haar sah aus, als wäre es noch feucht von seiner morgendlichen Dusche. Für ein paar kurze Augenblicke hatte sie gestern beobachten können, wie seine Maske verrutschte, doch nun war sie wieder fest an Ort und Stelle: leer, hart, emotionslos.
    »Ich will Sie hier nicht haben, wenn ich nicht da bin.«
    Ihre guten Vorsätze, sich ihm gegenüber respektvoll und gehorsam zu verhalten, zerstoben in alle Richtungen. »Regen Sie sich ab, Bonner. Die paar Sachen, die es wert sind, gestohlen zu werden, sind zu schwer für mich zum Wegschleppen.«
    »Sie haben gehört, was ich sagte.«
    »Und ich dachte, Sie wären nur am Nachmittag unausstehlich.«
    »Das fängt morgens an und hört auch Abends nicht auf.« Seine Bemerkung sollte eigentlich ironisch klingen, aber seine emotionslosen Silberaugen verdarben den Effekt. »Wo haben Sie letzte Nacht geschlafen?«
    »Bei Bekannten. Ein paar hab sogar ich noch«, log sie.
    Tatsache war, dass Dwayne ihr jeden engeren Kontakt zu den Bürgern von Salvation verboten hatte.
    Er zog ein Paar gelber Arbeitshandschuhe aus der Gesäßtasche seiner Jeans und warf sie ihr achtlos hin. »Nehmen Sie die da.«
    »Himmel, jetzt bin ich aber gerührt.« Sie drückte sich die Handschuhe wie einen Strauß teurer Rosen ans Herz und ermahnte sich gleichzeitig, kein einziges Wort mehr zu sagen. Noch bevor der Tag zu Ende war, musste sie ihn um einen Vorschuß bitten, und da konnte sie es sich nicht leisten, ihn zu verärgern. Aber er sah derart distanziert aus, als er sich wieder ans Steuer seines Pickups setzte, dass sie nicht anders konnte, als noch ein wenig mehr zu sticheln.
    »He Bonner, statt Prozac könnte vielleicht auch ‘ne Tasse Kaffee helfen, um den Sauertopf ein wenig aufzumuntern. Es wäre mir ‘ne Freude, eine Kanne für uns zu machen.«
    »Ich mach mir meinen Kaffee selber.«
    »Spitze. Dann bringen Sie mir doch ‘ne Tasse, wenn er fertig ist.«
    Er knallte die Tür zu und ließ sie in einer Staubwolke stehen, während er weiter bis zum Imbiss fuhr. Pisskopf. Sie schob ihre wunden Hände grimmig in die Arbeitshandschuhe und bückte sich, um ihre Arbeit wieder aufzunehmen, auch wenn ihr inzwischen jeder Muskel weh tat.
    Sie konnte sich nicht erinnern, je so müde gewesen zu sein. Alles, was sie wollte, war, sich irgendwo in den Schatten zu legen und hundert Jahre lang zu schlafen. Die Ursache für ihre tiefe Erschöpfung war nicht unschwer festzustellen: nicht genug Schlaf

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