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Träum weiter, Liebling

Träum weiter, Liebling

Titel: Träum weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Bonner, oder Sie wüssten, dass der Tempel wundervolle Arbeit leistet. Waisenhäuser in ganz Afrika hängen von unseren Spenden ab.«
    Ethan hatte versucht, der Sache mit den Waisenhäusern nachzugehen, ebenso wie den restlichen Finanzprojekten des Tempels, und er gedachte nicht, dieser verwöhnten Frau mit den fetten Klunkern und den überhohen Absätzen die Wahrheit zu ersparen. »Sagen Sie, Mrs. Snopes, bin ich eigentlich der einzige, der sich fragt, wieviel von den Millionen, die Ihr Mann für die Waisenkinder sammelt, tatsächlich in Afrika landen?«
    Ihre grünen Augen waren mit einem Mal eiskalt geworden, und er bekam eine kleine Kostprobe des Temperaments, das in der Rothaarigen schlummerte. »Sie sollten meinem Mann nicht die Schuld geben, bloß weil er genug Unternehmungsgeist und Charisma besitzt, um seine Kirche an Sonntagen bis zum letzten Platz zu füllen.«
    Er konnte seinen Zorn nicht mehr verbergen. »Ich werde meine Kirche nie in einen Zirkus verwandeln, für nichts und niemanden.«
    Wenn sie darauf sarkastisch geantwortet hätte, dann hätte er ihre Begegnung vielleicht vergessen können, aber ihre Stimme wurde sanft, ja beinahe mitfühlend. »Vielleicht ist das ja der Punkt, in dem Sie irren, Reverend Bonner. Es ist nicht Ihre Kirche. Es ist das Haus Gottes.«
    Als sie davonging, war er gezwungen gewesen, der ganzen schmerzlichen Wahrheit, vor der er sich so gerne versteckt hätte, ins Gesicht zu sehen. Der überwältigende Erfolg des Tempels unterstrich nur seine eigene Unzulänglichkeit.
    Obwohl seine Predigten durchdacht waren und von Herzen kamen, waren sie nicht dramatisch. Er hatte seine Schäfchen noch nie mit dem Feuer seiner Worte zu Tränen gerührt. Er konnte weder die Kranken heilen, noch die Gelähmten das Gehen lehren, und seine Kirche platzte auch nicht gerade wegen Überfüllung aus den Nähten, nicht einmal vor G. Dwaynes Ankunft in Salvation.
    Vielleicht war das ja der Grund, warum seine Abneigung gegen Rachel Snopes derart persönlicher Natur war. Sie hielt ihm einen Spiegel vor, zwang ihn zu sehen was er nicht sehen wollte - wie ungeeignet er für das Priesteramt war. Er bog von der Landstraße auf die schmale Teerstraße ab, die zum Heartache Mountain und zu Annies Häuschen hinaufführte. Es lag weniger als eine Meile vom Autokino entfernt.
    Rachel strich sich eine zerzauste Haarsträhne hinters Ohr.
    »Das mit Ihrer Großmutter tut mir sehr leid. Annie Glide war eine sehr energische Frau.»
    »Sie kannten sie?«
    »Unglücklicherweise. Sie hegte von Anfang an eine Abneigung gegen Dwayne, und da sie nicht an seinen Leibwächtern vorbeikam, um ihm den Kopf zu waschen, hat sie‘s bei mir getan.«
    »Annie hatte schon immer sehr feste Grundsätze.»
    »Wann ist sie gestorben?«
    »Vor ungefähr fünf Monaten. Ihr Herz hat schließlich aufgegeben. Sie hatte ein gutes Leben, aber wir vermissen sie.«
    »Steht ihr Haus seitdem leer?«
    »Bis vor kurzem. Meine Sekretärin, Kristy Brown, wohnt seit ein paar Wochen dort. Der Mietvertrag für ihr Apartment endete, bevor ihre neue Wohnung bezugsfertig war, also wohnt sie vorübergehend dort.«
    Rachel runzelte die Stirn. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie besonders begeistert ist, wenn zwei wildfremde Leute bei ihr einziehen.«
    »Ist ja bloß für ein paar Nächte«, erwiderte er betont.
    Rachel verstand die Botschaft, ignorierte sie jedoch. Ein paar Nächte. Sie brauchte mehr als das, um die Kennedy-Schatulle zu finden.
    Sie dachte an die unbekannte Frau, die schon bald eine Fremde und ein kleines Kind als neue Mitbewohner bekommen würde. Und nicht bloß eine einfache Fremde, sondern die berüchtigste Frau der Stadt. Der Gedanke machte ihr Kopfschmerzen, und sie presste verstohlen die Fingerspitzen einer Hand an ihre Schläfe.
    Ethan fuhr eine kleine Kurve, um einer Wurzel auszuweichen, und sie fiel mit der Schulter gegen die Wagentür. Sie warf einen Blick auf den Rücksitz, um sicher zu sein, dass Edward in Ordnung war, und sah, dass er sich an Pferdchen klammerte. Sie musste daran denken, wie sie von Bonner in die Zange genommen worden war, wie er ihr die Hand zwischen die Beine geschoben hatte.
    Seine Grausamkeit war beabsichtigt und kalkuliert gewesen, aber wieso hatte sie dann nicht mehr Angst gehabt? Sie war sich mittlerweile gar nichts mehr sicher, weder ihrer Gefühle, noch der beunruhigenden Kombination aus Selbsthass und abgrundtiefem Kummer, den sie glaubte in seinen Augen gelesen zu haben. Sie sollte eigentlich

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