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Träum weiter, Liebling

Träum weiter, Liebling

Titel: Träum weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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würdigeren Persönlichkeiten? Albert Schweitzer, zum Beispiel? Oder Mutter Teresa? Warum konnte er seine Inspirationen nicht von Martin Luther King oder Mahatma Gandhi bekommen? Unglücklicherweise war Ethan ein Produkt seiner Kultur, ein Kind des Fernseh- und Kinozeitalters, und so kam es, dass er von Pop-Ikonen verfolgt wurde.
    »Ist es zu kalt hier drinnen?« erkundigte er sich, trotz seiner Abneigung um ein wenig Freundlichkeit bemüht. »Ich kann die Klimaanlage runterschalten.«
    »Ist schon okay, Rev.«
    Ihre kecke Art irritierte ihn gewaltig, und er machte Gabe im stillen Vorwürfe, weil er ihn in diese Lage gebracht hatte. Aber sein Bruder hatte so verzweifelt geklungen, als er ihn vor einer knappen Stunde anrief, dass Ethan einfach nicht hatte nein sagen können.
    Als Ethan am Pride of Carolina eintraf, hatte er die Tür des Imbiss zugesperrt vorgefunden und Rachel und ihren Sohn auf der Steinschildkröte auf dem Spielplatz hockend. Gabe war nirgends zu sehen gewesen. Er hatte den erbärmlichen kleinen Haufen von Habseligkeiten, den sie in der Nähe des Flüßchens gelassen hatte, ins Auto geladen und brachte sie nun auf den Heartache Mountain, zu Annies Häuschen.
    Rachel warf ihm einen Blick zu. »Warum helfen Sie mir?«
    Er musste daran denken, dass sie früher eher schüchtern gewesen war, und ihre Direktheit traf ihn unvorbereitet, genau wie vor zwei Tagen. »Gabe hat mich darum gebeten.«
    »Er hat Sie schon vor zwei Tagen darum gebeten, und Sie haben sich geweigert.«
    Er sagte nichts. Er wusste zwar nicht genau, warum, aber irgendwie hasste er diese Frau noch mehr, als er G. Dwayne gehasst hatte. Dass ihr Mann ein Gauner gewesen war, war sonnenklar, doch ihre Art war viel subtiler.
    Sie stieß ein trockenes Lachen aus. »Ist schon in Ordnung, Rev. Ich vergebe Ihnen, dass Sie mich hassen.«
    »Ich hasse Sie nicht. Ich hasse niemanden.« Es klang aufgeblasen und pompös.
    »Wie nobel.«
    Ihr Hohn ärgerte ihn. Wie kam sie dazu, herablassend zu sein, wo sie und ihr Mann in ihrer unersättlichen Gier so viel zerstört hatten?
    Keine Pfarrei im Landkreis hatte dem Tempel das Wasser reichen können, was Geld betraf. Keiner der Priester hatte juwelenbestickte Roben vorweisen können oder mit Lasershows untermalte Messen. Der Tempel bot eine Art Las Vegas im kirchlichen Gewand, und viele der örtlichen Kirchgänger waren auf diese Kombination von Showbusineß, Glitzer und einfache Antworten hereingefallen.
    Unglücklicherweise nahmen diejenigen, die ihren Kirchengemeinden den Rücken kehrten, auch ihr Geld mit und ruinierten somit auch die Fonds für Hilfsprojekte, die viel Gutes für die Gemeinde bewirkt hatten. Schon bald musste ein Drogenhilfsprogramm aufgegeben werden, und auch die Suppenküche musste Einschränkungen hinnehmen. Der größte Verlust jedoch war die kleine Gemeindeklinik, die in einem Geschäftsladen eingerichtet worden war, ein überkonfessionelles Projekt und der Stolz der örtlichen Kirchenvertreter. Hilflos hatte er mitansehen müssen, wie das Geld, das eigentlich für die Armen gedacht war, in den bodenlosen Taschen von G. Dwayne Snopes versickerte. Und Rachel hatte einen Großteil dazu beigetragen.
    Er musste an den Tag denken, als er sich ihr aus einer spontanen Eingebung heraus vorgestellt hatte. Sie kam gerade aus der Bank, und er erzählte ihr von der Klinik, die sie hatten schließen müssen. Ermutigt durch einen, wie er glaubte, ehrlich besorgten Blick aus ihren dick getuschten Wimpern, hatte er weitergesprochen.
    »Es tut mir leid, das zu hören, Reverend Bonner.«
    »Ich versuche, niemandem die Schuld zuzuweisen«, hatte er gesagt, »aber der Tempel hat den örtlichen Kirchengemeinden so viele Mitglieder abgeworben, dass wichtige Hilfsprojekte aufgegeben werden mussten.«
    Sie versteifte sich, und er konnte sehen, dass er sie in die Defensive getrieben hatte. »Sie können das nicht dem Tempel in die Schuhe schieben.«
    Er wusste, dass er taktvoller hätte sein sollen, aber die Sonne hatte die großen Saphire in ihren Ohrläppchen funkeln lassen, und er hatte daran denken müssen, wie nur ein einziger von diesen Steinen die Klinik hätte retten können, »Ich muss zugeben, dass der Tempel ein wenig mehr Verantwortung der Stadt gegenüber zeigen könnte.«
    »Der Tempel hat Hunderttausende von Dollar in diese Stadt gepumpt.«
    »In die Wirtschaft, ja, aber nicht in gemeinnützige Hilfsprojekte.«
    »Sie sind offenbar kein regelmäßiger Zuschauer unserer Sendungen, Reverend

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