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Träum weiter, Liebling

Träum weiter, Liebling

Titel: Träum weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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sie ansah, erfüllte sie mit Scham.
    Nachdem sie Edward zu Bett gebracht hatte, schlüpfte Rachel zur Hintertür hinaus und die knarzenden Holzstufen hinunter. Sie knipste die Taschenlampe an, die sie glücklicherweise noch aus dem Handschuhfach des Impalas gerettet hatte, bevor dieser abgeschleppt wurde. Obwohl sie so müde war, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, musste sie noch etwas tun, bevor sie sich endlich zur Ruhe legen konnte.
    Den Lichtstrahl tief haltend, ließ sie ihn über die Baumreihe, die sich hinter dem Haus erhob, schweifen. Ja, da war er: ein Pfad, der in den Wald hineinführte. Sie ging darauf zu, wobei sie sorgfältig darauf achtete, nicht über etwas zu stolpern.
    Ein Zweig streifte ihre Wange, und ein Nachtvogel gurrte. Sie war auf dem Land aufgewachsen und liebte es, nachts draußen im Freien zu sein, wo sie mit der Stille und den frischen, kühlen Gerüchen allein sein konnte. Jetzt jedoch fiel es ihr schon schwer, sich nur darauf zu konzentrieren, einen Schritt vor den anderen zu setzen.
    Annie Glides Häuschen lag hoch auf dem Heartache Mountain, weniger als eine halbe Meile von Rachels Ziel entfernt, aber sie musste alle paar Minuten anhalten, um zu - verschnaufen. Sie brauchte fast eine halbe Stunde, um zum Kamm zu gelangen. Als sie dort ankam, ließ sie sich erschöpft auf eine kleine Felskuppe sinken und blickte auf die andere Bergseite hinunter, wo sie mit G. Dwayne Snopes gelebt hatte.
    Dort hockte es brütend im Tal, errichtet mit Blutgeld unddurch Betrug. Die Fenster waren jetzt alle dunkel, und sie konnte zwar die ungefähre Form des Gebäudes im Mondlicht erkennen, aber keine Details. Aber Rachel brauchte kein Licht, um sich daran zu erinnern, wie hässlich es war, wie übertrieben pompös und verlogen - genau wie Dwayne.
    Die abscheuliche Monstrosität entsprang Dwaynes Vorstellung von einem Südstaatenherrenhaus. Ein großes, gusseisernes Tor mit zwei betenden Händen blockierte die Einfahrt, und die Fassade des Hauses wurde von sechs massiven, weißen Säulen geziert sowie einem Balkon mit hässlichen, goldverzierten Schmiedeeisengeländern. Das Innere war in schwarzem Marmor gehalten, was dem Ganzen eine gruftähnliche Atmosphäre verlieh, und überall hingen protzige Kronleuchter, Samtvorhänge mit Troddeln, goldgerahmte Spiegel, und das alles wurde gekrönt von einem marmornen, mit farbigen Lichtern bestrahlten Zimmerbrunnen, in dessen Mitte eine griechische Jungfrau mit Showgirlbrüsten stand. Sie fragte sich, ob Cal Bonner und seine Frau den Zimmerbrunnen wohl inzwischen entfernen hatten lassen, doch welcher Mensch mit einigermaßen gutem Geschmack hätte das Haus überhaupt gekauft?
    Der Weg ins Tal hinunter war ziemlich steil, doch sie war ihn in den vier Jahren zuvor, in denen sie dort unten gelebt hatte, schon oft bei ihren morgendlichen Spaziergängen entlangspaziert, die ihre einzige Flucht vor ihrer schrecklichen Ehe darstellten. Am liebsten wäre sie gleich heute nacht hinuntergegangen, aber so verrückt war sie nun doch nicht. Nicht nur, dass ihr im Moment die Kraft dazu fehlte, sie musste sich außerdem besser auf diesen Gang vorbereiten.
    Bald. Bald schon würde sie den Heartache Mountain hinabsteigen und sich holen, was ihrem Sohn zustand.

7
    Nach dem Vorfall im Imbiss graute Rachel vor einer erneuten Begegnung mit Gabe, aber in den folgenden Tagen tat er nicht mehr, als Befehle zu bellen und sie dann zu ignorieren, während er seiner eigenen Arbeit nachging. Er sprach nur wenig, sah ihr nie direkt in die Augen, kurz, sein ganzes Gebaren erinnerte sie sehr an einen Büßer.
    Abends fiel sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf der Erschöpfung. Sie dachte, dass es ihr bei der regelmäßigen Körperertüchtigung eigentlich besser gehen müsste, doch ihre Schwindelanfälle wurden nicht weniger. Am Freitag Nachmittag , sie strich gerade das Innere des Ticketschalters, fiel sie erneut in Ohnmacht.
    Bonners Pickup bog in die Auffahrt ein, als sie sich gerade wieder hochrappelte. Ihr Herz hämmerte wie wild, als der Wagen abbremste. Sie überlegte, wieviel er wohl gesehen haben mochte, aber sein undurchdringlicher Gesichtsausdruck gab ihr keinerlei Aufschlüsse. Sie schnappte sich ärgerlich den Pinsel und schaute ihn böse an, so als ob er sie bei der Arbeit unterbrechen würde, und er fuhr weiter.
    Kristy erbot sich, Edward am Samstag zu nehmen, während Rachel arbeitete, und Rachel nahm dankbar an. Gleichzeitig jedoch wusste sie, dass sie ihrer

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