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Träum weiter, Liebling

Träum weiter, Liebling

Titel: Träum weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Fernsehzuschauer, für ihn zu beten, damit er seine Schwäche für Frauen endlich überwand. Er vereinte Jimmy Swaggarts Hölle-und-Verdammnis-Philosophie mit Jim Bakkers freundlichem Gott der Liebe und des Überflusses. In der Welt der Fernsehmessen war dies eine unschlagbare Kombination.
    »Komm rein, Schätzchen«, wiederholte er. »Ich beiß dich schon nicht. Zumindest nicht, bevor wir gebetet haben.« Sein jungenhafter Schalk nahm sie sofort gefangen.
    Sie reichte ihm die Gebetskarten. »Die - die soll ich Ihnen geben.«
    Er beachtete die Gebetskarten überhaupt nicht; er hatte nur Augen für sie. »Wie heißt du, Darlin‘?«
    »Rachel, Rachel Stone.«
    Er lächelte. »Also, Gott meint es heute wirklich gut mit mir.«
    So fing es an.
    Sie stieg nicht in den Bus zu den anderen Mitgliedern ihrer Kirchengemeinde. Statt dessen trat einer von Dwaynes Helfern an ihre Großmutter heran und meinte, dass der Fernsehprediger eine Nachricht von Gott erhalten hätte, Rachel auf seine Tour mitzunehmen.
    Der Gesundheitszustand von Rachels Großmutter war schon seit einiger Zeit nicht mehr sehr gut, und da Rachel wusste, wie sehr ihre Großmutter sie brauchte, hatte sie sogar ein Stipendium für die Indiana University abgelehnt, um sich zu Hause um sie kümmern zu können. Es war ihr nicht leichtgefallen, ihren unersättlichen Wissensdurst mit nur ein paar Vorlesungen am örtlichen College zu befriedigen, aber ihre Großmutter bedeutete ihr alles, und sie hatte ihre Wahl nie bereut.
    Also sagte sie Dwaynes Helfern, dass sie nicht mitkommen könnte, nicht einmal für kurze Zeit, doch ihre Großmutter überredete sie. Dem Ruf des Herrn musste man Folge leisten.
    In den nächsten Wochen überschüttete Dwayne Rachel mit Aufmerksamkeit, und sie saugte jeden Tropfen davon auf. Jeden Morgen und jeden Abend kniete sie beim Gebet an seiner Seite und konnte so aus erster Hand erleben, mit welcher Hingabe er sich der Rettung verlorener Seelen widmete. Es dauerte Jahre, bevor ihr klar wurde, wie komplex die inneren Dämonen waren, die sich hinter seiner Religiosität verbargen.
    Sie konnte nicht verstehen, warum er sich zu ihr hingezogen fühlte. Sie war eine dünne, langbeinige Rothaarige, hübsch zwar, aber beileibe nicht aufregend oder gar schön. Und auf Sex schien er auch nicht aus zu sein, denn er setzte sie nie deswegen unter Druck. Es war daher eine Riesenüberraschung für sie, als er sie kurz vor ihrer geplanten Heimkehr bat, ihn zu heiraten.
    »Warum ich, Dwayne? Du könntest jede Frau haben, die du willst.«
    »Weil ich dich liebe, Rachel. Ich liebe deine Unschuld. Deine Güte. Ich brauche dich an meiner Seite.« Wie so oft während seiner leidenschaftlichen Predigten standen ihm auch jetzt die Tränen in den Augen. »Du wirst mir helfen, nicht mehr vom rechten Pfad abzukommen. Du wirst meine Eintrittskarte in den Himmel sein.«
    Rachel hatte die ominöse Seite seiner Worte damals nicht begriffen, die Tatsache, dass er nicht an seine Erlösung glaubte, dass er glaubte, jemand anderen zu brauchen, der ihn in den Himmel brachte. Erst nachdem sie zwei Jahre später mit Edward schwanger wurde, verlor sie auch ihre letzten romantischen Illusionen und konnte Dwayne endlich als den Menschen sehen, der er war.
    Obgleich sein Glaube an Gott tief und unerschütterlich war, so war er gleichzeitig ein Mensch von begrenztem Intellekt, der kein Interesse an den Feinheiten der Theologie hatte. Er kannte die Bibel, war jedoch nicht bereit, sich mit deren Widersprüchlichkeiten oder Komplexitäten auseinanderzusetzen. Statt dessen riss er Verse aus dem Zusammenhang und bog sie sich nach Belieben zurecht, um seine Handlungen damit zu rechtfertigen.
    Er glaubte, dass er von Natur aus schlecht sei, aber dennoch auf die Welt gekommen wäre, um Seelen zu retten, und die Moralität seiner Methoden stellte er nie in Frage. Sein dubioser Umgang mit den Spendengeldern seiner Gläubigen, sein extravaganter Lebensstil und seine betrügerischen Wunderheilungen waren allesamt Gottes Wille.
    Sein Ruhm erklomm schwindelnde Höhen, doch nur Rachel verstand, dass sich hinter der Fassade, die er der Öffentlichkeit präsentierte, ein Mensch verbarg, der zutiefst davon überzeugt war, verdammt zu sein. Er konnte alle retten, außer sich selbst. Das sollte ihre Aufgabe sein, und am Ende konnte er ihr nicht verzeihen, dass sie dabei versagt hatte.
    Der Strahl ihrer Taschenlampe fiel auf den Türknauf zum großen Schlafzimmer. Sie hatte nur sehr wenig Zeit in

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