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Träum weiter, Liebling

Träum weiter, Liebling

Titel: Träum weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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konnten.
    Sie fragte sich, was Rachel wohl über sie dachte. Nichts, wahrscheinlich. Sie fiel den Leuten nur auf, wenn sie was von ihr wollten. Ansonsten hätte sie genauso gut Luft sein können.
    »Wie wär‘s, Eth«, säuselte Laura, »möchtest du nicht heute Abend vorbeikommen? Ich könnte uns ein paar Steaks grillen.« Sie rieb die Lippen aufeinander, als würde sie ihren Lippenstift verteilen.
    Für den Bruchteil einer Sekunde hafteten Ethans Augen auf ihrem Mund, dann schenkte er ihr dasselbe offene, freundliche Lächeln, mit dem er auch die älteren Damen der Kirchengemeinde bedachte. »Himmel, das würd ich gern, aber ich muss leider an meiner Predigt arbeiten.«
    Laura gab nicht auf, aber Ethan schaffte es ohne allzu große Mühe, sie abzuwimmeln. Kristy vermutete, dass er sich nicht traute, mit Laura allein zu sein.
    Ihr Herz krampfte sich schmerzlich zusammen. Mit ihr allein zu sein traute Ethan sich immer.

8
    Rachel hielt den Strahl ihrer Taschenlampe so niedrig, wie es möglich war. Als sie sich der Rückseite des Hauses, in dem sie soviel Verzweiflung erlebt hatte, näherte, raffte sie ihr Kapuzenshirt enger um sich, denn die Kälte, die sie erfüllte, kam ebenso von innen wie von der kühlen Nachtluft. Das Haus war genauso dunkel wie Dwaynes Seele.
    Obwohl der Nachthimmel bewölkt war und sie nicht sehr weit sehen konnte, wusste sie, wo sie war, und mit Hilfe der mageren grauen Mondstrahlen, die durch die Wolken drangen, schaffte sie es, sich den gewundenen kleinen Pfad über den zu hoch gewachsenen Rasen entlangzutasten. Ihr farbbespritztes Kleid blieb an einem Busch hängen, und als sie es losmachte, überlegte sie, dass sie sich wohl bald etwas Neues zum Anziehen würde kaufen müssen, doch ihr Entschluss, besser auf sich selbst zu achten, schloss Luxus wie Kleidung nicht mit ein.
    Sie konnte kaum glauben, wieviel besser es ihr ging, seit sie wieder ordentlich aß. Heute Abend war sie mit Kochen dran gewesen, und sie hatte viel gegessen. Sie war zwar noch immer müde, aber die Schwindelanfälle waren verschwunden, und sie fühlte sich stärker als seit Wochen.
    Das Haus türmte sich vor ihr auf. Sie knipste die Taschenlampe aus, als sie sich der Hintertür näherte, die in einen Waschraum und von da in die Küche führte. Sie hoffte, dass Cal Bonner und seine Frau keine Alarmanlage installiert hatten. Als sie und Dwayne hier lebten, waren übereifrige Anhänger ihr einziges Problem, doch gegen diese hatte das elektronisch gesteuerte Eingangstor als Schutz ausgereicht.
    Sie hoffte außerdem, dass die Schlösser nicht ausgewechselt worden waren. Sie schob die Hand in die Tasche ihres Sweatshirts und zog einen Hausschlüssel heraus, der an einem roten Gummispiralarmband hing, das sie sich immer übers Handgelenk gestreift hatte, wenn sie ihre Bergwanderungen machte. Es war ihr Ersatzschlüssel, der einzige, den die Polizei ihr nicht weggenommen hatte. Sie hatte ihn ein paar Wochen, nachdem sie aus dem Haus ausgewiesen worden war, in der Tasche eben jenes Sweatshirts gefunden. Falls der Schlüssel nicht mehr passte, musste sie eben eines der hinteren Fenster einwerfen.
    Aber der Schlüssel passte. Das Schloss klemmte an derselben Stelle und ließ sich nur umdrehen, wenn sie die Tür zu sich heranzog. Mit einem unwirklichen Gefühl trat sie ein. Es roch feucht, so als ob der Raum schon lange nicht mehr benutzt worden wäre, und es war so finster, dass sie sich an den Wänden entlang bis zur Tür tasten musste. Sie schob sie auf und trat in die Küche.
    Sie hasste diesen Raum mit seinem schwarzen Marmorboden, den Arbeitsplatten aus Granit und dem Kristallüster, der über der Arbeitsinsel hing und besser in ein Opernhaus gepasst hätte. Hinter Dwaynes gepflegtem Äußeren und tadellosen Manieren verbarg sich ein Mann, der in Armut aufgewachsen war und Opulenz um sich herum brauchte, um zu wissen, dass er etwas wert war. Er hatte den Prunk dieses Hauses geliebt.
    Sie kannte sich gut genug in der Küche aus, um trotz der Dunkelheit ihren Weg an den Schränken entlang zum Wohnzimmer zu finden, das sich im Rückteil des Hauses befand. Obwohl das Haus verlassen war, bewegte sie sich so leise, wie es ihre schweren Schuhe erlaubten. Durch die Glasschiebetüren drang genug Mondlicht, um zu sehen, dass sich nichts verändert hatte. Die im Boden versenkte Sitzgruppe erinnerte sie noch immer an die Wohnung eines Junggesellen aus den Achtzigern. In der erdrückenden Stille des Hauses schlich sie sich durch die

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