Träum weiter, Liebling
wählerisch sind.«
Er blickte sie an, und sie sah sich in seiner Sonnenbrille gespiegelt. Sie wirkte klein und unbedeutend, als ob der geringste Windstoß sie wegfegen könnte. Sie wandte den Kopf ab.
»Wenn dir der Bartresen nicht zusagt, können wir ja zum Haus fahren«, meinte er.
»Du kapierst gar nichts.«
»Dann solltest du‘s mir vielleicht erklären.« Er klang wie ein Mann, der drauf und dran war, die Geduld zu verlieren, und sie stieß die Worte hervor.
»Du bezahlst mich pro Stunde?«
»Was hat das damit zu tun?«
»Was passiert in der Stunde, in der wir - wir... Sex miteinander haben?«
Er betrachtete sie misstrauisch. »Das ist ‘ne Scherzfrage, oder?«
»Nein.«
»Ich weiß nicht. Nichts.«
»Irgendwas passiert mit meiner Lohntüte.«
»Das hat doch nichts mit deiner Lohntüte zu tun.«
Sie musste es tatsächlich aussprechen. »Bezahlst du mich für die Stunde, in der wir miteinander Sex haben, oder nicht?«
Er war offensichtlich auf der Hut, und seine Antwort kam äußerst vorsichtig. »Ja?«
Ihr sank das Herz. Sie wandte sich von ihm ab und blickte aus dem Seitenfenster. »Du Arschloch«, flüsterte sie.
»Nein! Ich meine natürlich, nein! Selbstverständlich werd ich dich nicht bezahlen.«
»Ich komme jetzt schon kaum mit dem Geld aus. Ich brauche jeden Penny, den ich kriege! Der Nachmittag gestern hat mich die Einkäufe einer halben Woche gekostet.«
Es folgte eine lange Stille. »Ich nehme an, ich kann sagen, was ich will, und es ist das Falsche.«
»Verstehst du denn nicht? Während der Arbeitszeit können wir nichts machen, weil du mich bezahlst. Und nach der Arbeit muss ich mich um meinen fünfjährigen Sohn kümmern. Unsere sexuelle Beziehung ist zum Scheitern verurteilt, noch bevor sie richtig begonnen hat.«
»Das ist doch lächerlich, Rachel. Und ich werd dir für gestern nicht den Lohn abziehen.«
»Doch, das wirst du!«
»Hör mal, du machst hier aus ‘ner Mücke einen Elefanten. Wenn wir miteinander schlafen wollen und es gerade passt, dann schlafen wir eben miteinander. Das hat doch nichts mit Lohntüten zu tun.«
Er konnte ja tun, als würde er nicht verstehen, aber er wusste genau, wovon sie sprach. Zumindest besaß er die Güte, sie nicht darauf hinzuweisen, dass sie ihm genau so ein Arrangement einst selbst vorgeschlagen hatte.
Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Straße zu, und sie legten fast eine Meile zurück, bevor er sich wieder zu Wort meldete. »Es ist dir wirklich ernst, oder? Das ist ein echtes Problem für dich.«
»Ja.«
»Okay. Dann werden wir beide darüber nachdenken, während du deine Periode hast, und uns schon irgendwie einigen.«
Er legte die Hand auf ihren Oberschenkel und streichelte sie mit dem Daumen. »Alles in Ordnung mit dir? Ich meine nach gestern?«
Er klang so besorgt, dass sie lächeln musste. »Mir geht‘s Spitze, Bonner. Könnt gar nicht besser sein.«
»Gut.« Er drückte ihr Knie.
»Und selber?«
Sein Glucksen klang rostig, als hätte er es lange Zeit nicht benutzt. »Könnte nicht besser sein.«
»Freut mich, das zu hören.« Sie warf einen Blick aus dem Seitenfenster. »Du bist gerade an der Abzweigung zum Heartache Mountain vorbeigefahren.«
»Ich weiß.«
»Ich dachte, du wolltest mich nach Hause bringen.«
»Kommt schon noch.« Er nahm die Sonnenbrille wieder ab. Sie fuhren nach Salvation hinein, und kurz vor der Ortsmitte bog Gabe zu Dealy‘s Autowerkstatt ab. Als er den Wagen vor der Werkstatt abstellte, sah sie den Escort ein wenig abseits an der Seite stehen.
»O Gabe...« Sie stieß die Tür auf, rannte hinüber zu dem Wagen und brach prompt in Tränen aus.
»Nichts betört das Herz einer Lady mehr als ein Satz neuer Autoreifen«, sagte er trocken, während er von hinten an sie herantrat. Er legte seine Hand an ihre Taille und streichelte sie.
»Das ist einfach wwundervoll. Aber ich hab - ich hab‘ wnicht genug G-Geld, um‘s dir zurückzuzahlen.«
»Hab ich dich gebeten, mir was zurückzuzahlen?« Er klang leicht beleidigt. »Cals Versicherung deckt den Schaden.«
»Aber nicht alles. Nicht mal reiche Leute kriegen den Neuwert. Dwayne musste bei allen unserer vier Autos Verluste hinnehmen.«
Gabe achtete nicht weiter auf sie, sondern ergriff sie am Oberarm und zog sie zurück zum Pickup. »Wir kommen später wieder, um ihn abzuholen. Zuerst müssen wir noch was erledigen.«
Als er den Wagen von der Werkstatt weglenkte, kämpftesie mit einem Tumult an Gefühlen. Er war einmal ruppig,
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