Träum weiter, Liebling
ihre Brüste, ihre Kleidung, erneut ihre Brüste.
Langsam begann er sich wieder zu fangen. Seine Brauen zogen sich finster zusammen, und in seiner Stimme lag ein Ton, der nicht darauf schließen ließ, dass er von Leidenschaft überwältigt worden wäre. »Was hast du mit dir angestellt?«
Sie hätte heulen können, aber Rachel würde ihr den Hals umdrehen, wenn sie jetzt zusammenklappte. »Ich - ich hatte es satt. Wollte wwas verändern.«
»Verändern! Du siehst aus wie... wie...« Wieder wanderten seine Augen zu ihren Brüsten, dann holte er tief Luft. »Du kannst anziehen, was du willst, wenn du frei hast, aber fürs Büro ist es unangebracht.«
»Was ist unangebracht?«
»Na, diese Jeans zum Beispiel...«
»Du hast die ganze Zeit Jeans im Büro an. Billie Lake trägt Jeans, wenn sie Vertretung für mich macht.«
»Ja, aber... Okay, gut, die Jeans sind in Ordnung. Natürlich sind sie das, aber...« Wieder glitten seine Augen zu ihren Brüsten. »Dein... äh, Lippenstift ist ein wenig... nun, er ist ein wenig auffallend.«
Da wurde sie mit einem Mal wütend. Er lechzte nach Laura Delapino, mit ihren knallrot angemalten Lippen, aber nur weil sie die gute, alte, verlässliche Kristy Brown war, meckerte er nur rum. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Rachel sich so etwas von einem Mann bieten lassen würde.
»Du magst meinen Lippenstift nicht«, sagte sie gefährlich tonlos.
»Das hab ich nicht gesagt. Es steht mir nicht zu, ihn zu mögen oder nicht. Ich finde bloß, für ein Pfarrbüro...«
Rachel würde sich das nicht bieten lassen, nie und nimmer. Und sie ebensowenig.
»Wenn er dir nicht gefällt, kannst du mich ja feuern.«
Das schien ihn ehrlich zu schockieren. »Kristy!«
Sie musste hier raus, bevor sie noch anfing zu heulen.
»Also komm, das ist doch kein Grund, sich so aufzuregen.« Er räusperte sich. »Ich bin sicher, wenn du dir die Sache in Ruhe überlegt hast...«
»Das hab ich, und ich kündige!«
Mit fliegenden Federn rannte sie aus dem Büro, raffte ihre Handtasche vom Schreibtisch und lief nach draußen zu ihrem Wagen, wo sie prompt über dem Lenkrad zusammensank und in Tränen ausbrach. Hatte sie wirklich erwartet, dass er sich in sie verlieben würde, nur weil sie ihre Brüste in einen Wonderbra gequetscht hatte? Sie war noch immer dieselbe graue, langweilige Maus, die den Großteil ihres Lebens damit zugebracht hatte, einen Mann anzuhimmein, der sich nicht mal in einer Million Jahren in sie verlieben würde. Und jetzt war sie auch noch arbeitslos.
Durch die Tränen sah sie, wie die Tür aufflog und Ethan rausgerannt kam. Sie konnte sich so nicht sehen lassen, eine erbärmliche Versagerin, die sich über ihr kleines, miserables Leben die Augen ausheult. Sie wühlte hektisch den Schlüssel aus ihrer Handtasche und schob ihn ins Zündschloss.
»Kristy!«
Der Motor heulte auf. Er rannte auf sie zu. Sie schoss rückwärts aus ihrer Parklücke.
Er eilte auf die Fahrerseite. »Halt an, Kristy! Du überreagierst. Lass uns darüber reden.«
Und da geschah das Unfassbare. Sie kurbelte die Scheibe herunter, streckte den Arm raus und zeigte Reverend Ethan Bonner den guten, alten, verlässlichen Mittelfinger.
Zwei Tage waren vergangen, seit Kristy aufgedonnert wie ein teures Callgirl im Pfarrbüro aufgetaucht war, und Ethan hatte den Schock noch immer nicht überwunden. »Schau dir bloß an, wie sie sich aufführt!« Sein zorniger Blick haftete auf der briefmarkengroßen Tanzfläche des Mountaineer‘s, wo Kristy Brown mit Andy Miels tanzte, der fast zehn Jahre jünger war als sie.
Ihre Bewegungen waren ein wenig linkisch, doch schien das keiner der Gäste, die an den rustikalen Holztischen bei der Bar saßen, zu bemerken.
Kristy war in einem knallengen schwarzen Rock, der nur bis zur Mitte ihrer Oberschenkel reichte, und einem enganliegenden, melonenfarbenen Top, aus dem ihre Brüste fast herauszuquellen drohten, aufgetaucht. Niemand hätte je vermutet, dass sie über so prächtige Brüste verfügte. Als Schmuck trug sie eine Y-Kette in Schwarz-Gold, deren Spitze zwischen ihren Brüsten lag. Ihre falschen Diamantohrenstecker funkelten unter den dunkelbraunen Haarsträhnen, die ihr beim Tanzen ums Gesicht wehten.
Bevor Kristy aufgetaucht war, hatte Ethan an einem Hamburger gekaut und versucht, Gabe Informationen über sein Verhältnis mit der schwarzen Witwe zu entlocken. Letzte Woche, als er Rachel beim Diebstahl der Schatulle, in der Jane ihre Computerdisketten aufbewahrte,
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