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Traeum weiter, Mann

Traeum weiter, Mann

Titel: Traeum weiter, Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nebe
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läuft sie durch den weißen Sand davon, zurück zum Hotel.
    Heiner sieht ihr mit großen Augen hinterher.
    Und hält sich vorsichtig die Wange, so als ob er die Erinnerung an ihre zarten Lippen damit für immer bewahren kann.
    Den ganzen Nachmittag sitzt er wieder mit seinem Laptop im Wintergarten. Immer noch aufgewühlt von seinem Gespräch mit Steff, fällt es ihm wieder schwer, sich auf seinen Text zu konzentrieren. Ständig geht sein Blick hinaus zum Strand. Unglaublich: Steff ist wieder da und schon scheint die Sonne!
    Aber was verbirgt sie vor ihm? Was ist nur in Kopenhagen passiert? Was hat dieser elende Schöning ihr angetan?
    Und wo steckt er eigentlich?
    Zum Abendessen ist er immer noch nicht zurück. Heiner fragt Steffs Mutter, wo er geblieben ist.
    »Keine Ahnung« ist die kurze Antwort. Heiner beobachtet sie, als sie mit gesenktem Blick seinen Teller mit dem halb aufgegessenen Schnitzel abräumt.
    Weiß sie mehr? Kann es sein, dass sie böse auf Schöning ist? Auf den Mann, der ihrer Tochter etwas angetan, sie beschmutzt hat?
    Heiner überlegt, ob er sie nach Steff fragen soll, sich erkundigen, ob sie schon wieder zurück von ihrer Freundin ist. Aber vielleicht ist es besser, wenn er sich erstmal zurückhält. Steffs Mutter soll nicht den Eindruck haben, dass alle älteren Männer in diesem Hotel ihre hübsche Tochter bedrängen.
    Später liegt er mit ausgezogenen Schuhen auf dem Bett und schaut ein bisschen Fernsehen. Nachrichten. Und dann eine elend-langweilige Serie über eine besserwisserische Nonne.
    Heiner stöhnt verächtlich. Schlimm, was den Leuten heutzutage im Fernsehen vorgesetzt wird. Telenovelas und Soaps auf allen Programmen. Und am Abend geht es solange seicht weiter, bis wirklich alle Zuschauer zu hirntoten Zombies mutieren.
    Heiner beschließt, weiter an seinem Roman zu arbeiten. Warum nicht sofort damit anfangen, die Welt zu verbessern? Er setzt sich an seinen kleinen Arbeitsplatz und streicht andächtig über seine kleine Bibliothek. Dostojewski, Mann, Grass  – das ist wirkliche Kultur. Kein mentales Junkfood, sondern anspruchsvolle Herausforderung für geistige Gourmets.
    Er schaltet seinen Laptop an und sieht stolz auf seinen leuchtenden Text. Sein Werk. Heiner ist sicher, dass er damit den internationalen Durchbruch schaffen wird.
    Er liest noch mal durch, was er bis gestern geschrieben hat. Sehr gut. Brillant sogar. Und als ob der liebe Gott ihm seine Gegenwart beweisen möchte, durchströmt ihn auf einmal eine Idee für einen geistreichen Anschluss.
    Heiner lässt die Fingergelenke knacken und setzt an – als es an der Tür klopft. Und bevor er etwas sagen kann, kommt Steff herein! Fast erschrocken sieht sie, dass er direkt vor seinem Computer sitzt.
    »Oh, Entschuldigung, ich wollte Sie nicht stören.«
    »Frau Schmidt?«
    Sie trägt die gleiche Jeans wie bei ihrem Spaziergang. Darüber jetzt nur ein T-Shirt, unter dem sich ihre runden Brüste deutlich abzeichnen. Heiner zwingt sich, nur in ihr Gesicht zu schauen.
    »Sie stören doch nicht. Kommen Sie rein.«
    »Aber Sie arbeiten doch?«, sagt sie und zeigt auf den Rechner.
    »Kein Problem.« Heiner lächelt jovial.
    »Aber heute Nachmittag habe ich sie doch auch schon mal von der Arbeit abgehalten?
    Heiner winkt ab. »War es Hemingway? Oder Fallada? Irgendein berühmter Mann hat jedenfalls einmal gesagt: Der wichtigste Arbeitsplatz eines Schriftstellers ist ganz bestimmt nicht vor der Schreibmaschine.«
    Steff sieht ihn beeindruckt an. Mit einer Geste fordert Heiner sie auf, sich zu setzen. Steff überlegt kurz und setzt sich dann auf das Bett, wohin auch sonst? Einen zweiten Stuhl gibt es nicht.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    Sie sieht noch verhuschter aus als heute Mittag. Was sie aber nur noch süßer macht, findet Heiner. Mit ihren grünen, aber im Moment irgendwie sehr traurigen Augen sieht sie ihm direkt ins Herz.
    »Bitte, Herr Deuters«, sagt sie leise. »Ich möchte, dass Sie mir Ihre Geschichte vorlesen.«

14 Champagner im Schlafsack

    Eine bullige Wärme umgibt Gerald in seinem weichen, warmen Entendaunenschlafsack. »Warum schläft man nicht immer draußen?«, fragt er sich, als er am nächsten Morgen die Augen aufschlägt. Er schaut auf die Ostsee, die sich in freundlich-hellem Licht vor ihm ausbreitet. Etwas entfernt tuckert ein kleiner Holzfrachter vorbei, die hellen Stämme an Deck bekommen den einzigen Sonnenstrahl weit und breit ab. Reine Meeresluft hat seinen Körper die ganze Nacht über mit

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