"Träume aus 1001 Nacht" 6
ging er zu Bridget und seiner Großmutter hinüber.
„Ich hoffe, du entschuldigst, Großmutter, wenn ich dir deine Gesprächspartnerin entführe.“
„Wohin?“, fragte sie ihren Enkel neugierig.
„Bridget hat den Garten noch nicht bei Nacht gesehen. Das würde ihr sicher gefallen. Bald soll es regnen, und wer weiß, ob sich noch eine Gelegenheit bieten wird.“
Er reichte Bridget seine Hand, und sie legte ihre automatisch hinein. Bei der Berührung lief ein Prickeln durch ihren gesamten Körper. Hastig sprang sie auf und entzog Rashid ihre Hand.
In seinem Blick las sie, dass ihm ihre Reaktion auf seine Berührung nicht entgangen war. Er schwieg jedoch und führte sie zur Glastür. „Wollen wir?“
„Ich würde den Garten gerne bei Nacht sehen, aber werden Ihre anderen Gäste Sie nicht vermissen?“
Rashid zuckte die Achseln. „Meine anderen Gäste sind beschäftigt. Ich bin nicht der einzige Unterhalter hier, und lange bleiben wir ja nicht weg.“
Als sie ins Freie traten, ging eine frische Brise. „Der Vorbote eines Sturms?“, fragte Bridget.
„Wir werden wohl heute Nacht ein Unwetter bekommen. Vielleicht regnet es sogar morgen den ganzen Tag. Kommen Sie, sehen Sie den beleuchteten Weg?“
Kleine Lampen erhellten die Begrenzung der Pfade. Es war ein schwacher Lichtschein, der gerade ausreichte, den Weg zu zeigen. Vereinzelte Büsche und Statuen wurden beleuchtet und verliehen dem Garten einen dramatischen Anstrich.
„Wie wunderschön“, murmelte Bridget und betrachtete verzückt einen voll erblühten Rosenstrauch, der hell erleuchtet war. „Sie können sich glücklich schätzen, einen so hübschen Garten Ihr Eigen nennen zu dürfen. Ich habe Blumen auf meinem Balkon, und jetzt habe ich ja das Haus meines Vaters geerbt, zu dem auch ein Garten gehört. Mit diesem hier wird er allerdings nie mithalten.“
„Ist Ihr Haus groß?“, fragte Rashid.
„Größer, als es für mich allein nötig wäre. Aber wenn ich heirate, wird eine Familie darin perfekt Platz finden.“
„Ach, der Mann, den Sie sich heute schon in dreißig Jahren vorstellen können“, bemerkte Rashid.
„Genau.“
Eine plötzliche Windbö fuhr in Bridgets Haar. Rashid streckte die Hand aus und strich ihr die Strähnen aus dem Gesicht. Seine Hand verharrte einen Moment an ihrer Wange.
„Der Mann, der Sie einmal kriegt, ist ein Glückspilz“, sagte Rashid sanft.
Bridget wurde warm ums Herz. „Was für ein schönes Kompliment!“ Sie schritten zusammen durch den Garten, bis sie zu einem Pfad kamen, der nicht beleuchtet war. Der Wind wurde stärker, der Himmel war nun vollständig von Gewitterwolken verhangen.
Bridget war aufgewühlt, teils wegen des Naturschauspiels, hauptsächlich jedoch wegen Rashid. Sie drehte sich zu ihm, um ihm zu sagen, wie sehr sie diesen Spaziergang genoss. Bevor sie jedoch ein Wort herausbrachte, hatte er sie schon an sich gerissen und hielt sie im Arm.
„Sie haben mich verhext, Bridget Rossi“, raunte er, bevor er sie küsste.
Bridgets Abenteuerlust wurde immer größer, als sie sich näher an Rashid drängte. Sie legte die Arme um seinen Nacken, presste sich an ihn und berauschte sich an den Empfindungen, die sie durchströmten. In ihren Ohren war nur der Wind, und alle Welt war ausgeblendet, denn Bridgets Augen waren fest geschlossen. Allein ihr Herz klopfte laut und wild.
Ein Mann kam um die Biegung des Pfades auf sie zu und rief aufgeregt auf Arabisch nach Rashid. Dieser wies in grob zurecht, doch der Mann blieb beharrlich und sprach schnell.
„Verdammt“, murmelte Rashid und ließ Bridget frei. „Kaum etwas könnte mich aus Ihren Armen reißen, aber meine Stute bekommt ihr Fohlen. Wir erwarten zwar keine Komplikationen, doch es ist ihre erste Geburt, und wir wollen kein Risiko eingehen.“ Er gab dem Mann knappe Anordnungen.
„Ich bringe Sie zurück.“
„Kann ich nicht mitkommen? Ich würde so gerne miterleben, wie das Fohlen auf die Welt kommt.“
Rashid sah an ihr hinunter. Ihre Kleidung war alles andere als stalltauglich. „Sie müssen sich umziehen. Ich hole Sie in ein paar Minuten an Ihrem Zimmer ab, dann nehmen wir den Wagen zum Stall. Das Unwetter müsste jeden Augenblick hereinbrechen.“
„Kommen wir rechtzeitig?“, fragte Bridget, während sie den Weg entlangeilten. Die Schönheit des Gartens war vergessen.
„Es kann noch Stunden dauern, aber bei diesem Gewitter wird Asheera nervös. Vielleicht kann ich sie beruhigen.“
Rashid brachte Bridget direkt an ihre
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