"Träume aus 1001 Nacht" 6
geehrt fühlen, wenn ich mich zu Ihren Freunden zählen dürfte.“ Sie hatte doch gleich gewusst, dass sie für ihn gar nicht infrage käme. Und ein Kuss bedeutete den meisten Menschen nicht mehr als eine Geste. Keine Verpflichtungen.
Rashid war weltgewandt, er verkehrte mit schönen Frauen wie Francesca, Marie und Elizabeth. Nicht mit schüchternen Bibliothekarinnen, die Gespenster sahen.
Als das Essen serviert wurde, hatte Bridget ihre Gefühle wieder unter Kontrolle. Sie hätte ihm erlauben sollen, ihre Hand zu halten. Dann wüsste sie jetzt, ob er sie noch einmal geküsst hätte.
Nach dem Essen fuhren sie zurück, und Rashid hielt an einem Laden, um Bridget ein Paar feste Schuhe für den Stall zu kaufen.
„Ich habe doch gesagt, ich kann meine alten Schuhe tragen“, schimpfte sie, als er den Karton öffnete.
„Und ich sagte, danach wären sie ruiniert. Sie brauchen robuste Schuhe. Im Stall ist es schmutzig.“
„Das Geld bekommen Sie von mir zurück“, beharrte sie.
„Bridget, das ist für mich keine Ausgabe. Also machen Sie sich bitte nicht lächerlich.“
„Sie sollten mir überhaupt nichts kaufen. Schließlich bin ich diejenige, die Ihre Pferde anschauen möchte.“
„Sind Sie immer so verbissen?“
„Nur wenn ich mich im Recht weiß.“ Bridget reckte das Kinn.
„Nehmen Sie die verdammten Schuhe, oder Sie bekommen meine Pferde nicht zu sehen.“
Bridget lachte. „Was für eine Drohung! Wenn du nicht lieb bist, gehst du ohne Abendessen ins Bett.“
Er sah sie an, und das Leuchten seiner Augen ließ ihr Herz höher schlagen. Sie wusste genau, dass er sie küssen würde, wenn sie sich nicht auf der Autobahn befänden. Sie wünschte, sie könnte sich an ihn lehnen und herausfinden, was er unter „Freunde sein“ verstand. Nie zuvor hatte sie sich etwas so sehr gewünscht.
Der Stall war riesig. Im Paddock nebenan sah Bridget, wie Jack ein Pferd ritt. Auf der Weide liefen drei Pferde auf und ab, als wollten sie mit Jacks Pferd Schritt halten.
Galant öffnete Rashid Bridget die Wagentür. „Die tragende Stute bleibt in letzter Zeit oft im Stall. Sie weiß, dass es bald losgeht.“
Sie gingen zum Stall hinüber. Der Weg führte über die Wiese, und Bridget war froh, dass sie die Schuhe angenommen hatte. Im Stall, zu dem die Pferde stets Zugang hatten, roch es nach Pferden, Sattelzeug und Stroh.
Bridget liebte diesen Geruch, und sie verliebte sich auf den ersten Blick in die Stute, die sich freundlich zu ihnen umdrehte und leise wieherte.
„Sie ist wunderschön“, schwärmte Bridget.
Rashid nahm ihre Hand und führte sie zu der Stute hinüber. Sanft schnaubte das Tier, und sein Atem strich über Bridgets Hand. Rashid ließ sie los, und Bridget streichelte vorsichtig die samtweiche Nase der Stute. „Sie mag mich!“
„Jeden Tag kann es so weit sein, nicht wahr, Asheera?“ Rashid klopfte dem Pferd sanft den Hals.
„Sie heißt Asheera?“
„Ja, und sie bekommt ihr erstes Fohlen. Deshalb beobachten wir sie besonders gut. Trotzdem können wir sie nicht ständig im Stall behalten. Der Kontakt zu ihren Artgenossen und die Bewegung im Freien geben ihr Kraft und Sicherheit für die Geburt. Wenn es so weit ist, werden wir ihr helfen, falls sie Hilfe braucht. Kommen Sie, ich zeige Ihnen Halsin, mein Polopferd.“
Bridget folgte Rashid auf die Weide hinaus. Ein riesiger Rappe näherte sich ihnen, als habe er seinen Namen gehört. Er war größer als Asheera, und er strotzte nur so vor Vitalität. Ungestüm warf er den Kopf in den Nacken und scharrte mit dem Huf. Schließlich legte er Rashid den Kopf auf die Schulter.
„Halsin und ich werden am Samstag ein Team sein.“
„Er ist prachtvoll“, rief Bridget entzückt.
Rashid zeigte ihr noch ein paar Pferde. Als sie das Gatter schlossen, spürte Bridget einen Stups an ihrer Hüfte. Ein Pony stand hinter ihr und sah sie neugierig an.
„Oh, du musst Mos kleiner Freund sein“, sagte sie und streichelte den Apfelschimmel.
„Ja, Mo hat im letzten Jahr reiten gelernt. Manchmal reiten wir zusammen aus.“
„Aber sicher kein Polo.“
Rashid lachte. „Sie sind sehr um das Wohl meines Sohnes besorgt. Meinen Sie nicht, dass das meine Aufgabe ist?“
„Doch. Aber er ist noch so klein, und Sie haben so viele andere Verpflichtungen. Sind vier Jahre nicht ein wenig jung, um auf ein Pferd zu steigen?“
„Er reitet nur unter Aufsicht. Glauben Sie, ich kümmere mich nicht genug um ihn?“, fragte Rashid.
„Ich würde es nie wagen, Ihnen
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