"Träume aus 1001 Nacht" 6
vorzuschreiben, wie viel Zeit Sie mit Ihrem Sohn verbringen sollen“, räumte Bridget ein. „Aber ich an Ihrer Stelle würde mehr mit ihm machen. Er ist so lieb, und Kinder werden so schnell groß.“
„Nächste Woche fahren wir an den Strand“, sagte Rashid und nahm Bridgets Hand. Sie gingen zum Wagen. „Mit Mo.“
„Darauf freue ich mich. Vielen Dank für den Tag heute. Ich habe ihn wirklich sehr genossen.“
„Es war mir ein Vergnügen.“
Rashid blieb stehen, machte jedoch keine Anstalten, die Wagentür zu öffnen. Stattdessen drehte er sich zu Bridget um und sah sie an.
„Wir sind Freunde, und manchmal tun Freunde auch unvernünftige Dinge.“ Und dann beugte er sich vor und küsste sie.
Bridget blieb wie erstarrt stehen. Sie fühlte, schmeckte seinen Mund, die zärtliche Verführung seiner Lippen auf ihren. Als sie ihren Mund öffnete, vertiefte er den Kuss und schlang die Arme um sie.
Sie erwiderte seinen Kuss leidenschaftlich und offenbarte so all die Empfindungen, die sie durchströmten.
Rashids Umarmung war überwältigend. Vergessen waren ihre Trauer, ihre Zukunftssorgen, alles wurde nichtig in diesem fantastischen Kuss, in dem Rashid ihre einzige Wirklichkeit war. Die Zeit schien stillzustehen, und Bridget wünschte sich, dass dieser Kuss nie endete.
Aber das tat er. Langsam und widerstrebend löste sich Rashid von ihr.
Als sie die Augen öffnete, versank sie in seinem dunklen Blick.
„Keine Reue“, sagte er.
Bridget schüttelte den Kopf. Sie würde es niemals bereuen. Im Gegenteil. Sie wollte mehr. Doch sie erinnerte sich daran, wo sie waren, und trat einen Schritt zurück, bis sie an den Wagen stieß.
„Ich werde den heutigen Tag niemals vergessen“, sagte sie und drehte sich von Rashid weg, ehe sie so etwas Törichtes täte, wie einen weiteren Kuss einzufordern.
6. KAPITEL
Beim Abendessen kam sich Bridget sehr dumm vor. Sie wusste selbst, dass es albern war, sich in etwas hineinzusteigern. Rashids Vorstellung von Freundschaft unterschied sich von der ihren. Es war nett von ihm gewesen, dass er ihr seine Stadt gezeigt hatte, und wie viele Frauen konnten schon behaupten, von einem Scheich geküsst worden zu sein? Sie würde den Kuss unter Erfahrung verbuchen und ihn in ihren Erinnerungen wertschätzen.
Sobald sie wieder in San Francisco wäre, würde sie zu ihrer alten Routine zurückkehren, und der Kurzurlaub im Orient wäre bald Vergangenheit.
Voller Interesse beobachtete sie ihn während des Essens. Er verteilte seine Aufmerksamkeit gerecht unter seinen Gästen. Dies bekräftigte Bridget darin, dass er zu ihr auch nur freundlich gewesen war. Sie würde es sich nicht gestatten, mehr in sein Verhalten hineinzudeuten. Eines Tages wollte sie heiraten und einen liebevollen Mann haben und Kinder, die in einer glücklichen Familie aufwuchsen.
Rashid war bereits verheiratet gewesen, und Bridget wusste aus erster Hand, wie sich zweite Frauen fühlten. Und dies war eine Erfahrung, auf die sie gut und gerne verzichten konnte.
Nach dem Dinner bat Salina Al Besoud sie, sich zu ihr zu setzen und ihr Gesellschaft beim Kaffee zu leisten. „Wie hat Ihnen die Stadt gefallen?“
„Es war wunderschön. Ich habe einiges über ihre Geschichte erfahren, und die alten Gebäude waren atemberaubend. In manche wäre ich gerne hineingegangen, um zu sehen, ob das Innere mit den Fassaden harmoniert.“
„Ein andermal können Sie das sicher nachholen. Es ist gut, dass Sie mit Rashid gefahren sind. Er liebt unser Land, und außer Ihnen scheint sich niemand dafür zu interessieren.“
„Ich liebe Geschichtliches, und ich erkunde gerne fremde Orte. Ich würde gerne mehr von der Stadt sehen und auch andere Teile des Landes“, sagte Bridget.
„Dann fragen Sie Rashid, er wird alles arrangieren.“
Bridget lächelte höflich, schwieg aber. Natürlich würde sie nicht fragen. Sie würde den heutigen Tag in guter Erinnerung bewahren und ansonsten alle törichten Hoffnungen begraben.
Lachen drang zu ihnen hinüber, und als Bridget sich umdrehte, begegnete sie Rashids Blick. Der Herzschlag stockte ihr einen Moment, dann schlug ihr das Herz bis zum Halse. Sie konnte den Blick einfach nicht abwenden. Rashids Augen leuchteten, sein Lächeln war so warm und freundlich. Worüber lachte er? Sie hatte ihn noch nie lachen hören, und nun musste sie unwillkürlich lächeln.
Kurz darauf entschuldigte er sich und warf einen Blick in die Runde, um sich zu vergewissern, dass alle Gäste zufrieden waren. Dann
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