"Träume aus 1001 Nacht" 6
überanstrengt werden. Jack und Charles werden am Samstag auch zwei meiner Pferde reiten.“
„Haben Sie Pferdetrainer?“
„Natürlich. Aber den Großteil ihrer Zeit verbringen die Pferde im Weidegang, das entspricht ihren natürlichen Neigungen. Schließlich sind es Herdentiere. Unsere Pferdetrainer sind in partnerschaftlichem Umgang mit dem Pferd ausgebildet und wenden keinerlei Gewalt an. Sie werden am Samstag sehen, dass Mensch und Tier eine harmonische Einheit bilden können.“
„Ich würde Ihre Pferde gerne einmal anschauen. Als Kind wollte ich immer ein Pferd haben, aber meine Eltern waren verantwortungsvoll genug, mir den Wunsch zu verwehren. Wir hatten kaum Zeit, und wir lebten mitten in der Stadt.“
„Wir können in den Stall gehen, bevor wir zurückkehren. Eine meiner Stuten ist trächtig. Vielleicht kommt das Fohlen zur Welt, bevor Sie abreisen.“
„Das wäre wunderschön! Mein Großvater hat mir einmal ein Pferd versprochen, wenn ich bei ihm in Italien bliebe. Meine Mutter war entsetzt, aber mein Vater hat nur gelacht und gesagt, er könnte ohne sein kleines Mädchen nicht leben.“ Sie erinnerte sich an diese unvergessenen Ferien.
„Ihr Großvater hat wohl gerne Ärger gemacht?“, fragte Rashid schmunzelnd.
„Nein, es war nur ein Scherz von ihm. Aber ich war zu klein, um es zu verstehen. Allein der Gedanke, meine Eltern zu verlassen, war entsetzlich. Ich war damals neun. Stellen Sie sich vor, wie schlimm es für Mo wäre, der sogar noch jünger ist.“
„Das brauche ich mir nicht vorzustellen. Meine Erinnerungskraft reicht aus“, gab er trocken zurück.
„Oh, natürlich. Daran habe ich gar nicht gedacht. Waren Sie einsam? Sie wirken so selbstsicher. Ich kann Sie mir gar nicht als kleinen Jungen vorstellen.“
„Es hatte auch seine guten Seiten. Ich habe viele Freunde gefunden, eine neue Sprache gelernt und hatte viel mehr Freiheiten als hier. In den Sommerferien musste ich nach Hause fahren, damit ich meine Herkunft nicht vergesse.“
„Sie hätten auch hierbleiben können und in den Ferien ins Ausland fahren“, konterte sie.
Kurz darauf hielten sie vor dem kleinen Café. Als sie eintraten, war Bridget entzückt. Hohe Steinwände umschlossen eine Marmorhalle, ein großer Springbrunnen plätscherte in der Mitte, und die Tische waren so verteilt, dass jeder seine Privatsphäre wahren konnte. Sie nahmen an einem kleinen Tisch Platz.
„Für eine Wüstenstadt haben Sie ganz schön viele Blumen“, bemerkte Bridget mit Blick auf die farbenprächtigen Blütenarrangements. Sie schlug die Karte auf und schloss sie sofort wieder. „Sie werden für mich bestellen müssen. Die Karte ist in Arabisch.“
„Was möchten Sie gerne?“
„Etwas mit Früchten, bitte.“
Kaum hatten sie die Bestellung aufgegeben, bekamen sie eine Kanne heißen Tees serviert.
Rashid sah Bridget an. „Wegen des Kusses …“
Bridget begegnete seinem Blick, erschrocken, dass er das Thema anschnitt. Sie hatte ihr Möglichstes getan, ihre Gefühle zu ignorieren.
„Das hätte nie geschehen dürfen. Sie sind Francescas Freund.“
„Und nicht mehr als das. Wir sind einfach Freunde. Sie und ich sind auch Freunde, oder nicht, Bridget?“
„Keine engen Freunde.“
„Vielleicht möchte ich das ja ändern.“
Bridget zögerte. Worauf wollte Rashid hinaus? Sie war nur ein paar Tage hier, dann würde sie zu ihrem normalen Leben zurückkehren. Mit einem Scheich hatte sie keine gemeinsame Basis.
„Und wie?“, fragte sie schwach.
„Wir könnten uns kennenlernen, mehr Zeit miteinander verbringen, während Sie hier sind.“ Er griff nach ihrer Hand, bevor sie sie ihm entziehen konnte. „Sie sind hier im Urlaub. Genießen Sie Ihre Zeit. Lassen Sie uns herausfinden, wo uns unsere Gefühle hinführen.“
„Das ist typisch Mann“, bemerkte Bridget und zog ihre Hand weg. „Den Moment genießen und dann weiterziehen.“
„Und es ist nicht richtig, den Augenblick zu genießen?“
„Wenn ich Sie recht verstanden habe, haben Sie auf einen Urlaubsflirt angespielt.“
Rashid schwieg, und Bridget errötete vor Verlegenheit.
„Es tut mir leid, aber so habe ich Sie verstanden“, murmelte sie. Am liebsten wäre sie im Erdboden versunken.
„Ich habe Ihnen keine Affäre angeboten, sondern meine Freundschaft“, stellte er klar. Er lehnte sich zurück und blickte sich demonstrativ im Restaurant um.
Sie hatte ihn beleidigt. „Verzeihen Sie mir, Rashid. Ich habe Sie missverstanden. Ich würde mich sehr
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