"Träume aus 1001 Nacht" 6
hatte, eilte Molly ins Esszimmer, wo sie Kaliq in die Zeitung vertieft vor einer Tasse Kaffee vorfand.
„Guten Morgen, ich hoffe, ich bin nicht zu spät dran“, entschuldigte sie sich, während sie Platz nahm.
„Wir haben noch genügend Zeit, keine Angst. Phil hat gemeint, dass sie uns wohl getrennt vernehmen werden. Vielleicht sollten wir einige Sachen abstimmen.“
„Okay. Was sagen wir also?“
„Eigentlich mehr oder weniger die Wahrheit. Dass wir bereits seit fünf Jahren zusammenarbeiten. Und dass wir erst unsere Gefühle füreinander entdeckt hätten, als meine Abschiebung drohte. Dann hast du mir deine Liebe gestanden …“
„Warte mal. Wieso ich? Es könnte doch genauso gut andersherum sein?“
„Molly, das ist doch jetzt nicht wichtig. Hauptsache, wir sagen das Gleiche.“
„Es geht aber auch andersherum und macht vielleicht mehr Sinn. Du hast herausgefunden, dass dein Visum abläuft. Natürlich hättest du die Firma auch durch amerikanische Manager führen lassen können, aber dir sei bewusst geworden, wie sehr du mich liebst. Und dass du deshalb bei mir bleiben wolltest.“ Sie strahlte ihn an. „Ich denke, diese Version ist besser.“
Kaliq runzelte die Stirn, zog es aber in Erwägung. „Mm, vielleicht hast du sogar recht. Wir sollten mehr die privaten Aspekte betonen. Dass ich deinetwegen und wegen des Kindes hier bleiben wollte.“
„Ich will eine wirklich große Gehaltserhöhung.“
Drei Stunden später nahm Kaliq neben Molly in einem Taxi Platz. Er lehnte sich erschöpft in den Sitz zurück.
„Ich glaube, wir haben das gut durchgezogen, was meinst du?“, flüsterte Molly ihm ins Ohr. „Ich finde, wir haben sehr glaubwürdig gewirkt.“
Kaliq öffnete die Augen, die er für einen Augenblick lang geschlossen hatte. Sie sah glücklich aus. Aber sie hatte vermutlich recht. Ihr Auftreten hatte den Inspektor von der Einwanderungsbehörde überzeugt, aber noch war sich Kaliq seiner Sache nicht ganz sicher. Natürlich war die Schwangerschaft ein guter Punkt gewesen, um die Eile bei der Heirat zu erklären. Und natürlich ging der Beamte davon aus, dass das Kind von ihm stammte.
Er legte Molly beschützend einen Arm um die Schulter. Er überlegte, wie es wohl sein würde, wenn Molly das Kind geboren hatte. Würde er ihm ein guter Vater sein können?
Der Duft von Mollys Parfum wurde ihm angenehm bewusst. Es war unglaublich, wie schnell sich ihre Beziehung in den vergangenen Tagen verändert hatte.
Er fühlte sich immer mehr zu ihr hingezogen, genoss ihr fröhliches Lachen und ihre gleichzeitige Verletzlichkeit. Er musste richtig aufpassen, dass er sich nicht in sie verliebte! Sie war so warmherzig und großzügig, und die Art und Weise, wie sie gestern seinen Kuss erwidert hatte, verriet ihm auch, dass sie sehr leidenschaftlich sein konnte. Sie hatte so süß ausgesehen, als er sie schlafend in seinem Bett vorgefunden hatte, dass er sie am liebsten geweckt hätte, um mit ihr die Freuden der Liebe zu erfahren.
Er sah aus dem Fenster. Er hatte bisher einige negative Erfahrungen mit Frauen gemacht. Hatte Sabrina nicht bewiesen, dass Frauen wollten, was Männer ihnen bieten können, nicht aber die Männer selbst?
Molly war ganz anders, das wusste er inzwischen. Sie war ein so warmherziger Mensch. Und sie hatte mit der unerwünschten Schwangerschaft und den schlimmen Lügen ihres Freundes einiges durchgemacht. Es war besser, dass er sich immer wieder ins Bewusstsein rief, dass sie diese Beziehung noch nicht bewältigt hatte.
„Ich habe meine Meinung geändert.“ Kaliq nannte dem Taxifahrer seine Büroadresse. „Da du heute Nachmittag ja sowieso mit deinem Friseurtermin beschäftigt bist, kann ich ja auch für ein paar Stunden ins Büro gehen.“ Er musste ihr ja nicht auf die Nase binden, dass es ihm immer schwerer fiel, der Versuchung zu widerstehen, sie zu küssen. Und wer weiß, ob er es schaffte, es dabei zu belassen …
6. KAPITEL
Molly schaute auf ihr Spiegelbild und hatte Bedenken. Sie erkannte sich fast selbst nicht mehr. Nachdem sie am frühen Abend vom Friseur zurückgekommen war, hatte sie sich gleich in ihr Zimmer zurückgezogen. Zum Schminken für die Party hatte sie sich extra in ein Gästebadezimmer eingeschlossen. Konnte sie wirklich so ausgehen?
Kleine Löckchen umrahmten jetzt ihr schmales ovales Gesicht. Und sie hatte das Gefühl, dass ihre Augen viel größer wirkten. Lag es an dem neuen Make-up, das ihr der Stylist empfohlen hatte? Auf eine gewisse Weise
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