"Träume aus 1001 Nacht" 6
Zittern jedoch anders zu interpretieren. „Hast du Hunger? Sollen wir uns mal zum Büfett begeben?“, erkundigte er sich besorgt und entfernte sich mit ihr von der kleinen Gruppe.
„Ja, ich bin fast am Verhungern.“
„Ich weiß, dass du einen gesunden Appetit hast.“ Er strebte mit ihr zu den auf der anderen Seite des Saals aufgebauten Köstlichkeiten.
„Ich muss Kraft tanken.“
„Ach ja, ich glaube, in Amerika sagt man bei schwangeren Frauen, sie müssen für zwei essen.“
„Meinst du, ich war eben zu vorlaut?“, erkundigte sich Molly bei ihrem Mann.
„Du hast Morgenstern schon ein wenig unter Druck gesetzt, aber er hat deine Meinung respektiert, wenn er sie auch nicht teilt.“
Kaliq begrüßte unterwegs mehrere der anderen Gäste, er schien sich hier wie zu Hause zu fühlen. Und schon wieder tauchte vor ihnen eine Frau auf.
Sie sieht wirklich atemberaubend schön aus, dachte Molly. Neben ihr würde sogar die hübsche Sally von eben wie ein ungeschickter Teenager wirken.
„Hallo, Darling“, kam die Frau direkt auf sie zu und hauchte Kaliq einen Kuss auf jede Wange.
Er ließ es mit stoischer Ruhe über sich ergehen. „Hallo, Sabrina, ich wusste gar nicht, dass du auch kommst.“
„Svens Feste sind doch immer aufregend. Justin dachte, das wäre eine schöne Abwechslung. Habt ihr schon die Bilder gesehen? Sven hat wieder einmal genau ins Schwarze getroffen. Es sind unglaublich aufregende Gemälde. Ich wette, sie werden ein großer Erfolg.“
Sabrina ließ den Blick zu Molly schweifen. „Und Sie sind Kaliqs heutige Begleitung für den Abend?“
„Nein, Sabrina. Molly ist meine Frau.“
Der Kopf der Blondine ruckte hoch, sie schien sprachlos. Die Kunde von Kaliqs Heirat schien sie noch nicht erreicht zu haben. Molly spürte für einen Augenblick so etwas wie Triumph.
„Du hast wieder geheiratet?“, fragte Sabrina erstaunt.
„Ich war so frei.“
„Sie?“ Sabrina schien das Ganze noch immer nicht fassen zu können.
Kaliq lächelte Molly an. „Du kannst uns Glück wünschen, Sabrina, wir bekommen ein Baby.“
Sabrina schaute ziellos von einem zum anderen, sie schien das Gehörte nicht zu begreifen.
„Bitte entschuldige uns, Sabrina. Meine Frau verhungert. Und das kann ich nicht zulassen.“
Mit einem Nicken verabschiedete er sich und zog Molly hinter sich her zum Büfett.
„Sie sieht wirklich toll aus“, flüsterte Molly Kaliq zu. Ein Anflug von Eifersucht hatte sie ergriffen.
„Ich wusste nicht, dass sie heute hier sein würde. Verdammt. Sven weiß doch, dass ich es nicht mag, wenn er Sabrina zu seinen Festen einlädt.“
„Wer ist Justin?“
„Ich vermute, Sabrinas neuester Lover. Das ist mir völlig egal.“ Kaliq versuchte, seine Wut unter Kontrolle zu bringen.
Sie hatten das Büfett erreicht, und seiner Stimme war anzumerken, dass für ihn das Thema Sabrina für heute Abend beendet war.
„Was darf ich dir bringen?“
Fürsorglich ließ Kaliq sie an einem Tisch Platz nehmen und besorgte ihnen zwei voll beladene Teller mit Vorspeisen. Kurz darauf gesellten sich auch noch ein paar Freunde von Kaliq zu ihnen, und bald war eine nette Unterhaltung im Gang. Molly war erstaunt, dass Kaliq so richtig aus sich herausgehen konnte. So hatte sie ihn bisher noch gar nicht erlebt. Und sie schaffte es sogar, auf seinen lockeren Plauderton einzugehen und sich hin und wieder in die Unterhaltung mit einzuschalten.
Selbst Mr. Morgenstern schien wieder bestens gelaunt und gab einen Witz nach dem anderen zum Besten. Molly lachte vergnügt, ihr machte der Abend allmählich Spaß.
Doch Kaliq schien irgendwie verstimmt, denn er erhob sich schließlich, fasste Molly bei der Hand und zog sie einfach mit sich mit.
„Ich habe keine Lust, zusehen zu müssen, wie meine Frau mit anderen Männern flirtet“, beschwerte er sich, kaum dass sie außer Reichweite der anderen waren. „Das hat mir schon bei Sabrina nicht gepasst, und auch bei dir ist mir das nicht recht.“
„Moment mal! Ich habe mit niemandem geflirtet!“
„Und für was sollte dann das ständige Lachen gut sein?“
„Ich war nur fröhlich, fand die anderen sehr nett und herzlich.“
„Ach so, herzlich nennst du das? Was wäre gewesen, wenn der Beauftragte der Einwanderungsbehörde heute Abend hier gewesen wäre? Wie hätte er die Situation beurteilt?“
Molly sah Kaliq aus zusammengekniffenen Augen an. „Ich bin nicht wie Sabrina. Lass dir das ein für alle Male gesagt sein. Du kennst mich doch seit fünf Jahren.
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