"Träume aus 1001 Nacht" 6
hatten ihr wirklich gutgetan. Schnell erhob sie sich und duschte, bevor sie sich ins Esszimmer aufmachte, wo Kaliq bereits beim Frühstück saß und die Zeitung las. Es war ein unglaublich schönes Gefühl von normaler Häuslichkeit, das sie bei seinem Anblick erfüllte, sodass ihr beinahe das Herz überquoll vor Liebe.
„Guten Morgen, du siehst prächtig aus“, begrüßte er sie lächelnd.
„Ich fühle mich auch wunderbar.“
„Und hast du Lust, einkaufen zu gehen?“
„Immer.“
„Welches Zimmer möchtest du als Kinderzimmer nutzen?“, erkundigte Kaliq sich neugierig.
„Nun, direkt nach der Geburt werde ich das Baby erst einmal bei mir im Zimmer behalten“, erklärte sie mit fester Stimme.
Kaliq schaute sie nur an, antwortete jedoch nicht, sondern läutete nach Hasim, dem er auftrug, den Wagen in einer halben Stunde vorzufahren.
Als sie schließlich durch die Kinderabteilung eines exklusiven Möbelgeschäftes wanderten, überfiel es Molly mit aller Gewalt, was für eine Umstellung ein Baby in ihrem Leben bedeuten würde. Es würde sie zu Beginn rund um die Uhr brauchen. Sie war dankbar, dass Kaliq ihr die Möglichkeit bot, sich selbst um ihr Baby zu kümmern. Er würde auch einen guten Ersatzvater abgeben, dessen war sie sich sicher.
„Stimmt irgendetwas nicht?“, erkundigte Kaliq sich besorgt, als sie so lange schwieg.
„Nein, ich meine nur …“
„Was ist los, Molly?“
Sie holte tief Luft. „Kaliq, ich weiß nicht, ob wir das Richtige tun. Du bist in dieser Beziehung immer der Gebende, und ich bin die Nehmende. Was hast du von der ganzen Sache?“
„Nur weil ich jetzt die Kindermöbel bezahle?“
„Nein, das meine ich nicht.“ Sie schüttelte energisch den Kopf. „Ich meine unsere Heirat … und jetzt sind die Verhandlungen ja beendet.“
„Aber es war nicht zu erwarten, dass sich die Positionen so schnell würden klären lassen. Der Vertrag stand lange auf der Kippe.“
„Ich weiß, aber es ist nicht dein Kind …“
„Es ist inzwischen auch mein Baby“, widersprach er ihr. „Ich hoffe nur, ich laufe diesem Chad nie über den Weg, sonst sage ich ihm noch meine Meinung …“
„Bitte nicht. Ich habe ihn einmal geliebt, aber er hat all meine Gefühle für ihn zerstört.“
„Was gibt es also für ein Problem, wenn du ihn nicht mehr liebst?“
„Ich mute dir zu viel zu.“
Kaliq schaute sie lange und intensiv an. „Lass mich das selbst beurteilen, ja?“
„Du bräuchtest eine ganz andere Frau als mich. Ein elegante Frau, die repräsentieren kann.“
„Wenn ich das gewollt hätte, hätte ich mir eine solche gesucht. Aber kommen wir zurück auf das Baby zu sprechen. Was ist so schwierig daran, dass ich dich mit Kind bei mir aufnehme? Du würdest doch auch einen Mann heiraten, der bereits ein Kind hat, oder etwa nicht?“
„Ja, aber …“
„Ich glaube, dass wir beiden gut miteinander auskommen und wir auch zusammenbleiben sollten, wenn das Baby da ist und ich meine Greencard habe. Ich werde das Kind lieben wie mein eigenes. Vaterschaft ist doch nicht unbedingt an die Biologie gebunden, oder? Ich dachte, du seist emanzipiert genug, um so zu denken.“
Tränen stiegen ihr in die Augen, er war wirklich so ein positiv denkender Mensch.
„Vielen Dank für dein Verständnis“, wisperte sie, den Tränen nahe, und streichelte ihm über den Handrücken.
Er strich ihr eine Haarlocke aus dem Gesicht und tätschelte ihr die Wange. „Also sind alle Zweifel beseitigt?“
Sie nickte gerührt. „Gut, suchen wir jetzt eine Wiege aus“, schlug sie mit ruhiger Stimme vor.
Sie ließen sich von einem Verkäufer die Vor- und Nachteile der ausgestellten Babybetten erläutern. Molly war entzückt, dass Kaliq bei der Auswahl dieselbe Wiege bevorzugte wie sie. Nachdem sie schon einmal da waren, suchten sie auch gleich die passende Bettwäsche aus.
„So viele brauchen wir gar nicht“, meinte Molly beschwichtigend, als Kaliq gleich einen ganzen Stapel bunter Stofftiere kaufen wollte. „Man soll Kinder nicht mit zu vielen Sachen überschütten.“
Er lächelte sie liebevoll an. „Also gut, du findest ja vielleicht auch noch ein paar schöne Sachen für das Baby in Manasia.“
Sie nickte nur ausweichend, sie hatte noch immer ihre Zweifel, ob es richtig war, mit Kaliq in seine Heimat zu reisen. Andererseits war sie aufgrund seiner Schilderungen auch neugierig auf dieses Scheichtum, das als aufstrebender Wüstenstaat zwischen traditionellen Werten und einer offensiven
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