"Träume aus 1001 Nacht" 6
zu waschen. Sie zog einen leichten Hausmantel über und wanderte müde hinüber in das Wohnzimmer. Überall hatte man die Lampen angemacht, es herrschte eine angenehme Stimmung. Kaliq hatte es sich auf einem riesigen Diwan gemütlich gemacht und studierte Unterlagen. Er wirkte wie ein Wüstenprinz, fand sie. Ihr wurde ganz warm ums Herz bei seinem Anblick.
Er schien ihr Kommen instinktiv gespürt zu haben, denn er schaute plötzlich hoch.
„Geht es dir wieder besser?“, erkundigte er sich.
„Ja, danke. Es tut mir leid, dass ich so plötzlich zusammengeklappt bin.“
„Es war eine anstrengende Woche, Molly. Ich sage Hasim Bescheid, dass er dir etwas zu essen warm macht.“
„Wie spät ist es denn?“, fragte sie, während sie neben ihm hinüber ins Esszimmer ging.
„Schon nach zehn Uhr.“
„Er ist bestimmt schon in seiner Wohnung. Ich will ihn jetzt nicht mehr bemühen, Kaliq. Ich finde schon eine Kleinigkeit im Kühlschrank.“
„Er hat die ganze Zeit gewartet. Ich glaube, er hat extra etwas ganz Spezielles für dich gekocht.“
Zehn Minuten später fand sich Molly mit einem dampfenden Teller bester selbst gemachter Hühnerbrühe am Esstisch wieder. Dazu gab es frisches Fladenbrot.
„Ich glaube, das ist so etwas wie ein generelles Stärkungsessen überall auf der Welt.“ Sie lächelte Kaliq entspannt an, der sich zu ihr an den Tisch gesetzt hatte. Hasim stand am Eingang zur Küche und wartete, ob sie noch etwas brauchte.
„Ich glaube, Elise hat ihm das Rezept gegeben.“
„Die Suppe schmeckt einfach köstlich.“ Sie lächelte Hasim dankbar an. „Es war nett von Ihnen, extra meinetwegen zu bleiben. Sie sind ein Engel.“
Er verneigte sich erfreut und verschwand wieder in der Küche.
„Ich glaube, du hast einen Freund fürs Leben gefunden“, neckte Kaliq sie. „Was ist an einer Hühnerbrühe so Besonderes?“
„Nun, es ist etwas Heißes zu essen und viel Flüssigkeit. Und nicht zu fett. Genau das, was man nach einem anstrengenden Tag gebrauchen kann. Gibt es so etwas nicht in Manasia?“
Er schüttelte den Kopf. „Als Kind hat mir meine Mutter manchmal eine Suppe servieren lassen, wenn es mir nicht gut ging. Aber meist mit Lamm- oder Hammelfleisch. Wenn ich mal krank werde, muss Hasim mir auch mal so eine köstliche Hühnerbrühe kochen.“
Er sieht so kerngesund aus, dachte Molly, dass das wenig wahrscheinlich ist.
„Möchtest du etwas weniger arbeiten?“, erkundigte sich Kaliq vorsichtig.
Molly schaute von ihrem Teller hoch. „Nein. Ich bin auch nicht wirklich krank, Kaliq. Ich bin schwanger, und da geht es einem eben nicht jeden Tag gleich gut. Diese zwei Wochen waren auch besonders hektisch. Ansonsten komme ich wunderbar klar mit meinem Job.“
„Wir werden sehen, wie du dich am Montag fühlst.“
„Mir geht es wirklich gut, glaube mir.“
Er musste lächeln, als sie sich so vehement verteidigte. „Ganz wie du meinst“, gab er ihr recht. „Und falls es nicht zu anstrengend für dich ist, können wir morgen Vormittag Möbel für das Kinderzimmer kaufen.“
„Du willst wirklich mitkommen?“
„Natürlich, was hast du denn gedacht! Das ist doch etwas sehr Wichtiges, oder etwa nicht?“
„Schon, aber es ist nicht für dein Kind.“
„In gewisser Weise schon, ich sorge immerhin für dich und das Baby. Und der jetzige Zeitpunkt ist ideal zum Einkaufen. Die Verhandlungen sind ausgesetzt, du bist noch gut auf den Beinen, und wir haben noch etwas Zeit, bevor wir losfliegen.“
„Wir fliegen weg? Wohin?“
„Nach Manasia. Ich habe heute Nachmittag mit meinem Vater gesprochen, um ihm zu erzählen, dass die Verträge so gut wie unter Dach und Fach sind. Da kam er auf dich zu sprechen. Ich hatte ihm ja versprochen, dass wir sofort nach der Vertragsunterzeichnung losfahren. Wir haben das ja schneller geschafft als erwartet. Ich denke, jetzt ist das Fliegen für dich noch einigermaßen machbar. Es ist ein ziemlich langer Flug, musst du wissen.“
„Ich weiß nicht, ob ich mitkommen sollte unter den gegebenen Umständen“, wehrte sie sich. „Deine Eltern werden sicher nicht begeistert sein über diese neue Schwiegertochter.“
Er runzelte die Stirn. „Dein Platz ist an meiner Seite. Ich habe die Flüge für kommenden Freitag gebucht.“
Molly öffnete den Mund, um zu protestieren, ließ es dann aber. Sie kannte diesen Gesichtsausdruck von Kaliq. Er würde sich nicht mehr umstimmen lassen.
Am nächsten Morgen wachte Molly erholt auf. Die vielen Stunden Schlaf
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