"Träume aus 1001 Nacht" 6
sich noch gesagt? Es sei nur ein Spiel, aber ein höchst aufregendes, verführerisches Spiel.
„Du siehst hinreißend aus“, erklärte er und beugte sich leicht vor, um ihr einen Kuss auf den Handrücken zu hauchen.
Ein wenig zu hastig zog sie sich zurück und bemerkte: „Ich denke, wir sollten jetzt los.“
In seinen Augen blitzte es auf. Zufrieden sagte sie sich, dass das Kleid noch immer seine Wirkung tat.
Die kurze Strecke zur britischen Botschaft legten sie in einer dunklen Limousine zurück. Im ersten Stock des alten Gebäudes mit den hohen Säulen neben dem Eingang waren alle Fenster erleuchtet. Als sie aus der Limousine stieg, bemerkte Sara, wie ein Raunen durch die Gästeschar ging. Jetzt war es an der Zeit, ihre schauspielerischen Talente unter Beweis zu stellen. Kharun kam zu ihr und nahm ihren Arm. Der Abend konnte beginnen.
Eine Stunde später sagte Sara sich, dass sie noch Falten von dem vielen Lächeln bekommen würde. Sie war sicher, jedem Gast persönlich vorgestellt worden zu sein. Es waren ihr immer wieder die gleichen Fragen gestellt worden, und sie hatte jedes Mal mit den gleichen höflichen Formulierungen geantwortet. Kharun schien jeden hier zu kennen und war in seinem Element, Sara aber sehnte sich nach der Geborgenheit ihres Zimmers zurück.
Offenbar nahm man ihr die Rolle der liebenden Ehefrau ab. Vielleicht hätte sie doch Schauspielerin werden sollen. Dabei warf sie Kharun immer wieder rasche Seitenblicke zu. Nein, niemand hier konnte vermuten, dass ihre Ehe nur auf dem Papier bestand. Es schien eine starke Bindung zwischen ihnen zu bestehen. Sara überlief ein prickelnder Schauer, als er sie sanft am Arm berührte. Auf einmal hörte sie jemanden sagen: „Hoheit, ich glaube, ich hatte noch nicht die Ehre, Ihrer Gattin vorgestellt zu werden.“
Als Sara sich umdrehte, stand sie einem Mann gegenüber, der kaum größer war als sie selbst. Auf den ersten Blick hatte sie das Gefühl, dass dieser Mann nicht mit offenen Karten spielte. Schon sagte Kharun: „Darf ich vorstellen, Garh Sonharh, meine Frau Sara. Darling, Garh ist einer der treu ergebensten Minister meines Onkels.“ In seiner Stimme lag nicht der geringste Gefühlsausdruck, sodass Sara nicht erahnen konnte, was er von dem anderen dachte. Dann aber fiel ihr ein, dass sie seinen Namen schon einmal gehört hatte.
Höflich lächelnd sagte sie: „Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen.“
Kharun verstärkte seinen Griff ein wenig. Sie durfte nicht vergessen, dass Garh einer seiner hartnäckigsten Widersacher war. Wenn er auch nur den geringsten Verdacht hegte, dass irgendetwas mit ihrer Ehe nicht stimmte, konnte das Kharuns Interessen schwer schaden. Und damit auch ihrem Vater!
„Haben Sie die Fotos machen können, die Sie Ihrem Mann schenken wollten?“, fragte Garh listig lächelnd.
„Leider nicht, da es ein Missverständnis gab, aber das ist zum Glück aus der Welt geschafft, nicht wahr, Liebling?“ Sie wandte sich an Kharun, bevor sie Garh offen fragte: „Wie haben Sie davon gehört?“
Garh senkte den Blick. „Gerüchte. Sie wissen sicherlich, wie das ist.“
Zum Glück kam in diesem Augenblick Jasmine herbei und unterbrach das Gespräch. Sie begrüßte Sara herzlich und sagte dann: „Kommen Sie mit mir, ich möchte Sie einigen Freunden vorstellen. Die sind schon ganz gespannt darauf, eine echte Amerikanerin kennenzulernen.“ Rasch zog sie Sara mit sich.
„Vielen Dank“, sagte diese leicht atemlos.
Jasmine lachte auf. „Garh ist ein schrecklicher Typ. Er ist gegen alles, was Kharun unternimmt. Und natürlich will er den Vertrag verhindern und dafür sorgen, dass unser Land weiter in mittelalterlichen Verhältnissen stecken bleibt. Ich frage mich nur, warum Kharun nicht auf unseren Onkel einwirkt, damit er sich von diesem Minister trennt.“
„Haben Sie ihn gefragt?“
„Ja. Er hat geantwortet, es sei besser, Garh im Blick zu haben, anstatt sich ständig fragen zu müssen, was er wieder hinter seinem Rücken treibt.“
„Also, wie fandest du deinen ersten Empfang hier bei uns?“, fragte Kharun später, als sie wieder in der dunklen Limousine saßen. „So schlimm sind solche gesellschaftlichen Ereignisse doch gar nicht, oder?“
„Nein, es verlief besser, als ich erwartet hatte“, gab Sara zu. Sie zog die Schuhe aus und rieb sich die Füße. „Aber jetzt kann ich ein wenig Entspannung gebrauchen. So viel habe ich noch nie gelächelt, mir tut das ganze Gesicht weh.“ Kharun lächelte
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