"Träume aus 1001 Nacht" 6
zärtlich, und Sara fühlte sich geborgen in seiner Nähe. „Ich hoffe, du erwartest nicht, dass ich alle Namen behalte, die ich heute Abend gehört habe“, fuhr sie fort.
„So groß ist unser Land nicht, und du wirst bald alle wichtigen Persönlichkeiten kennen, da du sie immer wiedersiehst. Einige von den Gästen sind gute Freunde von mir.“ Er beugte sich zu ihr, und Sara erschauerte. Würde er sie in den Arm nehmen und küssen? Dann aber zog er sich zurück und erklärte: „Wir sind zu Hause. Du siehst sehr müde aus, da wird es wohl Zeit, ins Bett zu gehen.“
„Vielleicht hast du recht. Aber sag, wird Garh auch keinen Verdacht schöpfen?“
„Nein, du hast deine Rolle perfekt gespielt. Vielen Dank für diesen Abend.“ Er küsste sie sanft. Sara schloss die Augen, im nächsten Moment spürte sie, wie Kharun sie zu sich zog. Verlangend öffnete sie die Lippen, um seine Zärtlichkeiten zu erwidern. Er streichelte ihre entblößten Schultern, und Sara drängte sich dichter an ihn. Beinah fühlte sie sich wie im siebten Himmel.
Aber leider zog Kharun sich gleich darauf zurück. Sanft berührte er ihre Wangen mit den Fingerspitzen, als sie die Augen aufschlug und ihn lange ansah. In seinem Blick lag ein begehrlicher Ausdruck, der ihr heiße Schauer über den Rücken jagte. Wie wäre es wohl, diesen Mann zu lieben?, fragte sie sich.
„Du solltest jetzt besser ins Bett gehen, sonst kann ich für nichts mehr garantieren“, sagte er rau. Sara zögerte kurz. Die Versuchung wurde beinah übermächtig. Dann aber ermahnte sie sich, vernünftig zu sein. Rasch stieg sie aus dem Wagen und eilte hinauf in ihr Zimmer.
„Verdammt!“ Kharun war ganz und gar nicht zufrieden, als er die Zimmertür hinter sich ins Schloss fallen ließ. Unruhig ging er auf und ab und strich sich mit den Fingern durch das dunkle Haar. In letzter Zeit benahm er sich ja beinah wie ein Teeanger. Dabei war er doch dafür bekannt, ein Mann zu sein, der genau wusste, was er wollte. Wenn er aber Sara noch ein wenig länger geküsst hätte, wären sie unweigerlich im Bett gelandet. Immer wieder musste er an sie denken. Vermutlich zog sie sich gerade aus.
Das Abendkleid umschmiegte ihren Körper wie eine zweite Haut. Den ganzen Abend über hatte er sich danach gesehnt, es ihr auszuziehen. Langsam würde sein Blick von dem Stoff, der auf den Boden geglitten wäre, über ihren Körper gleiten. Und sie würde nackt vor ihm stehen.
Kharun versuchte, sich zusammenzunehmen. Was war nur los mit ihm in letzter Zeit? Wenn er ehrlich mit sich war, musste er sich die Antwort eingestehen: Er hatte Lust auf eine Frau in seinem Bett. Heiße Küsse, eine leidenschaftliche Nacht, die niemals mehr enden wollte. Bis jetzt hatte er stets bekommen, was er gewollt hatte. Doch wie stand es um Sara?
Entweder hatte sie nicht die geringste Ahnung, wie sehr er sich nach ihr sehnte, oder sie war eine hervorragende Schauspielerin. Oder wusste sie um die Anziehung, die sie auf ihn ausübte, und fand ihn alles andere als attraktiv? Vielleicht zählte sie schon die Tage, bis der Vertrag endlich unterzeichnet war und sie zu ihren Eltern zurückkehren konnte. Kharun verspürte einen schmerzhaften Stich. Wenn Sara erst einmal nach Amerika zurückgekehrt wäre, würde er sie vermutlich niemals wiedersehen. Da galt es, das Beste aus ihrem Aufenthalt hier zu machen.
Am nächsten Morgen saß Kharun allein am Frühstückstisch. Er fragte sich, ob Sara ihm aus dem Weg ging oder nach dem Empfang am Vorabend zu müde zum Aufstehen war. Er blickte auf, als er jemanden hereinkommen hörte. Es war seine Mutter.
„Guten Morgen, Kharun“, sagte sie fröhlich. „Ich hoffe, ich störe dich nicht, aber ich wollte dir unbedingt von einem Projekt berichten.“ Angélique schaute sich um. „Wo ist Sara?“
„Sie schläft noch. Der Empfang in der britischen Botschaft war wohl ziemlich anstrengend für sie.“
„Nein, ich schlafe nicht mehr. Ich bin nur etwas später als üblich aufgestanden“, erklärte Sara und betrat den Raum. Kharun sah zu ihr hinüber. Es fiel ihm alles andere als leicht, seine wahren Gefühle zu verbergen. Sara bedachte seine Mutter mit einem strahlenden Lächeln, das ihn beinah eifersüchtig machte, da sie ihn niemals so anschaute. Wenn er so weitermachte, würde er noch den Verstand verlieren! Rasch stand er auf, um die beiden Frauen zu begrüßen.
Als sie Platz genommen hatten, begann Angélique: „Ich dachte, so früh am Morgen ist die beste Gelegenheit,
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