"Träume aus 1001 Nacht" 6
er ihr einen Arm um die Taille und zog sie leicht zu sich heran. Sara gelang es kaum noch, sich auf die Unterhaltung zu konzentrieren. Ihre Gedanken kreisten nur um eine Frage: Wenn sie nachher allein waren, würden sie dann da weitermachen, wo sie in der letzten Nacht aufgehört hatten?
Rasch warf Sara ihrer Mutter einen Blick zu. Sie schien nichts zu bemerken und unterhielt sich höflich mit Kharun. Sie selbst aber hatte das Gefühl, dass die ganze Welt merken musste, wie schnell ihr Herz schlug.
Das Dinner kam ihr unendlich lang vor. Die meiste Zeit über hielt Sara den Blick gesenkt und versuchte, sich über ihre Gefühle klar zu werden. Ein- oder zweimal, als Kharun sich direkt an sie wandte, schaute sie ihn an. Und schon durchlief sie ein heißer Schauer. Für ihn aber war das alles nur Theater. Er wollte ihren Eltern zeigen, dass sie ein richtiges Ehepaar waren, mehr nicht.
Doch für Sara sah es ganz anders aus. Sie hatte sich in einen Mann verliebt, der ihr kein Vertrauen entgegenbrachte! Für ihn würde sie in wenigen Tagen nur noch ein Problem darstellen, das es zu lösen galt. In letzter Zeit hatte sie sich wirklich nicht sehr vernünftig verhalten. Seitdem sie in diesem Land angekommen war, war alles schiefgegangen.
Am liebsten wäre sie aufgesprungen, um Eltern und Ehemann zu verlassen. Kharun hatte ihre innere Unruhe offenbar bemerkt. Lächelnd wandte er sich an sie und fragte: „Ist alles in Ordnung?“
„Ja, bestens.“
Sein forschender Blick machte sie nur noch nervöser, während er sie musterte, als würde er ihre Gedanken erraten. Sicher, sie hatte den größten Fehler ihres Lebens begangen, doch die Folgen würde sie jetzt allein durchstehen müssen. Endlich seufzte sie erleichtert auf, da es Zeit war, ihre Eltern zu verlassen. Als sie ihre Mutter umarmte, sagte diese: „Kharun macht einen sehr guten Eindruck auf mich. Ich hoffe, dass ihr immer glücklich sein werdet.“
Sara rang sich ein Lächeln ab. Was würde ihre Mutter in wenigen Wochen sagen, wenn die Ehe gescheitert war? Es war besser, nicht daran zu denken.
Auf dem Weg zum Wagen bemerkte Kharun: „Du warst sehr schweigsam heute Abend. Bist du immer so zurückhaltend in Gegenwart deiner Eltern?“
„Ich? Ach, nein. Wir reden immer viel miteinander.“
„Lag es dann an mir?“
Sie schüttelte den Kopf. Diese Fahrt erinnerte sie an den ersten Abend, als er sie aus dem Gefängnis abgeholt hatte. Niemals hätte sie daran gedacht, dass sie sich in diesen Mann verlieben könnte.
Als sie bei der Villa ankamen, war Kharun ihr beim Aussteigen behilflich. Da er sie leicht berührte, spürte sie wieder dieses erotische Knistern. Sara konnte sich kaum noch der Anziehungskraft widersetzen, die von ihm ausging. Dabei wäre es sicherlich klüger, Abstand zu halten.
Kharun jedoch schien ganz andere Vorstellungen zu haben. Er nahm Sara in den Arm und raunte ihr ins Ohr: „Ich möchte die Nacht mit dir verbringen.“
Was sollte sie nur tun? Sie hatte ja auch Lust auf ihn. Und sie war Hals über Kopf verliebt. Wie sollte es ihr nur gelingen, heil aus dieser Angelegenheit herauszukommen? Der Schmerz würde sicher kommen. Wäre es da nicht besser, jeden Augenblick des Glücks voll auszukosten?
„Gehen wir zu dir oder zu mir?“, fragte sie lachend.
„Dieses Mal zu mir.“ Er beugte sich vor und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. Die Leidenschaft wurde übermächtig. Sara wusste kaum noch, wie ihr geschah. Verlangend öffnete sie die Lippen, um seinen Kuss zu erwidern. Dann nahm er sie sanft bei der Hand und führte sie durch einen Gang zu seinem Zimmer. Vor der Tür blieben sie kurz stehen. Einen Augenblick lang schien Sara zu zögern. „Ja oder nein?“, fragte Kharun.
„Ja“, flüsterte Sara und legte ihm die Arme um den Nacken, um ihn tief und leidenschaftlich zu küssen. Sie wollte ihm zeigen, wie sehr sie sich danach sehnte, mit ihm eins zu werden. Im Zimmer sanken sie aufs Bett. Sara schloss die Augen und gab sich Kharun bereitwillig hin.
Am nächsten Morgen wachte Kharun früh auf. Sara hatte sich dicht an ihn geschmiegt und schlief noch tief und fest. Er schaute sie lange an. Die zarte Haut, ihr seidiges Haar, ihr sinnlicher Mund. Das alles faszinierte ihn. Sacht strich er über ihre nackte Schulter. Beinah hatte er den Eindruck, dass er den Rest seines Lebens damit verbringen konnte, Sara so anzuschauen.
Dann aber holte ihn die Wirklichkeit ein. Er hatte eine wichtige Besprechung um neun Uhr. Und es war nicht der
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