"Träume aus 1001 Nacht" 6
richtige Zeitpunkt, solche Verabredungen abzusagen. Wenn die Verhandlungen beendet waren, würde er genug Zeit haben, die Frau neben sich besser kennenzulernen.
Piers wartete schon unten im Arbeitszimmer auf ihn. Auf seinem Gesicht lag ein zufriedenes Lächeln. „Ich denke, wir haben unsere Interessen gut vertreten“, erklärte er. „Soweit ich sehen kann, ist der Vertrag unterschriftsreif. Du kannst ihn deinem Onkel vorlegen.“
„Gute Arbeit.“
„Das ist dir zu verdanken, Kharun. Ich denke, die Hochzeit mit Sara war ein Geniestreich. Sicherlich hat ihr Vater einige Zugeständnisse gemacht, da er wollte, dass seine Tochter glücklich wird.“
Kharun runzelte die Stirn. Solche Art von Kompromissen gefielen ihm ganz und gar nicht. Und seine Beziehung zu Sara war wesentlich vielschichtiger. Er schreckte aus diesen Gedanken hoch, da Garhs Besuch angekündigt wurde. Schon kam sein Widersacher ins Arbeitszimmer gestürzt. Er fuchtelte aufgeregt mit einer Zeitung und stieß hervor: „Nicht genug damit, dass du die Interessen unseres Landes mit Füßen trittst, jetzt machst du uns auch noch lächerlich. Schau dir das an.“
Überrascht griff Kharun nach der Zeitung. Auf der ersten Seite war ein Foto von Sara zu sehen. Die Überschrift verkündete, dass sie als Geisel festgehalten würde. Kharun war die Farbe aus den Wangen gewichen, während Garh fortfuhr: „Vielleicht ist deine Frau keine Spionin, aber ganz sicherlich lässt sie keine Gelegenheit aus, sich einen reichen Ehemann zu angeln. Ich nehme an, dein Onkel wird zweimal darüber nachdenken, bevor er den Vertrag unterschreibt, nachdem du uns zum Gespött der ganzen Welt gemacht hast.“
„Ich kümmere mich darum“, erklärte Kharun und presste die Lippen zusammen. Er musste erst den ganzen Artikel lesen, dann würde er eine Gegendarstellung verlangen. Das aber brauchte Zeit. Garh jedoch hatte vor, die Situation für sich auszunutzen.
„Dein Onkel sollte diesen Artikel sehen, ich bringe ihm die Zeitung.“
„Tu, was du für richtig hältst“, gab Kharun kühl zurück und warf Piers einen Blick zu. Dieser hatte schon verstanden und schob Garh aus dem Arbeitszimmer. Als die beiden draußen waren, schlug Kharun die Zeitung auf. Eine Aufnahme zeigte, wie er und Sara am Stand entlangritten. Der Text daneben lautete: Fluchtversuch verhindert .
Kharun musste beinah auflachen. Das war doch unmöglich. Er erinnerte sich genau an den Ausritt. Es war das zweite Mal gewesen, dass sie an den Strand gekommen waren. Sara hatte immer wieder fröhlich aufgelacht. Doch irgendwo hatten sich die Paparazzi versteckt gehalten.
Woher aber hatten sie die Informationen? Steckte Sara vielleicht doch dahinter? Seit ihrer Ankunft hier hatte sie sich merkwürdig verhalten. Entschlossen stand Kharun auf. Es war an der Zeit, diese Frage ein für alle Mal zu klären.
10. KAPITEL
Sara saß in einem Liegestuhl neben dem Swimmingpool und trank eine Tasse Kaffee. Die Morgenluft war noch angenehm kühl, die Blumen dufteten betörend. Später am Vormittag hatte sie eine Verabredung mit Tamil, doch bis dahin wollte sie das Faulenzen genießen. So konnte sie ihren süßen Träumen nachhängen.
Die letzte Nacht war einfach unglaublich gewesen. Sie fragte sich, ob Kharun wohl wusste, wie sexy er war. Sie hatten sich immer wieder geliebt und traumhaft schöne Höhepunkte miteinander erlebt.
„Telefon für Sie“, sagte Aminna.
Lächelnd stand Sara auf und ging ins Arbeitszimmer. Dort sah sie den Hörer auf dem Schreibtisch liegen.
„Hallo?“ Sie fühlte sich nicht recht wohl allein in Kharuns Büro, doch was sollte sie tun?
„Hallo, Sara, hier ist deine Mutter.“
„Stimmt etwas nicht?“ Sie hatte sofort erkannt, dass ihre Mutter sich Sorgen machte.
„Dein Vater hat gerade einen Anruf aus dem Auswärtigen Amt erhalten. Er wurde gefragt, ob mit dir alles in Ordnung sei.“
„Warum denn nicht?“
„Es scheint um einen Zeitungsartikel zu gehen, den Pete Steede veröffentlicht hat. Er spielt darauf an, dass du als Geisel gefangen gehalten wirst, um Druck auf die Verhandlungen auszuüben.“
Das durfte doch nicht wahr sein! Pete hatte sich die Geschichte aus den Fingern gesogen, da Sara ihm keine Informationen hatte geben wollen. „Wie schlimm ist es denn?“, fragte sie.
„Dein Vater bekommt gleich eine Kopie von dem Artikel. Dann wissen wir mehr. Aber offenbar reicht es aus, dass man sich in der Botschaft um dich sorgt. Am besten, du rufst Paul Michaels selbst an, um
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