"Träume aus 1001 Nacht" 6
ihn zu beruhigen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie besorgt dein Vater ist.“
„Gut, ich rufe gleich an. Gib mir doch bitte die Telefonnummer.“ Sara zog eine Schublade auf, da sie einen Stift suchte. Da sie ihn nicht gleich fand, zog sie eine weitere Schublade auf.
„Suchst du etwas?“
Erschrocken hob sie den Blick. In Kharuns Augen lag ein beunruhigendes Glitzern. Er schien außer sich vor Wut.
„Ich rufe nachher zurück“, sagte Sara rasch und legte auf. „Es war meine Mutter.“ Sie erkannte sofort, dass Kharun ihr das nicht abnahm. „Wenn du mir nicht glaubst, ruf sie doch gleich an. Sie wollte mir eine Telefonnummer geben, und ich habe einen Stift gesucht, um sie zu notieren, das ist alles.“
„Dann sieh dir das hier an.“ Mit diesen Worten reichte er ihr die Zeitung.
„Woher hast du sie?“
Er presste die Lippen zusammen. „Von Garh Sonharh.“
Langsam nahm Sara die Zeitung in die Hand. Sie stöhnte auf, als sie die Fotos sah. Doch als sie den Artikel las, wuchs ihr Zorn ins Unermessliche. Kein Wunder, dass Kharun so verärgert war.
„Ich weiß nicht, woher Pete diese angeblichen Informationen hat“, stieß sie hervor. „Jedenfalls nicht von mir.“
„Ob du den Text nun selbst geschrieben hast oder nicht, spielt keine Rolle. Sicher hast du Andeutungen gemacht, sonst hätten die niemals herausfinden können, wo sich die Villa befindet und wann wir am Strand reiten. Und diese Geschichte mit den Spannungen in meiner Familie muss ja auch irgendwoher kommen.“
„Ich schwöre, ich habe nichts verraten. Pete hat sich das ausgedacht.“
„Hast du mit ihm geredet?“
„Ja, aber nur einmal. Ich habe ihn angerufen, um ihm zu sagen, dass ich nicht mehr für die Zeitung arbeiten werde.“
„Was machst du dann in meinem Büro?“
„Aminna hat mir gesagt, dass ich am Telefon verlangt werde. Es war meine Mutter, ich schwöre. Ich habe wirklich nicht vorgehabt, dich auszuspionieren.“
„Da bin ich mir leider nicht so sicher.“ Er blieb schweigend vor ihr stehen. Nach einer Weile drehte Sara sich um und verließ den Raum. Am besten, sie fuhr zu ihren Eltern, um diese Geschichte ins Reine zu bringen. Vom Hotel aus konnte sie auch Pete anrufen, um ihm deutlich zu machen, was sie von der Sache hielt. Dennoch zögerte sie, die Villa zu verlassen. Sie sehnte sich so sehr danach, dass Kharun ihr endlich vertraute. Aber wie sollte das möglich sein? Sie hatte selbst alles verdorben.
Dieses Mal war alles noch viel schlimmer, da ihr bewusst geworden war, dass sie Kharun liebte. Niemals würde sie etwas unternehmen, was ihm Schaden zufügen konnte. Er aber würde in ihr immer nur einen Menschen sehen, der die ohnehin komplizierten Verhandlungen noch schwieriger gemacht hatte. Und wie würden sein Onkel und die Minister auf diesen Artikel reagieren?
Traurig schaute Sara noch einmal zur Villa zurück. Ob sie jemals hierher zurückkehren würde? Das war mehr als unwahrscheinlich. Kharuns Wagen stand vor der Tür. Der Chauffeur saß auf dem Fahrersitz und las. Sara nahm auf der Rückbank Platz und tat so, als hätte sie nicht bemerkt, wie überrascht sie der Chauffeur anschaute.
„Zum Presentation Hotel , bitte“, sagte sie energisch. Der Chauffeur nickte, faltete die Zeitung zusammen und ließ den Motor an. Kurz darauf war sie auf dem Weg. Es gelang ihr kaum, die Tränen zu unterdrücken, doch es war besser, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, als von Kharun aus dem Haus gewiesen zu werden, nachdem die Verträge unterschrieben waren.
„Was, um alles in der Welt, soll das heißen, sie ist gegangen?“ Kharun konnte sich kaum zurückhalten. Aminna aber zeigte trotz ihrer Furcht keinerlei Gefühlsregung.
„Sargon hat sie zum Presentation Hotel gefahren.“
„Warum hat er nicht erst bei mir nachgefragt?“
„Wieso hätte er das tun sollen? Sara ist Ihre Frau. Er hat ihre Anweisungen befolgt, das ist alles. Jetzt ist er zurück, um Sie ins Büro zu fahren.“
Kharun strich sich mit den Fingern durchs Haar. Wieder einmal brachte Sara seine Pläne gehörig durcheinander. Wie von Anfang an. Trieb sie ein doppeltes Spiel? Oder zog sie es einfach vor, sich unsichtbar zu machen, um seinem Zorn zu entgehen? Er musste unbedingt eine Lösung finden. Sollte er sich nicht an ihre Mutter wenden? Es kam nicht oft vor, dass er nicht wusste, was zu tun war, und er mochte solche Situationen ganz und gar nicht.
Er hatte bereits versucht, seinen Onkel ins Bild zu setzen, damit Garh ihn nicht auf
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