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Traeume aus der Ferne

Traeume aus der Ferne

Titel: Traeume aus der Ferne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Liebert
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kleines Stück zu ihrem Auto laufen. Meines hatte ich vor der Firma stehenlassen, da ich mit Nadine zusammen hergekommen war. Als wir so nebeneinander hergingen, hatte ich das Gefühl, sie wollte mir etwas sagen. Aber jedesmal, wenn ich sie auffordernd ansah, lächelte sie nur unsicher und blickte dann wieder stur geradeaus. Während sie mir die Autotür öffnete, nahm sie dann doch ihren Mut zusammen und fragte mich, ob sie mich zu meinem Auto zurückfahren solle oder ob ich noch Lust auf einen Kaffee bei ihr hätte. Ich hatte nicht gleich geantwortet, und das hatte sie offenbar als Ablehnung aufgefasst, denn sie sah plötzlich wie ein Häufchen Elend aus, wie sie so vor mir stand. Ich lächelte sie an, doch sie schaute demonstrativ in eine andere Richtung. Erst als ich ihr sagte, dass ein Kaffee jetzt genau das richtige wäre, blickte sie freudestrahlend zu mir. Auf der Fahrt zu ihr sprachen wir kaum ein Wort, da jede mit ihren Gedanken beschäftigt schien. Ich fragte mich immer wieder, ob das nun ein Rendezvous oder einfach ein netter Abend mit einer Kollegin war. Gut, ich war mir sicherer denn je, dass sie lesbisch sein musste, aber das hieß ja noch lange nicht, dass ich ihr gefiel. Und ich hatte schon lange gemerkt, wie sehr ich sie mochte. Ich war auf dem besten Weg, mich in sie zu verlieben . . .
    Das Quietschen der Schlafzimmertür schreckte mich aus meinen Gedanken hoch. Seltsam, dass Nadine sich so kurze Zeit nach einem Streit schon wieder aus dem Zimmer wagte. Ich stand auf und wollte nachsehen, was sie machte. Doch im letzten Moment hielt ich inne. Einmal, nur einmal wollte ich, dass sie den ersten Schritt nach einem Streit unternahm. Ich kippte den letzten Rest des Bieres hinunter und schaute dann aus dem Fenster.
    Wir tranken Unmengen von Kaffee in jener Nacht. Ich wollte nicht gehen, aber ich wusste auch nicht, was ich sagen konnte, um Nadine etwas aus der Reserve zu locken. Ihr ging es wohl ähnlich, denn wir saßen stundenlang so da und redeten über belanglose Dinge. Irgendwann blickte Nadine verstohlen auf die Uhr und lächelte mich dann mit frechem Blick an. Sie sagte mir, dass ich nun nicht mehr nach Hause gehen brauchte, so spät wie es schon sei. Sie stand auf und wollte mir auf dem Sofa ein Bett herrichten. Ich fasste all meinen Mut zusammen und fragte sie mit zittriger Stimme, ob ihr Bett nicht groß genug für uns beide wäre.
    Die Küchentür öffnete sich einen Spalt. Nadine steckte ihren Kopf herein, weiter traute sie sich wohl nicht.
    »Hier steckst du, Schatz«, sagte sie mit verheulter Stimme.
    Ich sagte nichts, schaute sie nur mit festem Blick an. Ich konnte nicht glauben, dass sie hier stand und angekrochen kam. So kleinlaut kannte ich sie gar nicht. Das änderte aber nichts an der Wut, die ich immer noch auf sie hatte.
    Sie wartete noch einen kurzen Augenblick, doch als keine Reaktion von mir kam, zog sie den Kopf zurück und wollte die Tür wieder schließen.
    »Möchtest du auch einen Kaffee?« fragte ich mit erstaunlich fester Stimme.
    Die Tür öffnete sich langsam wieder, und nun traute sie sich ganz herein.
    »Möchtest du mich überhaupt in deiner Nähe haben?« fragte sie ängstlich, während sie sich auf den Stuhl mir gegenüber setzte.
    »Sonst hätte ich dich kaum gefragt, oder?« Ich stand auf und ging zur Kaffeemaschine.
    Sie lachte leise auf. »Kaffee ist scheinbar ein wichtiger Bestandteil in unserem Leben, was? Kannst du dich an den Abend unserer ersten Verabredung erinnern?« Sie hatte dabei schon wieder Tränen in den Augen.
    Mit einem Mal fiel die ganze Wut, die ich auf sie hatte, von mir ab. »Daran muss ich auch gerade denken«, lächelte ich sie liebevoll an. »Weißt du noch, wie wir zusammen ins Bett gingen an diesem Abend?« Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
    Sie lachte laut auf und sagte: »Das war ja wohl die Show schlechthin. Wir haben uns benommen wie zwei Teenager. Erst hast du dich quasi selbst in mein Bett eingeladen, und dann hast du plötzlich mir die Initiative überlassen.«
    »Ich habe was?« fragte ich mit gespieltem Entsetzen.
    »Denk mal genau nach, Schatz«, sagte Nadine. Ich schloss die Augen und versuchte mich zu erinnern.
    Wir gingen zusammen in ihr Bett. Ich wusste, dass ich ihre Nähe spüren wollte, aber ich wusste nicht, wie ich das anstellen sollte. Ich hatte keine Erfahrung in solchen Dingen. Ich legte mir einen Schlachtplan zurecht. Erst würde ich so tun, als ob ich schlafe, und dann abwarten, was Nadine tun würde.

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