Traeume aus der Ferne
nicht zusammen nutzen würden.«
Das hatte Katja nun davon. Gerade noch hatte sie Steffi den Schwarzen Peter zugeschoben, und jetzt war es an ihr, ihre Schüchternheit abzulegen. Krampfhaft suchte sie nach einer Ausrede. Aber Steffi ließ ihr keine Chance.
»Ich geh’ dann schon mal vor.«
Während Katja nach einem großen Handtuch kramte, fragte sie sich, ob es wohl sehr albern wäre, in T-Shirt und Shorts in die Sauna zu gehen. Sie spielte auch ernsthaft mit dem Gedanken, Steffi einfach nicht zu folgen. Aber die Erinnerung daran, wie sie hier gestanden hatte, nur in ein Handtuch eingewickelt, weckte Katjas Abenteuerlust.
Als sie die Sauna betrat, schien Steffi sie gar nicht zu bemerken. Sie lag auf dem Bauch und hatte ihren Kopf zwischen ihren Armen vergraben. Katja zog das Handtuch noch einmal fester um sich und setzte sich dann auf die unterste Stufe. Sie neigte den Kopf leicht zur Seite und ließ ihren Blick über Steffis Rücken schweifen. Es bildeten sich bereits kleine Schweißperlen. Katja musste schwer schlucken, als sie sich vorstellte, wie es wohl unter dem Handtuch aussah. Dabei hatte sie gar nicht gemerkt, dass Steffi den Kopf nun auf ihre Hände gestützt hatte und Katja direkt ins Gesicht sah.
»Entschuldigen Sie . . .«, stammelte Katja verlegen.
»Schon mal was von Knigge gehört?« fragte Steffi mit einem bemüht neutralem Ton.
Katja wusste nicht so recht, worauf sie hinauswollte, und schüttelte nur den Kopf.
»Absatz 12, Paragraph 3: Wenn zwei Frauen allein in der Sauna sind, ist es ihnen fortan gestattet, sich zu duzen. Zitatende.«
Katja warf den Kopf zurück und lachte lauthals los. »Na, wie schön, dass du deinen Humor wiedergefunden hast.«
»Tut mir leid, aber ich habe mich so darauf versteift, hier ein paar Tage meine Ruhe zu haben. Du warst für mich einfach ein Eindringling. Ein ungebetener Gast. Aber wir sollten beide einfach das Beste aus dieser Situation machen. Und wenn ich mich nicht mehr so anstelle, wird es vielleicht ganz lustig.« Man konnte deutlich sehen, wie schwer es Steffi fiel, das zu sagen.
»Ein süßes Friedensangebot, ein Gang in die Sauna. Ich hoffe, ich kriege deshalb keinen Ärger mit deiner Freundin.« Katja war stolz auf sich, dass sie diese Frage so geschickt verpackt hatte.
Steffi wischte sich mit dem Handtuch den Schweiß von der Stirn. » Wenn ich eine hätte, dann hätte sie bestimmt was dagegen. Einer der wenigen Vorteile des Singlelebens: Man darf in die Sauna, mit wem man will.« Dann schenkte sie Katja wieder ein liebes Lächeln und ein Augenzwinkern. »Und wie sieht es bei dir aus? Irgendwelche eifersüchtigen Liebhaberinnen zu erwarten?«
»Ach, LiebhaberINNEN gleich? Wie viele traust du mir denn zu?« Katja hob die Augenbrauen und sah gespannt zu Steffi.
»Hmm.« Steffi betrachtete Katja mit einem abschätzenden Blick. »Also, wenn ich dein Aussehen betrachte, dann würde ich auf ein gutes Dutzend tippen. Aber wenn ich in deine Augen schaue, dann würde ich sagen: eine!«
»Aha«, entgegnete Katja. »Und was heißt das nun im Klartext?«
»Das heißt mit anderen Worten, dass es mich nicht wundern würde, wenn dir die Frauen reihenweise nachliefen, so, wie du aussiehst. In deinen Augen kann man aber lesen, dass du nicht der Typ dazu bist, dich auf so was einzulassen.«
Nun war Katja völlig sprachlos. Vor ein paar Minuten noch hatte sie sich über ihren cleveren Schachzug gefreut, Steffi mehr oder weniger galant über ihr Privatleben auszufragen. Nun hatte sich das Blatt gewendet. Und nicht nur das. Sie wiederholte Steffis Worte im stillen. Ja, das war eindeutig ein Kompliment.
Die Hitze in der Sauna wurde unerträglich. Katja wollte so schnell wie möglich heraus.
»Und?« hakte Steffi nach.
»Ja, da hast du recht«, gab Katja zu. »Wenn mir die Frauen reihenweise nachlaufen würden, was sie mitnichten tun, dann wäre ich nicht der Typ, der mehrere Eisen im Feuer hätte. Die Eine, die etwas ganz Besonderes ist, genügt mir vollkommen.«
Katja genoss es, Steffi zappeln zu lassen.
»Das meinte ich nicht«, sagte Steffi mit einer Engelsgeduld. »Ich wollte wissen, ob du die Richtige schon gefunden hast.«
»Nein, ich lebe auch allein«, antwortete Katja nach einer langen Pause.
Steffi setzte sich auf und sah Katja tief in die Augen.
Nach einer kleinen Ewigkeit löste sie ihren Blick wieder von Katja. »Ich springe dann schon mal unter die Dusche«, sagte sie schließlich. »Soll ich dich holen, wenn ich fertig bin?«
»Ja«,
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