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Träume in Kristall

Träume in Kristall

Titel: Träume in Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasunari Kawabata
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Haut …«
    Der Nebel draußen schien noch dichter geworden; es war, als netzte er selbst die Blätter der Magnolie in der Vase. Welche Warnungen mochte das Radio jetzt verbreiten? Ich erhob mich vom Bett, um auf den Tisch zu an das kleine Radio zu treten, doch hielt ich inne. Radio zu hören, während der Mädchenarm meinen Hals umschlang, – das ging zu weit. Indessen stellte ich mir vor, man würde im Radio etwa sagen: ›Die Äste an den Bäumen, aber auch die Flügel und Beine der Vögel sind mittlerweile von der unangenehmen Feuchtigkeit so naß, daß die Vögel ausgleiten und flugunfähig zu Boden fallen, weshalb wir die Autofahrer bitten möchten, beim Passieren von Grünanlagen darauf zu achten, daß sie keines der Vögelchen überfahren. Sollte ein milder Wind aufommen, könnte sich die Farbe des Nebels verändern. Ein so verfärbter Nebel ist schädlich, und im Falle, er nimmt ein Rosa oder Violett an, ist auf jedes Ausgehen zu verzichten und zu überprüfen, ob die Türen fest verschlossen sind.‹
    »Der Nebel sich verfärben? In ein Rosa oder ein Violett?« murmelte ich, hob den Fenstervorhang ein wenig an und spähte hinaus. Der Nebel schien mit einer leeren Schwere herniederzudrängen. Es war, als regte sich ein Dämmern, das sich von der Dunkelheit der Nacht unterschied, – etwa, weil ein Wind aufgekommen wäre? Die Nebeldichte machte den Eindruck einer unendlichen Weite. Und hinter ihr mußte etwas Furchterregendes seine Wirbel ziehen.
    Ich erinnerte mich, wie zuvor auf der Straße, als ich auf dem Heimweg war mit dem geborgten Mädchenarm, der Wagen der scharlachrot gekleideten Frau mit vorn wie hinten hellviolett aufglühenden Lichtern an mir vorbeigefahren war. Violett! Mir war, als triebe aus dem Nebel heraus ein großer violetter Augapfel flackernd auf mich zu, und verwirrt ließ ich den Vorhang los.
    »Wir sollten uns wohl schlafen legen. Wir auch.« Kein Anzeichen dafür, daß irgendeine Menschenseele sonst in dieser Welt noch wach gewesen wäre. Aufzubleiben in einer solchen Nacht würde schrecklich sein. Ich nahm den Mädchenarm von meinem Hals und legte ihn auf den Tisch; dann zog ich mich aus und schlüpfe in ein frisches Nachtgewand, einen baumwollenen Yukata. Der Mädchenarm schaute zu, wie ich mich umkleidete. So beobachtet zu werden, erfüllte mich mit Scham. Noch nie hatte in diesem Zimmer eine Frau mir dabei zugeschaut.
    Den Mädchenarm in dem meinen, legte ich mich ins Bett. Wandte mich zu ihm und ergriff seine Finger vor meiner Brust. Ganz still lag der Mädchenarm.
    Ein Geräusch wie von einem Nieselregen war undeutlich zu hören. Ein schwaches Geräusch, nicht als ob sich der Nebel in Regen verwandelt hätte, sondern als ob der Nebel selbst in Tropfen herabfiele.
    Mir wurde klar, daß der Mädchenarm unter der Wolldecke und auch seine Finger in meiner Hand sich zu erwärmen begannen; noch hatten sie nicht meine Körpertemperatur, was mir eine überaus stille Empfindung vermittelte. »Schläfst du?« »Nein«, erwiderte der Mädchenarm.
    »Da du dich nicht rührst, dachte ich, vielleicht schläfst du schon.«
    Ich tat den Yukata auseinander und legte den Mädchenarm auf meine Brust. Tief drang der Wärmeunterschied in mich ein. Es war angenehm, in der feuchtschwülen, irgendwo aber auch kühlen Nacht, die Haut des Mädchenarms zu berühren.

    Noch immer brannten sämtliche Lampen in der Wohnung. Als ich mich ins Bett legte, hatte ich sie vergessen auszumachen.
    »Aber natürlich, das Licht …« sagte ich und erhob mich, da glitt der Mädchenarm von meiner Brust. »Oh!« Und indem ich den Arm aufob: »Löschst du mir das Licht?« Fragte weiter, während ich zur Tür ging: »Schläfst du im Dunkeln? Oder bei Licht?« »…«
    Der Mädchenarm gab keine Antwort. Er mußte es doch wissen, – warum also antwortete er nicht? Ich hatte von den nächtlichen Gewohnheiten des Mädchens keine Ahnung. Konnte mir vorstellen, wie das Mädchen bei brennender Lampe, aber auch wie es im Dunkeln schlief. In dieser Nacht, ohne seinen rechten Arm, würde es wohl bei Licht schlafen. Selbst mir schien es auf einmal bedauerlich, die Lampen zu löschen. Gern hätte ich den Mädchenarm noch länger betrachtet. Hätte, selbst noch wach, den vor mir einschlafenden Mädchenarm anschauen mögen. Allein, schon streckte er seine Finger, um den Schalter neben der Tür auszudrücken.
    Durch das Dunkel zum Bett zurückgekehrt, legte ich mich lang. Den Mädchenarm ließ ich an meiner Seite ruhen. Ich lag

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