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Träume in Kristall

Träume in Kristall

Titel: Träume in Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasunari Kawabata
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sie als Angewohnheit erkannte.
    Nachdem du sie bemerkt hattest, – wie sehr ich da, mehr noch ein Mädchen als eine Frau, beschämt war, das wird ein Mann wohl nicht begreifen; und dabei war es nicht Scham allein, hier war, so empfand ich, etwas Schreckliches geschehen. Verheiratet zu sein, erschien mir wie eine Bedrohung.
    Irgendwie war mir zumute, auch das letzte meiner Geheimnisse wäre damit zunichte gemacht; irgendwie fürchtete ich, noch mehr Geheimnisse zu haben, von denen ich wie von dieser Angewohnheit, nicht einmal selbst mehr wußte, und alle würden sie von dir durchschaut; es war, als hätte ich mein privates Refugium verloren.
    Während du bald darauf in tiefen Schlaf fielst, kam es vor, daß ich mich dabei ertappte, wie meine Hand, aus einem Gefühl der Verlassenheit oder auch der Erleichterung und also unbewußt, zu dem Mal auf der Schulter hinwanderte.
    Ob ich, überlegte ich, meiner Mutter im Brief schreiben sollte: ›Selbst das Mal kann ich nicht mehr in Ruhe betasten‹ – ? Aber da spürte ich auch schon, wie mir die Flammen aus dem Gesicht schlugen.
    »Muß man sich denn wegen eines Muttermals so aufregen?« fragtest du mit einem heftigen Ton in der Stimme, und ich nickte dazu, als freute ich mich; heute indessen denke ich, es wäre besser gewesen, du hättest meine erbärmliche Angewohnheit etwas weniger lieblos behandelt.
    Da es nun aber gewiß kaum jemanden gibt, der versuchen würde, einer Frau derart auf die Nackenblöße zu schauen, regte ich mich keineswegs in solchem Maße über das Muttermal auf. Ein gebrechliches Mädchen, sagt man, bleibt so rein wie ein Zimmer, dessen Tür verschlossen ist; aber natürlich kann man bei einem Muttermal, wie groß es auch sein mag, noch nicht so weit gehen, von einem Gebrechen zu sprechen. Gleichviel, warum nur hatte ich mir angewöhnt, an dem Mal herumzuspielen?
    Und weiter: warum wohl beleidigte dich diese Angewohnheit so sehr?
    »Hör auf, hör doch endlich auf damit!« hast du mich wieviel hundertmal gescholten, hast mich fast hämisch gefragt: »Warum mußt du denn unbedingt die linke Hand danach ausstrecken?«
    »Die linke Hand – ?« habe ich erschrocken zurückgefragt.
    Und wirklich war es an dem. Obwohl ich immer mit der linken Hand hingefaßt hatte, ist es mir erst bei dieser Gelegenheit bewußt geworden.
    »Ja, aber – wie denn?«
    »Wenn das Mal auf der rechten Schulter sitzt, müßte man es mit der rechten Hand erreichen.«
    »Meinst du etwa so?« Ich versuchte, die rechte Hand
von vorn an die Stelle mit dem Muttermal zu führen.
»Wie komisch!«
»Gar nicht komisch ist das.«
»Mit der linken Hand hinzulangen, ist jedenfalls viel
natürlicher, finde ich.«
»Ist denn die rechte Hand nicht näher?«
»Näher schon, aber dabei muß ich ja die Hand ver-
drehen.«
»Die Hand verdrehen – ?«
    »Ja freilich. Es geht doch wohl nur darum, ob ich mit der Hand vorn um den Hals herumlange, oder ob ich die Hand nach hinten führe.« Damals war ich schon nicht mehr bereit, in allem einfach nachzugeben. Dennoch wurde mir, während ich dir so widersprach, mit einem Male bewußt, daß ich, wenn ich die linke Hand auf die rechte hintere Schulter legte, unwillkürlich eine Haltung einnahm, als setzte ich mich gegen dich zur Wehr. Daß dies eine Geste war, als ob ich mich selbst umarmte.
    ›Ah, da habe ich ihm unrecht getan‹, war ich in meinem Innersten betroffen, und sehr sanf versuchte ich zu sagen: »Aber warum soll ich es nicht mit der linken Hand tun?«
    »Ob du die linke Hand nimmst oder die rechte, – es
bleibt eine üble Angewohnheit.«
»Ja, gewiß.«
    »Wie of habe ich dir nicht gesagt: geh mit dem Muttermal zum Arzt und laß es dir wegbrennen.«
    »Das mag ich nicht, ich müßte mich ja schämen.« »So was ist doch mühelos zu entfernen.«
    »Wer geht denn schon zum Arzt, um sich ein Mutter-
mal entfernen zu lassen?«
»Eine Menge Leute, wie es scheint.«
    »Wirklich? Aber dann wird es sich wohl um Male handeln mitten im Gesicht. Daß jemand es sich entfernen läßt, der es dort hat, wo ich es habe, glaube ich nicht. Der Arzt würde mich auslachen, würde gleich vermuten: ›Aha, da hat gewiß der Herr Gemahl was dagegen.‹«
    »Du solltest dem Arzt ruhig sagen, es sei wegen deiner Angewohnheit, an diesem Muttermal herumzuspielen.«
    »Aber nein –!« Ich war empört. »Ich habe nun einmal – und noch dazu an einer Stelle, wo es keiner sieht – so ein Muttermal; entschuldige bitte!«
    »Du kannst es ja haben, meinetwegen; nur

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