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Träume jenseits des Meeres: Roman

Träume jenseits des Meeres: Roman

Titel: Träume jenseits des Meeres: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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gekommen, und die Völker der Eora und Cadigal starben. Die Krankheit entfachte ein großes Feuer im Körper und verwirrte den Geist, bevor sie Blasen auf die Haut warf. Ein Kind nach dem anderen erkrankte daran, dann erlagen die Älteren und Schwachen, und selbst einige der gesündesten, stärksten Krieger waren dem Feuer, das in ihnen brannte, hilflos ausgeliefert.
    Lowitja wusste, es war galgala  – das, was ihre Freundin Susan Pocken nannte. Die Krankheit war vor vielen Generationen ausgebrochen und hatte die Siedler nicht angesteckt – doch die Ältesten bestanden darauf, es seien die Weißen gewesen, die sie eingeschleppt hatten, und es sei ein weiteres Zeichen dafür, dass man sie verbannen müsse.
    Auch Susan hatte kein Zauberheilmittel. Deshalb kehrte Lowitja zu ihren Steinen zurück und bat die Geister der Urahnen um Hilfe. Trotz ihres umfassenden Wissens entdeckte sie schon bald, dass sie nichts tun konnte, um der Verbreitung Einhalt zu gebieten, und die wenigen Überlebenden waren geschwächt, hatten angeschwollene Gliedmaßen und hässliche Narben auf der Haut.
    Vor Ende der nächsten Jahreszeit waren die Stämme um die Hälfte dezimiert, und Lowitja hatte drei ihrer fünf Kinder sowie ihre Mutter, ihre Tante und ihren jüngsten Bruder verloren. Der Hass auf den weißen Eindringling wuchs an, und obwohl Lowitja ruhig von jeder Gewalt abriet, übernahm Pemuluwuy die Führung der erbärmlichen Überreste von zwanzig südlichen Stämmen.
    Mit seinem Sohn Tedbury setzte er einen Guerilla-Feldzug in Gang, der mehrere Jahre dauern und noch viele aus ihren Reihen das Leben kosten sollte.

Vierzehn
    Sydney Cove, Port Jackson, 3. Juni 1790
    S
usan hielt in ihrer Arbeit inne und wischte sich mit der rauen, aufgesprungenen Hand den Schweiß von der Stirn. Die Hitze war erdrückend, und die überall surrende Wolke aus Fliegen schien wild entschlossen, ihr das Leben zur Hölle zu machen, während sie den groben Tisch schrubbte und versuchte, ein wenig Ordnung in ihre schäbige kleine Holzhütte zu bringen. Ezra hatte es rundweg abgelehnt, sich von Sträflingen bei der schweren Arbeit helfen zu lassen – er hatte gesagt, Sklaverei sei die schlimmste Sünde des Menschen und seine Familie solle daran keinen Anteil haben. Susan wünschte sich, er würde nicht so starr an seinem Glauben festhalten. Die Arbeit war schwer genug, doch die Umstände machten sie noch härter. Wenn sie nur ein schönes Haus wie Ann und Gilbert hätten, dachte sie sehnsüchtig – dann wäre das Leben wenigstens etwas erträglicher.
    Sie ließ die Scheuerbürste in den Metalleimer fallen und trat aus der Tür in der Hoffnung, sich etwas Erleichterung von der Hitze zu verschaffen. Doch das Wasser der Bucht war flach und ruhig, die Sonne brannte vom klaren Himmel herab, und kein Lüftchen wehte. Unter einem ausladenden Baum sank sie in den Schatten; ihre nackten Füße schauten unter dem zerschlissenen Rock hervor. Ihr war schwindelig, und ihr Magen knurrte vor Hunger. Sie hob ihren dicken Zopf, damit Luft an den Nacken kam.
    In den ersten beiden Jahren hatte es Missernten gegeben, und Gouverneur Phillip hatte die Wochenrationen für alle auf vier Pfund Mehl, zweieinhalb Pfund Pökelfleisch und anderthalb Pfund Reis gekürzt. Viele Soldaten und Matrosen erledigten ihre Pflichten auf bloßen Füßen, denn ihre Stiefel hatten sich in Wohlgefallen aufgelöst, so wie die Kleidung überhaupt verrottete.
    Das Versorgungsschiff Sirius hatte im Februar vor Norfolk Island Schiffbruch erlitten, und von der Zweiten Flotte, die sie vor ein paar Monaten erwartet hatten, war nach wie vor keine Spur zu sehen. Nun stand die Kolonie, die mit so überfliegenden Hoffnungen gegründet worden war, kurz vor dem Verhungern.
    Es hatte schon viele Tote gegeben, besonders unter den Sträflingen, die bereits in schlechtem Gesundheitszustand eingetroffen waren, und Susan hatte einen armen Mann gepflegt, der noch ein paar Tage länger gelebt hatte, weil er Gras gegessen hatte. Diebstahl von Vorräten war an der Tagesordnung und wurde mit dem Tode bestraft, was jedoch niemanden abzuschrecken schien. Zwei Männer waren tags zuvor erwischt worden, und da die Regierung nicht daran gedacht hatte, unter den Emigranten einen Henker mitzuschicken, wurde einem der Diebe eine Begnadigung in Aussicht gestellt, falls er den Posten einnähme. Die Alternative war, erschossen zu werden. Seine erste Aufgabe wäre, seinen Mittäter zu erhängen.
    Susan schloss die Augen und versuchte,

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