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Träume jenseits des Meeres: Roman

Träume jenseits des Meeres: Roman

Titel: Träume jenseits des Meeres: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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schlanken Eukalyptusbäume spendeten lichten Schatten, und das Gras in seinem Rücken war kühl. Er streckte sich aus, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und legte die Füße übereinander. »Ich könnte ein Pferd verdrücken«, sagte er, herzhaft gähnend.
    George kramte in der Satteltasche. »Hier ist der Rest von der Ente und etwas Brot, und wir haben noch einen Krug kalten Tee.« Er teilte die Portionen aus, und sie mampften hungrig, während sie über ihre Felder schauten, die sich fast bis zu den fernen Bergen erstreckten.
    Der Gouverneur hatte jedem freien Mann und jeder freien Frau Land bewilligt, und da weder ihre Eltern noch ihre Schwester ihre Anteile bebauen wollten, hatten die Jungen sie mit übernommen. Für jeweils hundert Morgen, die sie rodeten, würden sie noch einmal hundert hinzubekommen. Sie hatten noch drei weitere Felder abzuernten, doch Ernest ließ sich nicht abschrecken und plante bereits das Pflügen für das nächste Jahr.
    »Höchste Zeit, dass ich mir eine Frau suche«, sagte er und schnitt bei dem bitteren Geschmack des Tees eine Grimasse. »Dann werde ich wenigstens etwas Gescheites zu essen bekommen.«
    George lachte. »Keine Frau wird dich haben wollen«, sagte er ausgelassen. »Im Übrigen, welche Frau, die einigermaßen bei Verstand ist, würde da drin leben wollen?«
    Sie schauten über das Feld auf die grobe Holzhütte, die Ernest gebaut hatte, sobald er hierher gekommen war, um sein Landrecht in Anspruch zu nehmen. Im Gegensatz zu dem feinen Haus des Gouverneurs, das komplett mit Glasfenstern und Eichentüren an Bord des Schiffes mitgekommen und innerhalb weniger Wochen errichtet worden war, hatten sie ihr Zuhause aus dem Holz der hiesigen Bäume erbaut; der Kamin bestand aus großen Steinen, die sie aus dem Boden geholt hatten. Die Überreste eines Segels bildeten ein Dach, der Boden war aus festgestampfter Erde. Das Haus hatte einen Raum ohne Fenster, ein Stück Sackleinen diente als Tür. Als Inneneinrichtung gab es Betten aus Holz und Segeltuch, ein paar Stühle und einen grob behauenen Tisch mit unterschiedlich langen Beinen.
    »Du hast recht«, sagte Ernest. »Wir müssen uns verbessern – und wir sollten Kochunterricht bei Mum nehmen –, denn es könnte Jahre dauern, bis eine Frau mit einem von uns leben will.« Er stand auf und klopfte sich den Staub von den Kleidern. »Komm, wir wollen dieses Feld noch abarbeiten, dann können wir das Landstück unten am Fluss abschreiten und überlegen, was wir damit machen.«
    Sie arbeiteten schweigend und konzentriert, bis das Feld abgeerntet war, und bewunderten dann die sauberen Garben, die in den letzten goldenen Sonnenstrahlen leuchteten. Ernest schob sich den Hut in den Nacken und wischte sich die Stirn ab; sein helles Haar war dunkel von Schweiß und klebte an seiner Kopfhaut. »Ein gutes Tagewerk«, murmelte er vor sich hin.
    »Nicht schlecht«, bestätigte George. »Das schlägt ein Krocketspiel mit kichernden Mädchen um Längen.«
    »Ach, ich weiß nicht«, erwiderte Ernest. »Ich war eigentlich immer ganz gut im Krocketspiel.«
    George versetzte ihm einen Rippenstoß. »Du warst gut darin, die Mädels in den Arm zu nehmen und ihnen etwas ins Ohr zu flüstern«, hänselte er. »Komm, wer als Erster im Wasser ist.«
    Ernest jagte hinter ihm her, und sie ließen sich in den kühlen reißenden Fluss fallen, jauchzten und spritzten herum; ihre Müdigkeit war vergessen vor lauter Freude darüber, durch ihrer Hände Arbeit so viel erreicht zu haben. Ihre muskulösen Rücken und starken Arme glitzerten, als sie sich Schweiß und Schmutz abwuschen und sich im seichten Wasser suhlten. Schließlich wateten sie ans Ufer, zogen nass, wie sie waren, ihre durchschwitzte Kleidung an und schlenderten weiter flussabwärts, um sich die Parzelle anzusehen, die Gilbert und Ann ihnen geschenkt hatten.
    Es war guter, fruchtbarer Boden, so wie überall an diesem großen Fluss. Das Landstück war stark bewaldet und bedurfte der Rodung, doch die Aussicht auf kräftiges Getreide und ausgezeichnete Viehweiden reichte aus, um einen Mann anzuspornen.
    »Wir haben uns noch immer keinen Namen für die Gegend ausgedacht«, sagte Ernest.
    »Hm.« George schlenderte umher, die Hände tief in den Taschen vergraben. »Das sollten wir tun«, sagte er schließlich. »Hast du eine Idee?«
    »Ich dachte an Mousehole, aber so wenige wissen, wie man es auf Kornisch ausspricht – Muzzle –, dass niemand den Sinn dieses Namens verstehen würde.« Er

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