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Träume jenseits des Meeres: Roman

Träume jenseits des Meeres: Roman

Titel: Träume jenseits des Meeres: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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bereitete. Überrascht stellte Billy fest, dass er viel jünger war, als er angenommen hatte. Er reichte ihm den Gehstock. »Bist du verletzt?«
    Der andere Mann schüttelte den Kopf. »Mir geht es sofort gut, wenn ich wieder Luft bekomme.« Er lächelte matt und streckte Billy eine Hand entgegen. »Jack Quince. Vielen Dank.«
    »Billy Penhalligan. Ich habe dich schon erwartet.« Sie schüttelten sich die Hände, und Billy grinste, als Jack einen besorgten Blick auf den niedergestreckten Mullins warf, den die kleine Menschenmenge nun hänselte und verhöhnte. »Mach dir um den keine Sorgen«, sagte er und rieb seine wunden Knöchel. »Darauf habe ich seit Jahren gewartet, und es gibt keinen hier, der mir dafür nicht dankbar wäre.«
    Sie musterten sich gegenseitig und brachen in lautes Gelächter aus. »Tja, Jack Quince, ich hab ein Schlückchen Rum im Lager, und es wäre jammerschade, wenn wir es verkommen ließen.«
    Sie verbrachten den Morgen damit, sich näher kennenzulernen, und Billy merkte schon bald, dass er und der Mann aus Sussex viele Gemeinsamkeiten hatten. Sie waren beide vierunddreißig Jahre alt, hatten denselben Sinn für Humor und eine rasche Auffassungsgabe. Außerdem waren sie fest entschlossen, das Beste aus allem zu machen, bis sie ihre Begnadigung erhielten und wieder freie Männer waren. Die Bindung an England war unwiderruflich gekappt, und beiden war klar, dass dies ein Land der Möglichkeiten für Abenteurer und Schwerstarbeiter war. Mit Billys Organisationstalent und Jacks Kenntnissen in Landwirtschaft könnten sie die beste Farm in der Kolonie haben – wenn man ihnen nur annähernd die Gelegenheit dazu gäbe.
    Gegen Mittag wussten beide Männer, dass sie am Beginn einer Freundschaft standen, die ein Leben lang halten würde.

Siebzehn
    Port Jackson, September 1791
    B
illy und Jack waren in Gilberts Büro zitiert worden, und da sie die Gerüchte über seine bevorstehende Abreise vernommen hatten, fragten sie sich, was sie wohl erwartete.
    »Was schätzt du, wer der nächste Kriegsgerichtsrat wird?«, fragte Jack, der die breite Straße hinunterhumpelte und dabei den Ochsenkarren, dem Pferdemist und den betrunkenen Aborigines auswich, die lang ausgestreckt an der Stelle lagen, an der sie umgefallen waren. Er war noch immer dünn, und der Gehstock war für ihn zu einer festen Einrichtung geworden.
    Billy vergrub die Hände in den Taschen seiner Leinenhose und ging langsamer, um sich Jacks Tempo anzupassen. Sein Freund hatte sich noch nicht von der Kerkerhaft auf der Surprise erholt, und längere Anstrengungen fielen ihm schwer.
    »Ich weiß nicht, aber wir werden nicht dieselben Privilegien mit Sonderrationen und getrennten Schlafquartieren genießen.« Er lachte. »Aber da wir die Einzigen sind, die öffentliche Vorratslager und Farmen führen können, schätze ich, dass wir zurechtkommen werden.«
    »Ich werde ihn vermissen«, murmelte Jack vor sich hin und fuhr sich mit der Hand durch sein weißes Haarbüschel.
    Billy wurde philosophisch. »Ja, das wird mir auch so gehen, aber wir werden einfach das Beste draus machen.«
    Ein junger Offizier ließ sie in Gilberts Büro, und ihre gute Laune verflog. Gilbert saß sehr ernst hinter seinem großen Schreibtisch und funkelte sie über den Brillenrand an. Die beiden Freunde tauschten einen Blick. Keiner von beiden konnte sich denken, was sie sich hatten zuschulden kommen lassen, um ihn derart zu verärgern.
    »Vermutlich habt ihr die Gerüchte schon gehört. Nichts bleibt hier lange geheim.« Gilbert lehnte sich in seinen Stuhl zurück, nahm die Brille ab und begann sie mit einem Taschentuch zu polieren. Er wartete nicht auf eine Antwort. »Ich wäre schon vor Monaten abgereist, wenn mein Nachfolger rechtzeitig eingetroffen wäre, so aber bin ich gezwungen, bis Ende des Monats hierzubleiben«, knurrte er. »Aber bevor ich gehe, habe ich einige wichtige Entscheidungen zu treffen.« Er schaute sie unter seinen dichten Augenbrauen durchdringend an.
    Billy spürte die Anspannung in Jack, der mit den Stiefeln über den Holzboden scharrte, um seine kranke Hüfte zu entlasten. »Tut mir leid, dass Sie weggehen, Sir«, sagte er rasch. »Und Jack geht es genauso. Sie waren sehr gut zu uns beiden.«
    »Hmm. Na ja, kann schon sein.« Die stechenden Augen richteten sich auf Jack, der sich schwer auf seinen Gehstock stützte. »Jack Quince, Sie wurden angeklagt, weil Sie sich einen Bullen zunutze gemacht hatten, und zu vierzehn Jahren Zwangsarbeit

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