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Träume jenseits des Meeres: Roman

Träume jenseits des Meeres: Roman

Titel: Träume jenseits des Meeres: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Zeiten, in denen sie mich über alle Maßen aufregt.«
    Mit einem raschen Blick auf die Tische beschloss sie, dass sie damit noch warten konnten. Sie ließ sich auf eine Bank nieder, öffnete den Fächer und forderte Millicent auf, es ihr gleichzutun. »Es ist zu heiß zum Arbeiten.«
    Millicent setzte sich neben sie, offensichtlich besorgt. Sie betrachtete das hübsche kleine Profil mit dem Grübchen auf der Wange und der zarten Nase, das fransige braune Haar, das ihr nun fast bis an den Kragen reichte. Millicent musste sehr gut ausgesehen haben, bevor man sie den Schrecken der Deportation ausgesetzt hatte. Kein Wunder, dass Jonathan in Versuchung geraten war.
    Bei dem Gedanken lief es ihr kalt über den Rücken, und sie wandte den Blick ab. Sie durfte nicht an ihn denken – oder an das, was er ihnen beiden angetan hatte. Sie musste nur an Millicent denken und versuchen, die Fehler der Vergangenheit wiedergutzumachen. Sie sah den schwarzen Schwänen zu, die königlich über das Wasser zogen und wünschte sich, ihr Leben wäre auch so unkompliziert.
    »Was ich gesagt habe, entspricht der Wahrheit«, sagte sie kurz darauf. »Ezra und ich haben dich gern hier bei uns, und wir sehen in dir weder eine Dienerin noch eine Strafgefangene.«
    »Danke«, erwiderte Millicent. Sie betrachtete Susan aus ihren großen schwarzen Augen. »Dann sind wir also Freundinnen?«, fragte sie schließlich.
    »Ich bin zu alt, um deine Schwester zu sein, und würde nicht im Traum von dir erwarten, dass du mich als deine Mutter betrachtest, aber ja, wir sind Freundinnen. Gute Freundinnen.«
    Millicents Grübchen tauchten wieder auf. »Ich hatte noch nie eine Freundin«, sagte sie.
    Susan stand auf und zog Millicent mit. »Na, jetzt hast du eine. Komm, wir wollen sehen, ob Gilbert uns Wein übrig gelassen hat.«

Achtzehn
    Sydney Cove, Port Jackson, Oktober 1792
    M
illicent lebte seit über einem Jahr bei Susan und Ezra. Ihr Zimmer befand sich an einer Seite des umgestalteten und erweiterten Hauses oberhalb der schnell anwachsenden Stadt Sydney. Die Einrichtung waren ein eisernes Bettgestell mit einer Steppdecke, die sie mit Susan während der Regenzeit genäht hatte, ein Nachttisch, ein Stuhl und hübsche Vorhänge. Das alles hatte mit den dürftigen Dienerquartieren in Cornwall und der erstickenden, vollgestopften Kate in Newlyn nichts zu tun. Sie hatte ein Zuhause gefunden und war glücklich.
    Sie betrachtete sich in dem Handspiegel, den Susan ihr geliehen hatte, und stellte fest, dass sie aufgeblüht war. Heute wurde sie zwanzig, und ihr braunes Haar war so glänzend wie die Kastanien, die sie als Kind in England frühmorgens im Herbst gesammelt hatte, und ihre Augen waren nicht mehr von den Erlebnissen der Vergangenheit überschattet. Tatsächlich war sie beinahe hübsch – eine Feststellung, die sie überraschte, denn sie hatte noch nie auf diese Weise über sich nachgedacht, besonders nicht, nachdem …
    Sie biss sich auf die Unterlippe und fragte sich, ob sie wohl hübsch genug war, am heutigen Tag die Aufmerksamkeit eines ganz bestimmten jungen Mannes auf sich zu lenken. Er war eingeladen worden – das war allerdings keine Garantie für seinen Besuch, denn er kam nur noch selten nach Sydney Town, doch allein die Aussicht, ihn wiederzusehen, raubte ihr den Atem. Sie legte den Spiegel weg und schaute aus dem neu verglasten Fenster. »Wahrscheinlich erinnert er sich nicht einmal mehr an mich«, murmelte sie vor sich hin.
    Sie zog sich fertig an. Mit unbeholfenen Fingern band sie ihr Mieder zu und strich sich über den Rock, den sie am Abend zuvor fertig genäht hatte. Der Stoff war mit den Schiffen gekommen, die Offiziere und Mannschaften für das neu gebildete New South Wales Corps gebracht hatten, und Susan hatte ihn mit ihr geteilt.
    Sie warf noch einen letzten Blick in den Spiegel, verließ ihr Zimmer und eilte in die Küche, wo ihr sogleich ein paar nackte Aborigines-Kinder ins Auge sprangen, die in der offenen Tür standen. »Freche Teufelchen«, sagte sie schmunzelnd. »Aber man kann den großen braunen Augen einfach nicht widerstehen.« Sie wandte sich an Susan. »Kann ich ihnen ein paar von den süßen Brötchen geben?«
    »Darauf haben sie schon gewartet«, erwiderte Susan. »Sie wuseln mir schon den ganzen Tag zwischen den Beinen herum. Ich wünschte wirklich, Lowitja würde sie aus dem Haus halten – aber sie scheint anzunehmen, dass ich nichts dagegen habe, für sie die Kinderfrau zu spielen, während sie auf

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