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Träume jenseits des Meeres: Roman

Träume jenseits des Meeres: Roman

Titel: Träume jenseits des Meeres: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Wanderschaft ist.«
    Millicent gab jedem Kind zwei Brötchen und scheuchte sie hinaus. »Wir stellen lieber nichts auf den Tisch«, sagte sie. »Die essen alles auf, wenn sie die Chance wittern.«
    »Ezra ermutigt sie geradezu«, seufzte Susan, während sie weitere Brötchen aus dem Ofen holte und zum Abkühlen auf ein Drahtgitter kippte. »Aber ich mache es ja auch.« Lächelnd betrachtete sie Millicents neue Ausstattung und strich sich eine Haarsträhne aus dem feuchten Gesicht, wobei sie eine Mehlspur auf der Stirn hinterließ. »Du siehst ja bildschön aus! Das Grün steht dir wirklich gut, Millie. Wir müssen noch etwas davon kaufen.«
    Millicent schloss Susan in die Arme und drückte sie fest an sich. »Du hast mehr als genug für mich getan«, sagte sie. »Vielen Dank für deine Freundlichkeit.«
    »Das hat mit Freundlichkeit nichts zu tun«, sagte Susan, drückte Millicent auch kurz und machte sich daran, Teig auszurollen. »Wir sind doch beste Freundinnen, denke ich? Das berechtigt mich, dir hin und wieder etwas zu schenken.«
    Millicent fand eine Schürze und band sie sich über ihr kostbares Kleid, bevor sie die Kuchen glasierte. Als sie fertig war, trat sie ins Freie, wo der Tisch so aufgestellt worden war, dass er die leichte Brise auffing, die vom Fluss heraufwehte. Sie musste lächeln, als sie sah, dass die Kinder sich nun unter der Tischdecke verkrochen hatten und vorgaben, Fangen zu spielen, bevor sie kreischend vor Lachen in den Busch tobten.
    Sie stand im kühlen Schatten am Rande des Buschwerks und pries ihr Glück. Die Erinnerung an England war verblasst, und nach den dunklen Tagen war die Gewissheit, geliebt zu werden, wie warmer Sonnenschein in ihr Leben getreten – ihre Zukunft hier bei Susan und Ezra war gesichert.
    Sie hörte Susan in der Küche hantieren, ihre Absätze klapperten auf dem neu verlegten Holzboden. Trotz des Altersunterschieds hatten sie eine enge Beziehung aufgebaut, während sie Seite an Seite im Krankenhaus und zu Hause arbeiteten. Die langen Abende, wenn sie nähten und Ezra ihnen etwas vorlas oder wenn sie die Tagesereignisse besprachen, hatten diese Nähe nur gefestigt. Trotzdem hatte Millicent das Gefühl, dass ihre Freundin Sorgen hatte, die sie entschieden für sich behalten wollte. Schon bald war ihr klar gewesen, dass zwischen Susan und ihrer Tochter ein Konflikt schwelte, doch war der Grund dafür nie aufgedeckt worden, was sie beschäftigte.
    Millicent faltete die Leinenservietten, die sie auf den Schiffen erstanden hatten, und legte sie auf den Tisch. Florence hatte es nicht gutgeheißen, dass Millicent ins Haus aufgenommen wurde. Florence war unangenehm, stets schnell bei der Hand, an anderen etwas auszusetzen, mit diesem herablassenden Blick und einer spitzen Zunge, und Millicent war erleichtert gewesen, als Florence auszog. Doch wusste sie, dass Susan verletzt darüber war und sich danach sehnte, ihrer Tochter näherzustehen.
    Dessen ungeachtet schien Florence entschlossen, die Mutter aus ihrem Leben zu streichen. Sie weigerte sich, ihr Trost zu spenden, selbst als die Nachricht von Mauds Tod eintraf. Zunächst war sie ins Haus der Johnsons gezogen, dann in eine winzige Kate im Schatten der von Sträflingen errichteten Mauern, aus denen bald schon die neue, von Reverend Johnson seit langem geplante Kirche entstehen sollte. Sie hatte sich in gute Taten gestürzt und kam nur selten zu Besuch, und wenn, dann lag ihr nur daran, mit ihrem Vater zu reden.
    Seufzend legte Millicent die letzten Bestecke auf den Tisch und trat zurück, um zu prüfen, ob sie etwas vergessen hatte. Der arme Ezra hatte versucht, zwischen den beiden Frauen, die er liebte, zu vermitteln, doch ohne Erfolg. Florence hasste ihre Mutter, und daran ließ sich anscheinend nichts ändern. Millicent fragte sich, was wohl der Grund für einen solchen Bruch gewesen sein mochte. Dann zuckte sie mit den Schultern. Es ging sie nichts an, jeder hatte schließlich seine Geheimnisse – sogar sie.
    Ezra kam von seiner Arbeit in der Gemeinde nach Hause. Er sah müde und abgekämpft aus, lächelte aber warmherzig, als er Susan küsste und Millicent väterlich umarmte. Von Susan und Ezra bekam sie zum Geburtstag einen schönen, mit feinster Seide bestickten Schal mit sehr langen, weichen Fransen, die sich bei jeder Bewegung kräuselten. Millicent war derart überwältigt von ihrer Großzügigkeit, dass sie kaum ein Wort herausbekam.
    George traf in vollem Galopp ein und ließ sein Pferd direkt vor dem

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