Träume jenseits des Meeres: Roman
Ihre Tritte gegen seine Schienbeine, die in Stiefeln steckten, beachtete er nicht weiter.
Millicent wurde von einem Paar rauer, krallender Hände zum nächsten weitergereicht. Lachend wirbelten die Soldaten sie durch den Kreis. Bei jeder Runde wurde ihr ein weiteres Kleidungsstück entrissen. Zuletzt war sie nackt bis auf die Stiefel. Ihre Schreie gingen beinahe in ihrem Gelächter und den obszönen Bemerkungen unter.
»Bringt sie zum Schweigen«, brummte der Dienstälteste. »Sonst haben wir die Polizei am Hals.«
Eine Hand legte sich über Millicents Mund, und sie wurde in den dunkelsten Winkel der schmalen Gasse geschafft. Sie trat um sich, drehte und wand sich und versuchte, ihnen die Gesichter zu zerkratzen, doch die Männer waren zu stark, zu betrunken und aufgegeilt, so dass sie nicht einmal merkten, wie Millicents Nägel Wunden rissen und ihre Stiefel ins Ziel trafen. Man warf sie zu Boden, die Luft wurde ihr aus der Lunge gepresst, als ihr Gesicht auf den Boden traf.
»Drückt sie nach unten«, keuchte der Dienstälteste, kniete sich zwischen ihre Beine und knöpfte sich den Hosenladen auf. »Und sie soll um Himmels willen still sein.«
»Da fällt mir was ein«, kicherte einer der anderen.
Millicent lag mit dem Gesicht nach unten, alle viere von sich gestreckt. Schwere Knie und Hände pressten sie auf den rauen Boden. Einer der Männer fuhr ihr ins Haar und riss ihren Kopf so weit zurück, dass sie schon dachte, ihr Genick bräche.
Sie rang nach Luft, als der kichernde junge Offizier vor ihr niederkniete, den Hosenladen aufgeknöpft, die Augen vor Erregung aufgerissen. Die Hand in ihren Haaren riss noch fester, und als sie den Mund zum Schrei öffnete, rammte er das dicke, pulsierende Fleisch in ihren Hals.
Millicent begann zu würgen. Sie musste dieses Ding in ihrem Mund loswerden, um atmen zu können. Ihre Zähne schlossen sich.
Eine scharfe Messerspitze ritzte ihren Hals. »Beiß zu, und ich schneide dir die Kehle durch.«
Sie bekam keine Luft, während sie gegen Übelkeit und Schmerz ankämpfte; dann fing die Tortur jedoch erst richtig an. Als der Dienstälteste sie vergewaltigte, war die Qual so überwältigend, dass sie glaubte, sterben zu müssen. Sie sehnte sich nach einer erlösenden Ohnmacht. Aber als die erregten Männer sich entblößten und gegenseitig anstachelten und die Messerklinge noch immer an ihrem Hals schabte, wusste sie, dass ihr diese gnadenvolle Erleichterung nicht vergönnt war.
Sie konnte sich nicht regen, konnte dem doppelten Überfall nicht entkommen, und als der Dienstälteste fertig war und der kichernde Junge sich zurückzog, nahmen andere ihre Plätze ein.
Millicent suchte Zuflucht in sich selbst – sie zog sich so weit zurück, dass sie weder Schmerz noch Demütigung spürte, dass es ihr nichts mehr ausmachte, was sie ihr antaten. Jegliches Empfinden erstarb; es war, als schwebte sie außerhalb ihres Körpers und schaute nur zu. Doch blieb ihr ein winziger Schimmer Vernunft erhalten, und sie prägte sich ihre Gesichter genau ein. Das würden sie büßen müssen.
Zwanzig
Sydney Town
S
usan war viel länger als erwartet im Sträflingskrankenlager aufgehalten worden, und als sie durch die Dunkelheit nach Hause eilte, fragte sie sich, was Ezra wohl zugestoßen sein mochte. Er hatte sich nicht blicken lassen, und die arme Mrs. O’Neil war in der Angst vor dem ewigen Fegefeuer gestorben – was immer das war. Es war wirklich schade, dachte sie verärgert. Ezra konnte seine katholischen Gemeindemitglieder nicht einfach ignorieren, nur weil sie etwas anderes glaubten als er – und es sah ihm überhaupt nicht ähnlich, gerade dann nicht zu kommen, wenn sie besonderen Wert darauf legte.
Sie eilte den Hügel hinab und sah das Licht der Lampen durch die offenen Türen und Fenster strömen. Dünne Rauchschwaden stiegen aus dem Kamin. Wenigstens hatte Millicent es heil nach Hause geschafft, dachte sie. Das Mädchen war noch viel zu nervös, und Susan hatte ein schlechtes Gewissen gehabt, weil sie sie losgeschickt hatte, um Ezra zu suchen, aber was hätte sie sonst tun sollen? Sie stieß das Tor auf, und beim Essensduft lief ihr bereits das Wasser im Mund zusammen. Sie hatte seit Stunden nichts gegessen und war müde bis auf die Knochen.
»Wo warst du so lange?«, fragte Ezra, der gerade das Fleisch aus dem Ofen nahm. »Ich wollte schon kommen und nach dir suchen.«
Susan stellte den Korb auf den Tisch. »Du weißt genau, wo ich war«, fuhr sie ihn an. »Und die
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