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Träume jenseits des Meeres: Roman

Träume jenseits des Meeres: Roman

Titel: Träume jenseits des Meeres: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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kümmert.«
    Millicent hatte keine Ahnung, wovon Florence redete, und begann an ihrem Geisteszustand zu zweifeln. »Das verstehe ich nicht«, sagte sie.
    »Warum solltest du auch?«, spottete Florence. »Du bist nur eine Dienerin und daher nicht in Familiengeheimnisse eingeweiht.« Sie kam noch näher, und Millicent wich weiter vor ihr zurück. »Aber da du unbedingt deine Nase in meine Familienangelegenheiten stecken willst, werde ich dich aufklären«, knurrte Florence.
    Millicent wollte auf einmal nichts mehr hören, doch sie war vor der greifbaren Bosheit der anderen wie gebannt und vermochte ihr nur verwirrt und ängstlich ins wütende Gesicht zu starren.
    »Meine Mutter hatte eine Affäre mit Jonathan Cadwallader, just zu der Zeit, als er dich auch gedeckt hat.«
    »Das glaube ich dir nicht«, flüsterte Millicent.
    »Mein Vater hat es gewusst. Ich habe gehört, wie er meine Mutter beschuldigt hat – und sie hat es sogar zugegeben.« Ihre Augen funkelten zornig. »Deshalb sind wir in dieses gottverlassene Land gegangen. Um von Cadwallader fortzukommen.«
    Millicent riss die Augen auf, ihre Gedanken überschlugen sich.
    »Verstehst du, sie hat dich nur aufgenommen, weil sie ihre eigene Schuld wiedergutmachen wollte. Es hatte nichts mit Liebe und Freundschaft zu tun«, versetzte sie abschließend.
    Millicent atmete schaudernd ein, Tränen rannen über ihr Gesicht. Sie ertrug es weder, Florence anzusehen, noch länger in ihrer Nähe zu sein. Sie machte auf dem Absatz kehrt, rannte die Treppe hinunter, riss das Tor auf und machte sich auf den Heimweg, ohne einen Blick zurückzuwerfen.
    Moonrakers
    Nell hatte noch die beiden Kühe und die drei Ziegen gemolken, als sie bemerkte, dass der stechende Schmerz im Rücken stärker wurde. Sie stand vom Melkschemel auf und hob die schweren Eimer vom Boden, fest entschlossen, nicht in Panik zu geraten. Wenn das Kind jetzt käme, dann bliebe ihr nichts anderes übrig, als wieder ins Haus zu gehen und sich vorzubereiten. Dass es ein bisschen zu früh kam, war Anlass zur Sorge, doch Amys Geburt war ohne Schwierigkeiten verlaufen, und sie erwartete auch bei dieser keine Probleme.
    Sie verzog das Gesicht, denn das Gewicht der Eimer zog sie nach unten, und der Schmerz wanderte vom Rücken in den Unterleib. Es gab keinen Zweifel. Dieses Kind hatte es eilig, zur Welt zu kommen, also sollte sie sich lieber sputen. Sie mühte sich durch die Fliegentür, stellte die Eimer neben den Spülstein und deckte sie mit Musselin ab, um die Milch vor den Fliegen zu schützen.
    Sie ruhte sich einen Augenblick aus, bis der Schmerz nachließ, sah nach der schlafenden Amy, die in dem primitiven Bettchen lag, das Billy aus heimischem Holz gefertigt hatte. Das Kind war ihre Freude, doch war sie in diesem Augenblick froh, dass es schlief, denn sie hätte es nicht geschafft, ein Kind zur Welt zu bringen und sich um eine fordernde und hungrige Amy zu kümmern.
    »Wo steckt Billy bloß?«, murmelte sie vor sich hin, während sie Wasser zum Kochen aufsetzte und saubere Leinenstreifen zusammensuchte, ein Bündel Handtücher und ein scharfes Messer. »Warum verschwinden Männer eigentlich immer dann, wenn man sie braucht?« Sie ging ins Schlafzimmer, streifte auf dem Weg dorthin die Kleider ab und ließ sie am Boden liegen.
    Sie ruhte sich einen Moment lang aus und lehnte sich ans Kopfende des Messingbettes. Schweiß rann ihr über die Stirn, als der nächste bohrende, kneifende Schmerz sie durchfuhr. Billy war in den vergangenen Monaten jeden Tag um das Haus herumgewuselt und im Weg gewesen, bis sie ihm gesagt hatte, er solle sie in Ruhe lassen. Anscheinend hatte er sie beim Wort genommen, denn als sie aus dem Fenster blickte, war keine Spur von ihm zu sehen.
    Auch Daisy, Gladys und Pearl ließen sich nicht blicken. Nell blinzelte, um die Tränen zu unterdrücken, und schalt sich im Stillen eine Memme. Es war müßig, sich Gedanken über die Gesellschaft einer anderen Frau zu machen. Oder sich zu wünschen, nicht allein und nicht so weit entfernt von jeglicher Zivilisation zu sein – und es war nicht der geeignete Zeitpunkt, Schwäche zu zeigen. Sie bekam ein Kind – etwas, was sie schon einmal gemacht hatte und zweifellos wieder schaffen würde. Die schwarzen Frauen kamen mitten im Busch allein zurecht, und es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn es ihr nicht auch gelänge.
    Nachdem sie die Laken vom Bett abgezogen hatte, breitete sie eine alte, aber saubere Decke darüber und holte das warme

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