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Träume jenseits des Meeres: Roman

Träume jenseits des Meeres: Roman

Titel: Träume jenseits des Meeres: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Wasser. Nachdem alles bereitstand, stieg sie ins Bett und versuchte nach Kräften, die Stille der großen Leere vor dem Fenster zu ignorieren. Die Schmerzen kamen nun häufiger, und ihre Fruchtblase war geplatzt. Bald würde sie pressen müssen.
    Sydney Town
    Wie blind rannte Millicent durch den Kirchhof, hinaus auf die inzwischen dunkle Straße. Florences Worte hallten in ihrem Kopf, die Bilder, die sie heraufbeschworen, tauchten in schrecklicher Klarheit vor ihr auf, während ihre eiligen Füße sie weiter von der Kirche forttrugen. Sie sah ihr Neugeborenes vor sich, das in ihren Armen starb, sein winziger Körper hinter grauen Gefängnismauern begraben, wo die Sonne nie hinkam und keine Blumen wuchsen. Sie sah Jonathan Cadwallader vor sich, hörte seinen Zornesausbruch, als sie ihm an jenem letzten Tag gegenübertrat – und konnte nicht glauben, dass Susan ihren Mann betrogen hatte, weil sie Cadwallader liebte. Es war wie ein Netz – ein verworrenes Netz –, und sie war genau in seiner Mitte gefangen.
    Sie war derart verstört, dass sie nicht auf die Richtung achtete, nicht ahnend, dass sie sich weit von ihrem Ziel entfernt hatte. Tränen raubten ihr die Sicht, während sie immer weiter lief und versuchte, die quälenden Schluchzer zu unterdrücken. Susan hatte sie aus Mitleid aufgenommen, um ihre eigenen Schuldgefühle zu beschwichtigen, weil sie Ezra betrogen hatte. Ihre Freundschaft war eine Lüge.
    Millicent hatte das Gefühl, als würde ihr Kopf platzen, hastig band sie ihre Haube auf, warf sie beiseite und ließ ihr Haar offen über die Schultern fallen. Das Atmen fiel ihr schwer, ihre Kehle war wie zugeschnürt, als sie um eine Ecke bog und mit voller Wucht in zwei zupackende Hände rannte.
    Moonrakers
    Billy war unruhig. Seit dem Morgengrauen war er unterwegs gewesen, um den Bau der Schafhürden zu beaufsichtigen und Teiche trockenzulegen, hatte wegen der Langsamkeit der Sträflinge, die ihm helfen sollten, die Geduld verloren. In solchen Augenblicken fragte er sich dann, ob es nicht ein Fehler gewesen war, Jack an dieser verrückten Idee teilhaben zu lassen. Das Land war ein strenger Lehrmeister, die Werkzeuge und die bezahlten Hilfskräfte alles andere als nützlich, und es war nervtötend, dass alles so viel Zeit in Anspruch nahm.
    Er setzte den breitrandigen Hut ab und wischte sich über die Stirn. Die Hitze war erdrückend, obwohl die Sonne untergegangen war; sie flimmerte über dem Horizont und brachte die widerlichen Fliegen und das Surren unzähliger Insekten mit. Das Land erstreckte sich, so weit das Auge reichte – leer, abgeschnitten und so ursprünglich wie nach der Schöpfung. Das alles war so weit von England entfernt, und in jenem unruhigen Augenblick wünschte er sich wieder dorthin zurück – wollte über die Moore reiten, sich vor den Zollbeamten verstecken, in den Kneipen trinken und dabei Geschäfte für Schmuggler tätigen.
    Die Erinnerungen verfolgten ihn. Er hatte immer Geld in den Taschen gehabt und feine Kleidung getragen – hatte die Aufregung und Gefahr seines Lebens genossen sowie den Ruf, den es ihm einbrachte. Jetzt war er Bauer, ärmer als eine Kirchenmaus, hatte eine Frau, ein Kind, und ein zweites war unterwegs. Seine Kleidung bestand aus Lumpen, und sein Zuhause war eine Holzhütte mitten im Niemandsland. Er hatte nie Bauer werden wollen.
    Verzweifelt schaute er auf seine Hände. Die Haut war von der Sonne gebräunt, die Nägel waren gesplittert und dreckverkrustet, die Handflächen von Blasen überzogen. Schlagartig wurde ihm bewusst, dass dies redlich verdient war. Er mochte zwar arm sein, aber er konnte stolz den Kopf hochhalten für das gerodete Land, für Gesundheit und Wohlergehen seiner kleinen Familie und die Aussicht auf Größeres. Das Land war zäh und rau, aber es war zu zähmen. Ein ehrlicher Mann konnte mit ehrlicher Arbeit sein Zeichen hier setzen – konnte zukünftigen Generationen die Wege ebnen und der Welt zeigen, dass diese Sträflingskolonie von Männern und Frauen bevölkert war, die keine Angst davor hatten, das Beste aus dem zu machen, was ihnen mitgegeben wurde.
    Seine Laune besserte sich, und er pfiff nach seinem Pferd. Das Leben war gut, und es würde noch besser werden. Höchste Zeit, zu Nell zurückzukehren und ihr zu sagen, dass er sie liebte.
    Das Haus war still, als er durch die Fliegentür stürmte, so dass sie hinter ihm zuknallte. Amy schlief unter dem Moskitonetz in ihrem Bettchen, den Daumen fest im rosigen Mund.

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