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Träume jenseits des Meeres: Roman

Träume jenseits des Meeres: Roman

Titel: Träume jenseits des Meeres: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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arme kleine Eily O’Neil ist in panischer Angst vor der ewigen Verdammnis gestorben, nur weil du nicht zu bewegen warst, dich ihrer anzunehmen.«
    Er sah sie erschrocken an. »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.« Er schnappte hörbar nach Luft. »Ich schlage vor, du erklärst es mir.«
    Susan erzählte ihm von der Notiz, die sie Millicent mitgegeben hatte. Er leugnete, sie bekommen zu haben, und sie war schon im Begriff, mit ihm zu zanken, als ihr auffiel, dass das Haus zu still war – irgendetwas stimmte nicht. »Wo ist Millie?«, fragte sie.
    »Ich dachte, sie sei bei dir«, erwiderte er und schaute über ihre Schulter in die Dunkelheit vor der Tür.
    »Sie sollte längst zu Hause sein. Ich habe sie vor Stunden zu Florence geschickt.« Sie eilte durch das Haus und rief nach ihr. Panik stieg in ihr auf, als sie jedes Zimmer leer vorfand. »Millie.« Sie stand im Flur und schlug die zitternden Hände vor den Mund. »Du lieber Gott, was habe ich nur getan? Ich hätte dich niemals in die Stadt schicken sollen. Hoffentlich bist du in Sicherheit.«
    »Susan?« Ezra kam aus der Küche, das Gesicht in Sorgenfalten gelegt.
    Sie klammerte sich an ihn. »Wir müssen nach ihr suchen. Sie hat immer solche Angst im Dunkeln, und sie ist ganz allein da draußen. Ihr muss etwas zugestoßen sein – sie wollte nicht gehen –, und es ist alles meine Schuld.«
    Ezra nahm ihre Hände und beruhigte sie. »Sie wird beschlossen haben, bis morgen bei Florence zu bleiben«, murmelte er.
    Susan hätte ihm gern geglaubt, allerdings wussten sie beide, dass der Gedanke absurd war. Sie löste sich von ihm und griff nach einem Schal. »Das bezweifle ich stark.« Sie ging wieder in die Küche, um eine Laterne zu holen. Sie hatte gerade den Docht angezündet und die Glasscheibe wieder eingesetzt, als sie glaubte, ein Geräusch vernommen zu haben. Sie blieb reglos stehen.
    »Was ist?«, fragte Ezra.
    Susan legte einen Finger an den Mund. Da war es wieder – und diesmal erkannte sie es.
    Sie rannte zur Tür und wäre in der Eile, zu der zusammengesunkenen Gestalt im Dunkeln zu kommen, beinahe die Treppe hinuntergefallen. »Millie?«, flüsterte sie mit sanfter, vor panischer Angst zitternder Stimme. »Millie, bist du das?«
    Das Schluchzen hörte nicht auf, und die Gestalt rollte sich in ihrer Not zu einer Kugel zusammen.
    Susan gab Ezra ein Zeichen, im Haus zu bleiben. Das Mädchen war völlig außer sich, und obwohl Millicent ihn bewunderte, hatte Susan das Gefühl, was immer Millie zugestoßen war, könnte am besten ohne männlichen Beistand behandelt werden. Sie näherte sich der hockenden Gestalt, unsicher, was sie tun sollte. Sie hatte Angst vor dem, was sie vorfinden könnte.
    »Millie? Was ist los?«
    Die schluchzende Gestalt fuhr zurück und verkroch sich noch weiter in den Schatten, als Susan sie an der Schulter berührte. »Schau nicht hin«, schluchzte sie. »Ich will nicht, dass du es siehst. Auch Ezra nicht.«
    Susan warf einen Blick über die Schulter. Ezra stand noch immer in der Tür. Sie gab ihm ein Zeichen, ins Haus zu gehen. »Er ist drinnen. Komm, du kannst nicht hier draußen bleiben, und was immer dich erschreckt hat, ist jetzt vorbei. Du bist zu Hause und in Sicherheit.« Sie zog das Mädchen in die Arme.
    Millicent klammerte sich an sie, von Schluchzen geschüttelt, und stammelte zusammenhangloses Zeug.
    Susan versuchte sie zu beruhigen, doch als ihre Hände über die zarten Schultern strichen, stellte sie entsetzt fest, dass sie nackt waren. Im tiefen Schatten war fast nichts zu erkennen, doch ihre forschenden Finger entdeckten, dass das Baumwollkleid in Fetzen hing und ihre Unterröcke und der Umhang fehlten. Sie drückte das Mädchen fest an sich, wiegte es wie ein Kind, bis das Schluchzen allmählich nachließ.
    Sie setzte sich in der warmen nächtlichen Stille auf den Boden. Ihr Herz begann zu rasen, als ihre Vermutungen aufkeimten und die Angst zurückkehrte. Sobald der Mond hinter den Wolken hervortrat, gab es keinen Zweifel mehr daran, was Millicent zugestoßen war.
    Sie betrachtete das mit Blut und Tränen verschmierte Gesicht und sah die Kratzer und Prellungen an Armen und Hals. Blutspuren und Schmutz klebten an ihren Beinen und den Überresten ihres Kleides, und am Kopf waren kahle Stellen zu sehen, wo ihr jemand die Haare ausgerissen hatte.
    Etwas Kaltes legte sich um ihr Herz. Die das getan hatten, würden bestraft werden. Dafür würde sie sorgen – und wenn sie am Galgen hingen, würden sie

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